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Borussia Mönchengladbach Gladbachs Bestwerte und Zlatans Gnade

Mönchengladbach · Hinten macht Borussia Mönchengladbach – statistisch gesehen – derzeit niemand etwas vor. Dass das sowohl für die zweite Halbzeit als auch für die Abwehr gilt, erklärt die "Zehn vom Niederrhein".

Bundesliga 13/14, Gladbach - Nürnberg: Einzelkritik
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Hinten macht Borussia Mönchengladbach — statistisch gesehen — derzeit niemand etwas vor. Dass das sowohl für die zweite Halbzeit als auch für die Abwehr gilt, erklärt die "Zehn vom Niederrhein".

1.) Bengalos im Wohnzimmer Zugegeben: Als Oma Ende 70 wäre ich dieser Tage auch skeptisch, wenn Fußballfans unterwegs sind. Vielleicht war die nervöse Frau neben mir im Zug vor ein paar Wochen eingeschlafen, während im ZDF "Willkommen bei Carmen Nebel" lief. Dann wachte sie auf, im "Sportstudio" der Bericht über das Revierderby, sie sah die Leuchtraketen aus dem Dortmunder Gästeblock und wähnte sogleich ihr Wohnzimmer in Flammen. Aber so weit kamen wir gar nicht während unserer kurzen Unterhaltung im RE 13 nach Mönchengladbach. Die Angst, "dass das hier gleich Randale gibt", war mit einem Satz genommen: "Keine Sorge, die kennen sich alle und haben sich lieb."

2.) "Fußballgott" Konstant gefährlich ist in Gladbach nur Juan Arangos linker Fuß, gegen den 1. FC Nürnberg glänzte er mal wieder in der Kategorie "Gefühl". Sollte Zlatan Ibrahimovic in den WM-Play-offs nicht fünf Jahrhunderttore schießen, wäre bei der November-Wahl zum "Tor des Monats" sogar ein Plätzchen drin für Arango und seinen Schlenzer in den Winkel zum 1:1. Die "Fußballgott"-Rufe einer Gruppe in Block 17 werden von Spiel zu Spiel größer. Wild über den Borussia-Park verteilt, sind etliche Menschen davon überzeugt, den Venezolaner auf die nächste Stufe der Verehrung zu heben. Angesichts der Ungewissheit, ob Arangos 2014 auslaufender Vertrag noch einmal verlängert wird, müsste die Bewegung so langsam Fahrt aufnehmen.

"So siegt ein Spitzenteam"
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Foto: RPO

3.) Im Verborgenen Max Kruse hat in einigen Saisonspielen zweifellos überragt. Doch es gibt auch immer wieder Tage wie gegen Nürnberg, nach denen sich die Frage stellt, ob das wirklich gut war und wenn ja, was genau gut war. Zum ersten Mal blieb der Nationalspieler zu Hause ohne Torbeteiligung. Kruses Wert für Borussia lässt sich jedoch nicht immer vom Spielberichtsbogen ablesen. In der 74. Minute sprintete er so beherzt in Richtung Ball und Außenlinie, dass ihn Emanuel Pogatetz — dem er wenige Zentimeter enteilt war — resolut in die Werbebande checkte. Mehr als ein Freistoß war in der Szene kaum herauszuholen. Arango schlug ihn in die Mitte, Nürnbergs Niklas Stark erzielte das Eigentor zum 2:1 — mehr kann man wiederum aus einem Freistoß nicht herausholen.

4.) Bruns war gut Bleibt also das Fazit, dass das schon in Ordnung war, was Kruse am Samstag gezeigt hat. Zufrieden wäre auch der Ulli Potofski des Jahres 1990 gewesen. Vor der Partie lief auf den Videowänden eine Zusammenfassung des Heimspiels gegen Nürnberg von kurz nach dem Mauerfall. Seinen Bericht über das souveräne 3:0 des VfL beendete der Sportreporter mit den Worten: "Zwei junge Frauen haben mich vor dem Spiel angesprochen — ich soll auf jeden Fall sagen, dass der Hans-Günter Bruns gut gespielt hat. " Der Stand damals jedoch gar nicht im Kader. Roel Brouwers war gegen Nürnberg übrigens auch gut.

