Zwei junge Sportler, zwei Lebensansätze „Es wäre ein Traum, bei Borussia Profi zu werden“

Mönchengladbach · Julian Niehues wohnt im Internat der Borussia und spielt in der U19. Niklas Bien ist Handballer und möchte Sportjournalismus studieren. Die beiden 18-jährigen Sportler sprechen über ihre unterschiedlichen Lebensansätze und ihre Pläne nach dem Ende der Schulzeit.

 Voller Einsatz für Borussia: Der gebürtige Münsteraner Julian Niehues (links, hier im U19-Spiel gegen Borussia Dortmund) lebt im Internat der Gladbacher. Er will Profi werden.

Voller Einsatz für Borussia: Der gebürtige Münsteraner Julian Niehues (links, hier im U19-Spiel gegen Borussia Dortmund) lebt im Internat der Gladbacher. Er will Profi werden.

Foto: Ja/Christian Verheyen (chv)

Beide sind 18 Jahre alt, haben gerade ihr Abitur gemacht und für beide spielt Sport eine große Rolle. Trotzdem gestaltet sich das Leben von Julian Niehues und Niklas Bien völlig unterschiedlich.Niehues großes Ziel ist, Fußballprofi zu werden. Der gebürtige Münsteraner wohnt im vereinseigenen Internat von Borussia Mönchengladbach und wechselte im Juli 2018 aus der Jugend von Preußen Münster in die U19 der Borussen. Bien wohnt, wie die meisten 18-Jährigen, noch zu Hause und möchte im kommenden Jahr studieren, am liebsten Sportjournalismus. Er spielt Handball beim ATV Biesel in Mönchengladbach. Die Beiden haben sich zum Gespräch getroffen und darüber gesprochen, was die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der aktuellen Phase ihres Lebens sind, wie sie den Sport an den Alltag oder aber den Alltag an den Sport anpassen und wie die Zukunftspläne der Beiden aussehen.

Bien Julian, Du wohnst jetzt seit etwas mehr als einem Jahr im Internat der Borussia. Hast du dich schon gut eingelebt und was sind die größten Unterschiede zu der Zeit, als du noch zu Hause gewohnt hast?
Niehues Auf jeden Fall, ich habe mich sehr schnell gut eingelebt. Die anderen Jungs haben mich sehr freundlich aufgenommen. Mit einigen haben sich auch schon Freundschaften entwickelt. Der größte Unterschied ist, dass ich meine Familie und Freunde nicht mehr täglich sehe. Außerdem gibt es mehr und andere Regeln, die das Leben im Internat mit sich bringen. Trotzdem lebe ich im Internat schon luxuriös. Vor allem bei Erledigungen im Haushalt wird uns viel geholfen. Aber bestimmte Dinge, an die wir Jugendliche uns halten müssen, gibt es ja in jedem Haushalt. Das gehört aber einfach dazu, oder nicht?

Bien Ja, das stimmt natürlich. Ich gehe davon aus, dass in jedem Haushalt andere Regeln gelten. Mal mehr, mal weniger streng. Ich persönlich hatte bei mir zu Hause aber nie das Gefühl durch irgendwelche Regeln eingeschränkt zu sein. Ist das bei dir anders?

Niehues Es gibt schon bestimmte Vorgaben, an die ich mich erstmal gewöhnen musste, wie zum Beispiel die Ausgehzeiten. Das bedeutet, dass die unter 18-Jährigen um 22 Uhr und die Volljährigen um 23 Uhr im Internat sein müssen. Ausnahmen müssen immer extra vom Internatsleiter genehmigt werden. Gerade wenn man mitbekommt, dass andere in unserem Alter, vor allem abends an Wochenenden mehr unternehmen können. Das war am Anfang natürlich nicht leicht. Aber wenn ich mir mein sportliches Ziel vor Augen halte, kann ich die Regeln des Internats nachvollziehen.

Bien Dass das nicht einfach ist, kann ich mir vorstellen. Bestimmte Ausgehzeiten habe ich nicht. Was das angeht, habe ich also deutlich mehr Freiheiten. Darauf verzichten zu müssen, würde mir wahrscheinlich schwer fallen. Welche Umstellungen hat der Vereinswechsel, abgesehen vom Internatsleben, mit sich gebracht?

Niehues Der Schulwechsel mitten in der Oberstufe war schon eine Umstellung. Ich habe die ersten Punkte für das Abitur schon an meiner alten Schule in Münster gesammelt und musste dann an die Themen auf der neuen Schule anknüpfen, um die Abiturprüfungen gut zu bestehen. Da ich aus NRW komme und es das Zentralabitur gibt, konnte ich da weitermachen, wo ich in Münster aufgehört habe. Die Schulen haben dabei zum Glück gut kooperiert. Sportlich gesehen ist der Trainingsaufwand im Allgemeinen deutlich größer geworden. Vor allem die Einheiten vor und während der Unterrichtszeit waren neu für mich.

Bien Unser Training findet ausschließlich abends statt, da die meisten tagsüber in der Schule oder bei der Arbeit sind. Man kriegt dann schon mit, dass man die Trainingszeiten mit Schulaufgaben abstimmen muss, da die Schule im Zweifel vorgeht. Wie ist das bei euch geregelt, dass ihr teilweise den Unterricht für euer Training verlassen könnt?

