„Bitter für den Vereinssport“ Große Enttäuschung über Corona-Maßnahmen

Düsseldorf · Die Sportverbände sind enttäuscht über das Verbot von von Training und Wettkämpfen im Amateurbereich. Auch der Profisport hatte gehofft, mit Hygienekonzepten von den Corona-Maßnahmen ausgenommen zu werden. Die Ängste sind groß.

 Nicht nur das Handball-Tor, die ganze Halle bleibt in den nächsten Wochen gesperrt. Wegen der Corona-Pandemie darf im November kein Amateursport stattfinden.

Nicht nur das Handball-Tor, die ganze Halle bleibt in den nächsten Wochen gesperrt. Wegen der Corona-Pandemie darf im November kein Amateursport stattfinden.

Foto: imago images/Eibner/Weiss /Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de

Für Sportler und Athleten wird es ein harter November. Die Corona-Schutzmaßnahmen von Bund und Ländern treffen Amateur- und Profisport. Doch während die professionellen Sportler zwar auf Zuschauer verzichten müssen, aber weiter trainieren und Wettkämpfe austragen dürfen, wird der Amateursport für den nächsten Monat gänzlich eingestellt. Nur wer alleine oder mit einer Person aus seinem eigenen Haushalt Sport treibt, darf das auch – weswegen Golf- und Tennisverband jeweils auf eine Ausnahme für ihre Sportart hoffen.

Ob Handballer, Fußballer, Schwimmer oder Leichtathleten – sie alle stehen ab Montag vor verschlossenen Hallen und Plätzen. Der Liga-Betrieb wird im deutschen Amateurbereich eingestellt. Das bedeutet für viele Vereine, dass sie nach dem Lockdown im Frühjahr erneut ihre Leistung gegenüber den zahlenden Mitgliedern nicht erbringen können, dass sie Vereinbarungen mit Sponsoren wegen fehlender Wettkämpfe nicht erfüllen können.

„Für den Vereinssport bedeuten diese Beschlüsse im Grunde einen erneuten vierwöchigen Lockdown. Dies ist eine sehr bittere Pille“, sagte Frank-Michael Rall, Sprecher des Landessportbundes (LSB) NRW, unserer Redaktion. Für den LSB gehe es unverändert darum, Sportvereine in wirtschaftlichen Notsituationen zu unterstützen. Von der Politik erhoffe man sich, dass sie den Appell der Verbände hört: „Der organisierte Sport schafft Möglichkeiten, die zur Gesamtgesundheit positiv beitragen – gerade in einer Krisensituation. Die Politik sollte dies unbedingt im Blick behalten“, sagte Rall.

Doch man hat auch Verständnis für die Maßnahmen. „Es wäre natürlich leicht, die gestrigen Beschlüsse lautstark zu kritisieren oder fatale Folgen für den gesamten Sport heraufzubeschwören. Aber das macht aus unserer Sicht keinen Sinn. Als Landessportbund wollen wir uns darauf konzentrieren, unsere Mitgliedsorganisationen nicht im Regen stehen zu lassen“, sagte der LSB-Sprecher. Man wolle zeigen, welchen Beitrag die Vereine leisten können, „um die Menschen in unserem Land gut über die Wintermonate zu bringen“.

Gerade die sind für den Deutschen Skiverband die Hauptsaison. Während im Frühjahr und Sommer noch daheim trainiert werden konnte, geht es für die Wintersportler nun darum, erste Schneetrainings zu absolvieren und dann im November in die Wettkämpfe zu starten. Im Profibereich dürfen diese auch stattfinden. Für Wettbewerbe unterhalb des Weltcups könnte es in Deutschland im November schwierig werden. Auch Pisten- oder Schanzentraining der Nachwuchsgruppen könnte von den Verboten betroffen sein. „Noch wissen wir nicht genau, wie sich das alles auf den Wintersport auswirkt, weil die Landtage die Maßnahmen noch präzisieren müssen“, sagte Ralph Eder, Sprecher des DSV. „Aber für den Vereinssport ist es ein schwerer Einschnitt. Man muss sich auch gesellschaftspolitisch überlegen, welche Folgen es hat, wenn zum Beispiel Kinder und Jugendliche wieder keinen Sport machen dürfen – kontaktlos und draußen im Freien. Der Breitensport wird darunter leiden“, warnte der DSV-Sprecher.

Und auch die Amateur-Ligen werden vor neue Probleme gestellt. Im Fußball, aber auch Handball, Tischtennis oder Basketball war der Terminplan für die Saison wegen der Verschiebungen im Frühjahr und ausgesetzter Abstiege ohnehin schon eng. Einige Verbände sind daher dazu übergegangen, die nun ausfallenden Spiele ersatzlos zu streiche.

So zum Beispiel im Eishockey. An diesem Wochenende wird noch gespielt, danach sieht sich der nordrhein-westfälische Eishockey-Verband (EHV) „gezwungen, den kompletten Spielbetrieb der EHV-Ligen ab kommenden Montag auszusetzen“, wie er mitteilte. Sämtliche Spiele vom 2. bis 30. November werden „nicht stattfinden und auch nicht nachgeholt“.

Die Profis dürfen immerhin in der 2. Liga am 6. November vor leeren Rängen in die Saison starten. Der Deutschland-Cup sollte in Krefeld ohnehin ohne Zuschauer stattfinden – ebenso das Vorbereitungsturnier der Deutschen Eishockey-Liga. Auch die Handball-Liga soll im November ohne Zuschauer fortgesetzt werden. Doch über einen längeren Zeitraum können diese Sportarten den Liga-Betrieb ohne Ticketeinnahmen nicht aufrechterhalten.

Eine Kritik, die sowohl von Landessportbünden, als auch Verbänden zu hören ist: Die Hygienekonzepte im Sport hätten sich als wirksam erwiesen, er sei kein Treiber der Pandemie – und dennoch dürfe er nicht mehr stattfinden. Für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) ist es zum Beispiel schwer nachvollziehbar, dass die Hallenbäder trotz der gut funktionierenden Hygienekonzepte schließen müssen.

Die Politik setzt diesem Einwand entgegen, dass die Gesundheitsämter die Infektionsketten nicht mehr nachvollziehen können. „Ich verstehe und teile die Enttäuschung und die teilweise herrschende Verzweiflung all derer, die in Kultur, Gastronomie und Sport viel Zeit, Ideen und auch Geld in nachweislich funktionierende Hygienekonzepte investiert haben, aber jetzt dennoch zu den Betroffenen gehören“, sagte Dagmar Freitag (SPD), Sportausschussvorsitzende des Bundestages – auch wenn sie die Maßnahmen unterstütze.

mit dpa

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