Borussia Mönchengladbach Borussias ungewohnte Abwehr-Wackler

Fussball · Beim 3:1-Sieg gegen Nürnberg tat sich die Hintermannschaft der Borussen schwer. Tony Jantschke war von der Spielweise der Gäste überrascht – doch er und seine Kollegen fingen sich rechtzeitig wieder.

 Oft mussten Borussias Abwehrspieler – wie hier Martin Stranzl (r.) gegen den Nürnberger Torschützen Josip Drmic - in höchster Not klären.

Oft mussten Borussias Abwehrspieler – wie hier Martin Stranzl (r.) gegen den Nürnberger Torschützen Josip Drmic - in höchster Not klären.

Foto: Wiechmann

Beim 3:1-Sieg gegen Nürnberg tat sich die Hintermannschaft der Borussen schwer. Tony Jantschke war von der Spielweise der Gäste überrascht — doch er und seine Kollegen fingen sich rechtzeitig wieder.

Tony Jantschke stand mit einer dicken schwarzen Jacke im Kabinentrakt des Borussia-Parks — und musste erst mal durchschnaufen. "Wir waren sehr überrascht", sagte der Aushilfs-Innenverteidiger nach dem 3:1-Erfolg gegen Nürnberg. 70 Minuten lang tat sich Borussia extrem schwer gegen den Tabellenletzten. Vor allem in der Abwehr war eine Menge Glück nötig.

"Nürnberg hat sich perfekt auf unsere Stärken eingestellt", betonte Jantschke. Der "Club" störte extrem früh, setzte Borussias Doppelsechs ständig unter Druck. Und provozierte somit Fehler. Beim Spielaufbau verloren Oscar Wendt und Granit Xhaka oft die Bälle. Daraus resultierte das 0:1 für die Gäste. Das Tor war ein perfektes Beispiel dafür, was an diesem Tag in Borussias Hintermannschaft nicht stimmte: Hiroshi Kiyotake kam rund 20 Meter vor dem Tor frei an den Ball, Tony Jantschke rückte raus, obwohl Christoph Kramer noch zwischen dem Japaner und dem Tor stand. Dadurch eröffnete sich Freiraum vor Borussias Tor. Und weil Martin Stranzl zu weit außen postiert war, schob Kiyotake den Ball perfekt zu Josip Drmic, der kein Problem hatte, das 1:0 zu erzielen.

"Drmic spielte perfekt zwischen unseren Linien", sagte Jantschke. Kiyotake scheint sich derweil seine besten Auftritte im Nürnberger Trikot für die Borussia aufzusparen. Der Japaner war kaum zu halten, spielte gleich mehrfach traumhafte Pässe in den Rücken der Abwehr. Begünstigt wurde dies dadurch, dass die Innenverteidigung nicht so solide agierte wie zuletzt: Stranzl (RP-Note 5) erwischte wohl seinen schlechtesten Tag im Gladbacher Trikot. Er lief oft außer Position, verlor den Zweikampf im eigenen Strafraum, der nach der späten (aber wohl sauberen) Grätsche von Granit Xhaka fast noch zum Strafstoß für die Gäste geführt hätte. "Wir haben es als Mannschaft defensiv nicht gut gemacht", sagte Stranzl. Erst in der zweiten Hälfte, als die Nürnberger ihrem Tempo Tribut zollen mussten, bekam Borussia die Abwehr in den Griff.

Trotzdem hatten Jantschke und Kollegen viel Glück. "Wir durften zur Pause froh sein, dass es nur 0:1 stand", sagte der 23-Jährige. Und nach dem Seitenwechsel zog sich Nürnberg zwar weitgehend zurück — dann war die Elfmeterszene. Und zuletzt kam noch der Lattenkracher von Drmic, bei dem trotz unzähliger Zeitlupen nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, ob der Ball hinter der Linie war oder nicht. "Wir haben etwas Glück gehabt", gab Jantschke zu. "Aber wir haben in dieser Saison auch schon genug gegen uns bekommen. Das gleicht sich halt alles aus. Ich werde mich jetzt sicherlich nicht für das 3:1 entschuldigen."

Erst am 22. November müssen Jantschke und Kollegen wieder ran, beim Auswärtsspiel in Stuttgart. Filip Daems, der zuletzt verletzt ausgefallen war, feierte kurz vor Schluss seine Rückkehr in der Abwehr. Havard Nordtveit (war gestern erstmals wieder auf dem Platz) und Roel Brouwers sollen im Optimalfall beim nächsten Heimspiel gegen Freiburg wieder verfügbar sein. Alvaro Dominguez hofft noch auf ein Comeback in diesem Kalenderjahr.

Das Puzzle in der Abwehr wird sich in der restlichen Hinrunde trotzdem noch fortsetzen. So braucht Trainer Lucien Favre Alternativen in der Hintermannschaft. Zum Beispiel Tony Jantschke. "Ich kenne die Innenverteidigerposition zwar", sagt Jantschke. "Aber in der Bundesliga ist das doch was anderes." Gut möglich jedoch, das er sich noch eine paar Wochen damit anfreunden muss.

(RP)
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