Niehues Das Gymnasium, auf dem ich war, hat eine Kooperation mit dem Verein und die Spieler sind, sofern die Noten stimmen, für diese Zeit vom Unterricht freigestellt. Wir werden dann vom Verein von der Schule abgeholt und später wieder zurückgefahren. Ungefähr vier Stunden haben wir deswegen in der Woche verpasst, mussten diese aber nachmittags zu festen Zeiten mit Lehrern nachholen. Wie häufig trainiert ihr denn?

 Auf dem Sprung: Niklas Bien spielt Handball beim ATV Biesel. Der gebürtige Mönchengladbacher will künftig in Köln Sportjournalismus studieren.

Auf dem Sprung: Niklas Bien spielt Handball beim ATV Biesel. Der gebürtige Mönchengladbacher will künftig in Köln Sportjournalismus studieren.

Foto: ATV Biesel

Bien Normalerweise drei Mal in der Woche. Ich spiele zwar mit meiner Mannschaft, der A-Jugend des ATV Biesel, in einer recht hohen Liga, trotzdem geht es bei mir nicht in die Richtung, wie bei dir, den Sport zum Beruf zu machen. Handball ist für mich also ausschließlich ein Hobby. Wann hast du denn gemerkt, dass Fußball für dich mehr als ein Hobby werden kann?

Niehues So richtig ernst wurde es, als ich mir im Winter 2018 überlegt habe, ob ich den Schritt von Preußen Münster zu Borussia Mönchengladbach gehen soll. Zwar haben auch schon in den Jahren vorher große Vereine Interesse gezeigt, aber damals war ein Wechsel für mich noch keine Option. Ich habe zusammen mit meiner Familie lange darüber nachgedacht. Mit dem Wechsel zur Borussia war dann klar, dass Fußball für mich mehr als ein Hobby sein wird. War es für dich auch ein Traum Handballprofi zu werden?

Bien Ich glaube jedes Kind, das Sport macht, träumt davon, diesen Sport irgendwann mal beruflich machen zu können. Mir war aber relativ früh bewusst, dass das nicht realistisch ist. Ich hätte mich nicht dagegen gewehrt, wenn es in diese Richtung gegangen wäre, aber diese Gedanken musste ich mir nie machen. So war bei mir auch noch Zeit, bis vor einigen Jahren Schlagzeug zu spielen und mit Freunden auf den Bolzplatz zu gehen. Dazu kommt noch, dass ich eine ganze Menge Sport schaue und natürlich auch mal Zeit an der Konsole verbringe. War bei dir auch noch Platz für andere Hobbys?

Niehues Früher als ich weniger oft Training hatte, war ich auch in meiner Freizeit häufig mit meinen Freunden Fußball spielen. Heute verbringe ich die meiste Freizeit ruhiger, indem ich sehr viel Fußball aber auch Basketball schaue. Für die ein oder andere Stunde an der Konsole bleibt auch noch Zeit.

Borussia Mönchengladbach eröffnet Nachwuchsinternat Fohlenstall
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Foto: Rheinische Post/Dirk Päffgen

Bien Bei unserem Verein ist es normal, dass man ab und zu bei der Ersten Mannschaft mittrainiert und teilweise sogar mitspielen darf. Ist das auch auf professionellem Niveau machbar? Durftest du schon mal bei der Profi-Mannschaft mitspielen?

Niehues Ja, in diesem Jahr durfte ich während der Länderspielpausen bei Trainingseinheiten und zwei Testspielen unserer ersten Mannschaft dabei sein. Es war für mich eine unglaubliche Erfahrung, mit all den Spielern zusammen zu spielen, denen man sonst nur im Fernsehen und im Stadion zuschauen kann. Sag mal, würde der Handball deine Entscheidung beeinflussen, ob du zum Beispiel in eine andere Stadt ziehst?

Bien Am liebsten würde ich in Köln Sportjournalismus studieren. Dann könnte ich zumindest am Wochenende zum Training und zum Spiel zurück kommen. Trotzdem kann es natürlich dazu kommen, dass sich weiter weg eine gute Möglichkeit bietet oder es mit dem Studium in Köln nicht direkt funktioniert. Dann müsste ich diese Möglichkeit natürlich über den Handball stellen, gerade weil ich Handball nicht beruflich machen werde. Hast du auch vor zu studieren?

Niehues Mein Hauptziel ist es schon, mein Geld als Fußballprofi zu verdienen, deswegen ist Studieren für mich noch keine Option. Trotzdem habe ich das Abitur gemacht, da den Traum Fußballprofi zu werden sehr viele haben, es aber nur die Wenigsten am Ende schaffen. Dabei muss ich mir realistisch vor Augen führen, dass dieser Traum auch schnell platzen kann. Dafür halte ich mir als Plan B die Tür zum Studium offen, da es auch möglich ist, in einigen Jahren erst mit dem Studium zu beginnen. Was denkst du, was du in zehn Jahren machen wirst?

Bien Ich hoffe, dass ich in zehn Jahren mit meinem Studium fertig bin und im Bereich Sportjournalismus irgendwo Anschluss gefunden habe. Wahrscheinlich erkennt man im Laufe des Studiums auch immer besser, in welchem Bereich man sich am wohlsten fühlt. Siehst du dich in zehn Jahren noch bei der Borussia?

Niehues Es wäre natürlich ein Traum, wenn ich mich bei Gladbach im Profibereich etablieren könnte. Aber auch hier muss ich realistisch sein. Bei Borussia als einer der Topvereine in der Bundesliga ist es sehr schwer, sich durchzusetzen. Der Weg zum Fußballprofi könnte mich dann also auch zu anderen Vereinen führen.

(RP)
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