Borussia Mönchengladbach Schuberts Taktik geht auf

Bern · André Schubert, Cheftrainer des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach, trifft beim 3:1 in Bern viele richtige Entscheidungen.

Borussia Mönchengladbach feiert mit den Fans in Bern
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Borussia feiert mit den Fans in Bern

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An die vereinbarte Kleiderordnung hat sich André Schubert nicht gehalten. Während die umfangreiche Mönchengladbacher Reisegruppe in Bern fast ausnahmslos Weiß trug, die 6000 Fans und auch die Spieler, war der Trainer von Borussia Mönchengladbach ganz in Schwarz unterwegs: schwarzer Anzug, schwarzes Hemd, sein typischen Outfit bei internationalen Spielen des Fußball-Bundesligisten. Ansonsten aber passte das, was er sich für den Abend ausgedacht hatte, wie angegossen.

3:1 siegte Gladbach im ersten von zwei Play-off-Spielen zur Champions League bei den Young Boys aus der Schweizer Hauptstadt. Schubert hatte daran gehörigen Anteil mit seinem taktischen Konzept und seinen Wechseln. "André hatte es sehr gut analysiert und in Tobi Strobl und Chris Kramer zwei große Sechser vor der Abwehr aufgestellt", lobte Sportdirektor Max Eberl. Für ihn war dieser taktische Kniff "ein wichtiger Schlüssel zum Spiel, viele seiner Züge haben gut funktioniert".

Schuberts Analyse hatte ergeben: Der hünenhafte Berner Guillaume Hoarau ist das Ziel vieler lange Bälle der Kollegen, die er dank seines Größenvorteils verteilen oder gefährlich in den Strafraum verlängern soll. Strobl, der den Vorzug vor den offensiver ausgerichteten Mo Dahoud und Jonas Hofmann erhielt, war aber fast immer an Hoarau dran. Und wenn nicht, dann war Kramer da.

So kam vor allem in der ersten Halbzeit sehr wenig an im Strafraum der Borussen, insgesamt kam Hoarau nur zweimal gefährlich zum Abschluss. "Wir hatten im Vorjahr auswärts oft nicht die Stabilität. Daher wollten wir diesmal auch defensiv die Kontrolle gewinnen", erklärte Schubert seinen Ansatz.

Tatsächlich: Borussia schaffte es meist, das Anrennen der Berner zu disziplinieren und verschaffte sich selbst Gelegenheit, das eigene Spiel nach vorn gefährlich zu inszenieren. Raffael nutzte die erste Chance zum 1:0, später konnte Alain Rochat seinen Schuss nur zum 1:3 ins eigene Tor abfälschen. Vorn hatte sich Schubert für eine spielstarke Mischung entschieden - mit Thorgan Hazard statt des robusten André Hahn neben Raffael und Lars Stindl. Hazard, der auf dem Kunstrasen sehr gut zurecht kam, bereitete das 1:0 vor. Später, als das 1:1 gefallen war und es darum ging, dagegenzuhalten, kam Hahn - und schoss das 2:1. Mit dem langen Jannik Vestergaard, Fabian Johnson und der Umstellung vom 3-4-3-System auf ein 4-4-2 brachte Schubert die nötige Ruhe ins Spiel in der Schlussphase.

Schubert zeigte somit im ersten Pflichtspiel, wie er Rotation versteht: Die Umstände, der Gegner, Formkurven, all das lässt er bei der Konstruktion des Teams einfließen. Da kann auch mal ein Detail entscheiden, wer spielt oder nicht. "Wir haben einen Kader mit 17, 18 Spielern auf Augenhöhe, auch um taktische Winkelzüge des Gegners reagieren zu können", sagte Max Eberl. Dass Schubert mit seinen Wechsel auch jene bei Laune hielt, die zunächst warten mussten, war auch ein Aspekt in Bern: Jannik Vestergaard beispielsweise kam, wenn auch nur in Teilzeit, zu seinem ersten Europapokal-Einsatz, den er sich erhofft hatte.

Für das Pokalspiel am Samstag beim Regionalligisten SV Drochtersen/Assel erwartet André Hahn, dass "der Trainer auf drei, vier Positionen wechseln wird". Schubert weiß indes auch, dass Rotation immer nur so gut ist wie das Ergebnis. Stimmt das nicht, wäre jede andere Variante (und sein Kader gibt viele Möglichkeiten her) die bessere gewesen. Das ist das Geschäft. In Bern machte er allein schon im Sinne der nüchternen Gesetze des Erfolgs alles richtig. "Wir haben eine gute Ausgangslage", befand Max Eberl mit Blick auf das Rückspiel gegen Bern nächsten Mittwoch. Da will Schubert sein Team endgültig in die Champions League rotieren.

(kk)
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