His-Törchen – die etwas andere Gegnervorschau Wie ein Spiel gegen Dresden zur Geburtsstunde der „brünstigen Hirschkuh“ wurde

Serie | Düsseldorf · In der Geschichte von Fortuna gibt es gleich eine Reihe von legendären Duellen gegen Dynamo Dresden. Im Heimspiel in der Arena könnte ein weiteres Kapitel geschrieben werden – mit einem Sieg könnten die Düsseldorfer den Klassenerhalt schaffen. Welche Statistiken man kennen sollte.

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Foto: Christof Wolff

Fortuna hat am vergangenen Samstag bei Hannover 96 Big Points auf dem Weg Richtung Klassenerhalt liegen lassen. Doch der Blick geht nach vorn. Am heutigen Abend (18.30 Uhr) kann der Rechenschieber getrost in der Schublade bleiben, denn die Rechnung ist simpel. Mit einem Sieg über den Tabellensechzehnten können sich die Flingerer aller Abstiegssorgen entledigen. Dagegen würde bei einer Heimschlappe gegen Dynamo Dresden das große Zittern beginnen, denn in den letzten drei Partien der Saison warten harte Brocken auf die Düsseldorfer.

Für den heutigen Gast kann es dagegen nur heißen – Sekt oder Selters. Die Dynamos werden alles Erdenkliche dafür tun, die Arena als Sieger zu verlassen. Wenn sich die Elbstädter auf irgendetwas verlassen dürfen, sind es ihre reisefreudigen Anhänger. Doch was nutzten 1.000 PS Unterstützung, wenn das Chassis, auch Jahrzehnte nach der Wende, immer noch dem eines Trabis ähnelt und Dynamo die PS nicht auf die Straße bringt?

Dabei war der Aufsteiger ordentlich in die Saison gestartet und in Dresden träumten sie von einer sorgenfreien Spielzeit. Doch auf lange Sicht reicht allein die Leidenschaft des vorhandenen Personals nicht aus, um nicht in Abstiegsgefahr zu geraten. So konnte der 11. Platz, mit satten 22 Punkten auf der Habenseite, zum Ende der Hinrunde nicht bestätigt werden. Aktuell ist die SGD die schwächste Rückrundenmannschaft und konnte lediglich weitere sieben Punkte holen – zu wenig um die Klasse zu halten.

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Foto: IMAGO/foto2press/IMAGO/Sven Leifer

Das Hinspiel …beendete das, was es heute partout fortzusetzen gilt – eine Negativserie von Dynamo Dresden. Während Fortuna immer tiefer in die Krise schlidderte, befreite sich Dynamo Dresden damals mit einem Sieg von seinem Negativtrend.

Hohe Spielkultur durften die 8.912 Fans im Rudolf-Harbig-Stadion nicht erwartet. Die letzten Ergebnisse beider Teams sprachen nicht für eine Partie auf Basis einer breiten Brust. Fortuna hatte zunächst alles im Griff, ohne dabei Torgefahr zu versprühen. Teilweise hatte es den Anschein, als wäre das Spielfeld um 32 Meter verkürzt, denn sowohl der Gast aus dem Rheinland, als auch das Heimteam mieden den Strafraum, wie der Teufel das Weihwasser. Einzig Florian Kastenmeier sorgte für Aufregung, als ihm ein verunglückter Abschlag fast zum Verhängnis wurde. So blieb es bei viel Kampf und Krampf, bis Christoph Klarer der letztlich spielentscheidende Fehler unterlief. Klarer foulte Königsdörffer, im doch vorhandenen Sechszehner, und Christoph Daferner verwandelte den fälligen Elfmeter zum 1:0 (43.).

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Foto: Moritz Mueller

Nach fünf Niederlagen in Serie stemmten sich die Sachsen im zweiten Abschnitt mit aller Macht erfolgreich gegen den Ausgleich, der sich den Düsseldorfern, nach Chancen von Khaled Narey (73.) und Robert Bozenik (89.), nur zweimal ernsthaft bot.