5.) Drei Zentimeter Sollte jemand ein Fach studieren, in dem sich eine Abschlussarbeit über Zeitmanagement anbietet, gäbe es an dieser Stelle noch einen Tipp für ein Thema: Wie lange benötigen Linienrichter durchschnittlich zur Kontrolle der Netze — vor und nach dem Phantomtor? Das Team von Schiedsrichter Christian Dingert hätte sich besser vergewissert, dass die Torlinien akkurat gezogen sind. Erst eine 3D-Grafik konnte belegen, dass der Ball nach dem Schuss von Josip Drmic zwar nicht mehr die Linie berührte, wohl aber nicht mit vollem Durchmesser drin war. Die Torlinientechnik hat übrigens eine Toleranz von drei Zentimetern. Gut möglich, dass es mit GoalControl am Samstag das erste Technik-Phantomtor gegeben hätte.

6.) Xhaka macht weiter Der Nürnberger Stürmer Drmic stand jedoch nicht nur bei seinem Lattentreffer und seinem Tor zum 0:1 im Mittelpunkt. Dazwischen sorgte ein Zweikampf mit Landsmann Granit Xhaka für Aufregung. Der beteuerte, den Ball gespielt zu haben. Drmic persönlich gab ihm Recht. "Wenn das einen Elfmeter gegeben hätte, hätte ich mit 21 mit dem Fußball aufgehört", sagte Xhaka — und meinte es nicht ganz so ernst. Ohnehin geht seine noch junge Laufbahn weiter. Schiedsrichter Dingert entschied schließlich auf Weiterspielen.

7.) Makellos bis Dezember Mit Glück schaffte Gladbach also den sechsten Heimsieg hintereinander zum Saisonstart — Vereinsrekord eingestellt. Die Serie ist jetzt schon so lang, dass es merkwürdig anmutet, Mitte November noch "Saisonstart" zu schreiben. Eine eigene Bestmarke hat die Mannschaft von Trainer Lucien Favre jetzt schon: Nie zuvor hatte der VfL am 11. November noch keinen Punkt im eigenen Stadion abgegeben. Vor dem ersten Advent, wenn der SC Freiburg zu Gast ist, wird sich daran nichts ändern.

8.) Hinten raus Spitze Obwohl die "Elf vom Niederrhein" zum ersten Mal im Borussia-Park zurücklag, gab es zur Pause noch keinen Grund zur Beunruhigung — aus statistischen Gründen. Bis dato hatte der VfL zu Hause in der zweiten Hälfte immer mindestens zwei Tore erzielt. Zudem traf er in allen Partien, das Nürnberg-Spiel bereits eingeschlossen, 13 Mal in den letzten 30 Minuten. In der Schlussviertelstunde gab es erst einen Gegentreffer. Das alles sind Liga-Bestwerte.

9.) Hinten verbessert Auch wenn das 3:1 gegen Nürnberg nicht als Paradebeispiel dient, ist neben der furiosen Offensive eine stabilere Abwehr für Borussias Serie verantwortlich. Nur drei Gegentore hat der VfL in den vergangenen fünf Spielen kassiert — und das, obwohl Lucien Favre seine Viererkette viermal verändern musste. Bayern, Wolfsburg und Braunschweig sind mit fünf Gegentreffern die nächstbesten Teams seit Anfang Oktober. Mittlerweile haben nur noch vier Vereine weniger Tore hinnehmen müssen als Gladbach. Vor fünf Spieltagen waren es elf.

10.) Unikat Martin Stranzl und Alvaro Dominguez bauen das Spiel auf. Der Ball landet beim eingewechselten Amin Younes, der einen Doppelpass mit Luuk de Jong spielt. Dann bekommt Branimir Hrgota den Ball, setzt sich gegen drei Gegner durch und trifft zum 1:2 gegen Hoffenheim. Warum dieses Tor an dieser Stelle rekapituliert wird? Es ist das einzige, an dem Max Kruse, Raffael, Juan Arango und Patrick Herrmann weder als Schütze noch als Vorbereiter beteiligt waren. 27 von 28 Treffern gehen zumindest zum Teil auf das Konto dieser Vier. 86 Torschüsse haben sie abgegeben, 87 vorgelegt — und doch käme momentan niemand auf den Gedanken, Gladbach sei zu leicht auszurechnen.

(can)
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