Borussia Mönchengladbach Traoré will wieder seinen Jubel zeigen

Mönchengladbach · Der 26-jährige Flügelflitzer feierte seine Tore zuletzt mit verschränkten Armen und einem ernsten Blick zum Himmel. Es ist eine Geste für seine Brüder in Frankreich. Heute bei Apollon Limassol könnte Traoré erneut in der Startelf stehen.

Die Chartermaschine Richtung Zypern mit den Borussen an Bord überfliegt gerade Griechenland, als Ibrahima Traoré erzählt, was es denn nun mit seinem speziellen Torjubel auf sich hat. Der Flügelflitzer muss dabei selbst ein bisschen schmunzeln. "Das ist ein Jubel, den nur meine Brüder verstehen. Es ist eine Attitüde von Jungs in Frankreich, die in eine schwierige Gegend kommen. Der Jubel ist für sie", erklärt der 26-Jährige, der in Frankreich aufgewachsen ist, das, was er nach eigenen Treffern macht, nämlich, mit vor der Brust verschränkten Armen und strengem Blick gen Himmel zu posieren.

In den vergangenen Wochen gab es für Traoré so einiges zu posieren. Zweimal traf er vor 14 Tagen im Hinspiel beim 5:0 gegen Apollon Limassol - das 1:0 war sein erster Pflichtspieltreffer für Borussia - und vor einer Woche sorgte er mit seinem 2:0 für die Vorentscheidung im DFB-Pokalspiel bei Eintracht Frankfurt. Auffällig dabei: Inzwischen setzt Lucien Favre Traoré verstärkt auf der rechten Seite ein, als eine Art "Borussen-Robben", der trickreich und mit hohem Tempo auf den ersten Metern nach innen ziehen und mit seinem linken Fuß in Abschlusspositionen kommen kann und soll. Als er zu Saisonbeginn noch öfter in der Startelf stand, kam er noch zumeist über links. "Nach dem Trainerwechsel habe ich in Stuttgart zuletzt auch rechts gespielt. In der Nationalmannschaft spiele ich rechts. Natürlich spielt man dort anders. Dort komme ich leichter zum Abschluss. Aber letztlich spiele ich dort, wo der Trainer mich hinstellt. Eine echte Lieblingsposition habe ich nicht", sagt Traoré.

Heute Abend (19 Uhr) wird er wohl wieder von Beginn an ran dürfen, denn Favres Rotation spülte ihn zuletzt verlässlich in den Partien unter der Woche, also in Pokal und Europacup, in die Startelf. Warum das so ist, und warum er dafür seltener in der Liga ran darf, darüber will sich Guineas Nationalspieler nicht den Kopf zerbrechen. "Ich stelle mir solche Fragen nicht. Ich bin froh, wenn ich spiele", sagt Traoré.

Und so hat er selbstverständlich auch seinen messbaren Anteil daran, dass Favres Team vom Start weg 17 Partien ungeschlagen blieb und damit einen 44 Jahre alten Vereinsrekord einstellte. "Ganz ehrlich, bis letzte Woche wusste ich nicht, dass wir diesen Rekord einstellen konnten. Natürlich wollen wir jetzt ungeschlagen bleiben und den Rekord ausbauen", sagt Traoré. Tore von ihm heute in Nikosia wären dafür ein probates Mittel. An das Dortmund-Spiel am Sonntag wollen er und seine Kollegen dabei naturgemäß noch nicht denken. "Wir nehmen jedes Spiel für sich. Und man sieht ja auch, dass wir bislang keinen Gegner auf die leichte Schulter genommen haben, sonst hätten wir nicht so eine Serie starten können. Aber natürlich sind Spiele gegen die Bayern oder Dortmund Ausnahmespiele", sagt Traoré.

Der Erfolg gibt Favres Von-Spiel-zu-Spiel-Denken ohnehin unbestreitbar Recht, und dass selbst aus dieser manchmal so nüchtern und beherrscht wirkenden Herangehensweise auch das ganze Selbstbewusstsein einer aktuell so starken Fohlenelf tönen kann, beweist Traoré mit der letzten Aussage: "Wir werden uns erst einmal auf Limassol vorbereiten, um dort zu gewinnen. Und wenn wir zurück in Deutschland sind, bereiten wir uns auf Dortmund vor, um dort zu gewinnen." Im Erfolg kann Profifußball zuweilen sehr einfach klingen. Auch im Flieger. Über Griechenland.

(RP)
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