Die Heimbilanz …ist knapp an einer sportlichen Blamage vorbei. In den acht bisherigen Spielen auf rheinischem Terrain, konnte sechsmal kein Düsseldorfer Sieg gefeiert werden.

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Foto: Horstmueller/HORSTMUELLER GmbH

Los ging das Elend 1992 in der 1. Bundesliga (1:3). Zu Regionalliga-Nord-Tagen schmeckte das Feierabendbier ebenso wenig (1:1 und 1:2). Erst im vierten Anlauf gelang 2009 der erste Heimsieg – Torschütze beim hauchdünnen 1:0 Sieg war Andreas Lambertz.

Dass auch Fortunas Torverhältnis gegen die SGD vollends daneben ist (8:14 Tore), handelten sich die Flingerer in der 2. Bundesliga ein. Gleich zwei Mal erzielten die Sachsen drei Treffer (1:3 und 0:3) in der Arena. Wobei die 0:3 Pleite, vom 04. November 2016, doppelt weh tat. Das ausgerechnet das ausgemusterte Fortuna Idol „Lumpi“ Lambertz „Mann des Tages“ war, hätte sich kein Autor besser ausdenken können. Von den Fortuna-Fans herzlichst empfangen, schwang sich „Lumpi“ zu einer Galavorstellung auf und zeigte den Düsseldorfer Verantwortlichen, dass es ein Fehler war, ihn auszumustern.

Die Reihe der Treffen, die ausschließlich im Meisterschaftsbetrieb gespielt wurden, vervollständigt ein 1:1 (2013) und der zweite, und bisher letzte, Erfolg (2011). Und wie es der Zufall will, ist gerade dieser zweite Heimsieg zu Höherem berufen.

Das Spiel der Spiele … datiert vom 4. November 2011 und hat sich seinen Platz in der „Hall of Fame“ gesichert. Fortuna Trainer Norbert Meier schickte nach 88. Spielminuten, beim Stand von 1:1 seinen letzten Trumpf, Ranislav Jovanovic, in den Ring. Vorhersehung? Prophezeiung? Oder einfach nur das Glück des Tüchtigen? Egal, denn nur eines war wichtig – der Joker stach. In der zweiten Minute der Nachspielzeit, also gerade einmal vier Minuten nach seiner Einwechslung, versetzte Jovanovic sich, 30.000 Fortuna-Fans und seinen Trainer in pure Ekstase.

Im Mute der Verzweiflung hatte Sascha Dum einen letzten Ball weit bis an die Strafraumgrenze gedroschen, Namensvetter Rösler ließ den Ball abtropfen und „Rani“ zimmerte das Leder zum 2:1 in die Maschen (90.+2). Die Geburtsstunde der „brünstigen Hirschkuh“, aufgeführt von Chefcoach Norbert Meier in der Hauptrolle.

Dieser Last-Minute-Sieg durfte getrost als einer der entscheidenden Momente, auf dem Weg zurück in die Fußball-Bundesliga 2012, in die Annalen der Vereinsgeschichte eingehen.

Was Hoffnung macht … ist die „Thiounenische Tabelle“. Seit dem Amtsantritt von Daniel Thioune sind die Rot-Weißen ungeschlagen – und eine Heimmacht. In fünf Heimspielen feierte die Mannschaft vier Siege, lediglich dem HSV gelang es, einen überaus glücklichen Punkt vom Rhein zu entführen. Auch 12:3 Tore sprechen eine eindeutige Sprache. Doch bei aller Euphorie ist auch Vorsicht geboten. Die, in der Rückrunde, noch sieglosen Sachsen (0-7-6) sind trotz der dürftigen Bilanz ein zäher Gegner. In der „Thiounenischen Tabelle“ weisen sie fünf Unentschieden und vier Niederlagen aus – doch mit nur ein Tor pro Spiel mehr auf der Habenseite, wären sie in diesem Zeitraum „Fortuna 2.0“. Fortuna muss also auf der Hut sein, um endlich ihre miserable Heimbilanz gegen die Dynamos zu schönen und, als netten „Nebeneffekt“, den Klassenerhalt perfekt zu machen.

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