Christoph Offerhaus Köln-Fan behandelt Profis des FC Chelsea

London · Der Sporttraumatologe Christoph Offerhaus arbeitete dank eines Stipendiums in der medizinischen Abteilung des Londoner Fußballklubs mit. Auch bei der Knieoperation von Zlatan Ibrahimovic vor einem Jahr war der Kölner dabei.

Christoph Offerhaus steht an der Stamford Bridge, dem Stadion des FC Chelsea. Der Kölner Sporttraumatologe hospitierte mehrere Wochen in der medizinischen Abteilung der Londoner.

Christoph Offerhaus steht an der Stamford Bridge, dem Stadion des FC Chelsea. Der Kölner Sporttraumatologe hospitierte mehrere Wochen in der medizinischen Abteilung der Londoner.

Foto: privat

Wenn sich ein Fußballprofi mit 35 Jahren einen Kreuzbandriss zuzieht, bedeutet dies eigentlich das Karriereende für ihn. Es sei denn, der Spieler heißt Zlatan Ibrahimovic. Der Schwede verletzte sich im April 2017 im Trikot von Manchester United am rechten Knie, steht aber inzwischen in der Major League Soccer in den USA für Los Angeles Galaxy wieder auf dem Platz.

Ibrahimovic, mittlerweile 36 Jahre alt, ließ sich im vergangenen Jahr in Pittsburgh in den USA von Freddie Fu operieren, einem führenden Kniespezialisten weltweit. An der Behandlung war vom ersten Tag an auch ein Kölner Sportmediziner beteiligt. Christoph Offerhaus (36) hatte zufällig zu dieser Zeit bei Fu ein Stipendium erhalten, begleitete den Schweden in den ersten drei Wochen seiner Verletzung und lernte ihn näher kennen. „Ich habe ihn einmal gefragt, ob er nicht Lust hätte, für den 1. FC Köln zu spielen. Er meinte aber, dass er in Deutschland nur zu den Bayern gehen würde. Darauf habe ich ihm gesagt, dass er dann doch besser da bleiben soll, wo er ist“, erzählt der Sporttraumatologe und „Effzeh“-Fan.

Offerhaus: Wichtig, die Stimmung im Team zu erleben

Offerhaus studierte in Köln Sport und Medizin, in Pittsburgh plauderte Ibrahimovic vor dem 36-Jährigen aus dem Nähkästchen des Weltfußballs. Sie sprachen über den ehemaligen Kapitän der englischen Nationalmannschaft, Wayne Rooney, den Brasilianer Ronaldo oder Real Madrids Cristiano Ronaldo: „Für Zlatan ist Ronaldo der beste Spieler aller Zeiten. Er betonte aber immer der echte Ronaldo, nicht Cristiano.“

In den vergangenen Wochen befand sich der Arbeitsplatz des Kölners in London. Der 36-Jährige hospitierte – wieder dank eines Stipendiums – in der medizinischen Abteilung des FC Chelsea. Er wohnte auf dem Trainingsgelände der „Blues“ und war in die Behandlung der Spieler des Premier-League-Clubs, der Frauen-Mannschaft sowie der Jugend involviert. Für ihn war es ein Erlebnis, mittendrin im Herzen des Clubs zu sein. Bei seiner täglichen Arbeit erhielt er tiefe Einblicke: „Aus medizinischer Sicht kann es Sinn machen, Stimmungsschwankungen der Spieler und Spannungen innerhalb der Mannschaft hautnah mitzubekommen.“

Neben den Erlebnissen als Betreuer in den englischen Stadien bleibt ihm der freundschaftliche Austausch mit den Profis in Erinnerung: „David Luiz und Álvaro Morata sind ganz feine Kerle. Mit Antonio Rüdiger habe ich mich auch viel unterhalten und gut verstanden. ,Toni’ ist ein echter Charaktertyp und zu 100 Prozent auf die WM in Russland fokussiert. Dass ich so nah an der Mannschaft sein durfte, war schon außergewöhnlich.“

Das Projekt beim FC Chelsea war für den 36-Jährigen aus medizinischer Sicht ein ganz besonderes, weil es in England und Deutschland Unterschiede in der Spielerversorgung gibt: „Viele Vereine in der Premier League haben einen festen Teamarzt, der jeden Tag ganz nah an den Spielern ist. Bei uns aber hat selbst Bayerns Vorzeigearzt Dr. Müller-Wohlfarth seine Praxis in der Innenstadt oder in Köln sitzt Mannschaftsarzt Peter Schäferhoff im Mediapark und nicht direkt mit auf dem Trainingsgelände.“

Dauerhafte medizinische Betreuung

Dass im Millionengeschäft Fußball einige deutsche Vereine noch ohne diese enge medizinische Versorgung vorgehen, ist für Offerhaus verwunderlich: „Es gibt eine Studie mit den vier großen Ligen England, Deutschland, Spanien und Italien, in der Deutschland bei den Ausfallzeiten der Spieler am schlechtesten abschneidet.“ Liegt es an der medizinischen Betreuung? Für den Kölner ist der tägliche Umgang mit den Spielern jedenfalls ein großer Vorteil: „Es fängt bei Kleinigkeiten an. Wenn ich weiß, dass jemand eine Blase am Fuß hat und am anderen Tag mit Knieproblemen zu mir kommt, kann eine Fehlbelastung die Ursache sein.“

Durch den Transfer von Manchester nach Los Angeles gab es für Offerhaus in England allerdings nicht das erhoffte Wiedersehen mit Schwedens Superstar Zlatan Ibrahimovic. Dass sich der Schwede nach seiner schweren Knieverletzung in den Profifußball zurückgekämpft hat, ist für den Kölner im speziellen Fall Ibrahimovic kein medizinisches Wunder: „Er ist nicht nur ein witziger Typ mit einem riesigen Selbstbewusstsein, sondern auch ein harter Arbeiter. Ich habe vorher selten einen so trainierten Spieler gesehen. Zlatan schaffte mit seinem unfassbar großen Ehrgeiz und viel Disziplin, dass die Verletzung für ihn nicht das Karriereende bedeutete. Bei manch einem anderen Spieler wäre sie es gewesen.“

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