Bronze für den Deutschland-Achter Fünf Goldmedaillen bei Ruder-WM

Luzern (rpo). Der Deutsche Ruderverband (DRV) hat wieder einen Achter von internationalem Format. Mit einem unverhofften dritten Rang im Finale der Weltmeisterschaften auf dem Luzerner Rotsee kehrte das DRV-Paradeboot nach zweijähriger Irrfahrt auf Erfolgskurs zurück.

Die neuformierte Crew um Schlagmann Michael Ruhe (Hameln) musste sich nur der Konkurrenz aus Rumänien und Kroatien geschlagen geben, kam aber vor Titelverteidiger USA und Olympiasieger USA ins Ziel. Voller Freude über die wundersame Genesung des Problemfalls, der noch vor 13 Monaten nach verpasster Olympia-Qualifikation an gleicher Stätte mit Hohn und Spott bedacht worden war, zog Trainer Dieter Grahn ein positives Fazit: "Das ist ein Anfang, auf dem wir aufbauen können", lobte der Coach den couragierten Auftritt seines Teams.

Nicht nur der jüngste Achter der DRV-Geschichte sorgte für Hochstimmung: Mit fünf Goldmedaillen in den 14 olympischen Wettkampfklassen übertrafen die Deutschen auf der traditionsreichen Regattastrecke selbst die kühnsten Prognosen und avancierten vor 16 300 Zuschauern zum erfolgreichsten Verband. Einen Tag nach den ersten Plätzen im Frauen-Einer und Frauen-Doppelzweier legten auch der leichte Frauen-Doppelzweier sowie beide Doppelvierer am Siegersteg an. Komplettiert wurde die Erfolgsbilanz durch den zweiten Platz im Vierer ohne Steuermann und den dritten Rang des Frauen-Achters. "Was die gesamte Mannschaft hier geleistet hat, ist der Mega-Hammer", kommentierte DRV-Sportdirektor Michael Müller das beste WM-Ergebnis seit 1991.

In einem spannenden Boot-an-Boot-Rennen rettete der Achter die erste WM-Medaille seit dem zweiten Platz 1998 in Köln mit einem Schlussspurt über die Runden. Zwei Jahre nach dem deprimierenden 10. WM-Platz bei der letzten WM in Kanada sieht Grahn der Zukunft wieder zuversichtlich entgegen. "Nach diesen Erfahrungen konnte es eigentlich nur besser werden. Wir haben ein junge, hungrige Mannschaft, die uns auch weiterhin viel Freude bereiten wird."

90 Minute vor dem Achter war dem leichten Frauen-Doppelzweier ein erfolgreicher Start in den 2. Finaltag gelungen. Claudia Blasberg (Dresden) und Janett Radünzel (Rendsburg) dominierten ihre Rennen nach Belieben. In ähnlich souveräner Manier nahmen die beiden Doppelvierer Kurs auf Gold: Das seit 1993 ungeschlagene Frauen-Team gab den Booten aus Neuseeland und den USA mit einer Bootslänge Vorsprung das Nachsehen. Die Männer-Crew fuhr der Konkurrenz aus den Niederlanden und Italien auf und davon. "Wir haben uns das Beste bis zum Schluss aufgehoben", sagte Schlagmann Andreas Hajek (Halle) nach der gelungenen Titelverteidigung, "der dritte Platz bei Olypia war nur ein Ausrutscher."

Nicht nur am "Goldenen Sonntag" gewann die DRV-Flotte die Medaillen im Minutentakt: Schon am Samstag hatte Katrin Rutschow-Stomporowski die 14 Finals mit einen Paukenschlag eröffnet. Die 26 Jahre alte Berlinerin sicherte sich im vierten Anlauf deutlich vor der Russin Joulia Levina und Olympiasiegerin Ekaterina Karsten (Weißrussland) erstmals den WM-Titel im Skiff. "Es war immer mein Traum, im Einer zu gewinnen. Das ist der Höhepunkt in meiner Karriere", meinte die Olympia-Dritte. Der Sieg von Rutschow- Stomporowski entschädigte für die Pleite im Männer-Einer, den der Norweger Olaf Tufte in Abwesenheit des bereits im Halbfinale havarierten Marcel Hacker (Kassel) für sich entschied.

Insgesamt achter WM-Titel für Boron

Anders als im Frauen-Einer kam der Erfolg im Frauen-Doppelzweier wenig überraschend. Wie schon beim überlegenen Olympiasieg hielt die weltbeste Ruderin Kathrin Boron (Potsdam) zusammen mit ihrer neuen Partnerin Kerstin Kowalski (Potsdam) auch die WM-Konkurrentinnen deutlich auf Distanz. Die dreimalige Olympiasiegerin sicherte sich damit den insgesamt achten WM-Titel. "Trotz der vielen Erfolge ist es jedes Mal aufs Neue ein spezielles Glücksgefühl. Zumal die Aufregung bei mir in jedem Jahr zunimmt", sagte Boron. Ob sie ihre erfolgreiche Karriere fortsetzt, ließ die 31-Jährige offen. "Das werde ich in einem ruhigeren Moment entscheiden."

Erstmals seit der WM 1991 in Wien erkämpfte sich auch der deutsche Vierer ohne Steuermann wieder einen Medaillenplatz. Das Team vom Dortmunder Stützpunkt um Schlagmann Bernd Heidicker (Herten) kam knapp hinter dem haushohen Favoriten Großbritannien ins Ziel.

Ohne Edelmetall blieb der DRV dagegen in den zehn nichtolympischen Wettkampfklassen. Nur der leichte Männer-Doppelvierer erreichte das Finale, musste sich aber mit dem sechsten Rang begnügen.

Ergebnisse von der Ruder-WM in Luzern, 2. Tag

Olympische Bootsklassen:

MÄNNER:

Doppelvierer: 1. Deutschland (Christian Schreiber/Halle, Andre Willms/Magdeburg, Marco Geisler/Ratzeburg, Andreas Hajek/Halle) 5:40,89, 2. Niederlande 5:42,64, 3. Italien 5:42,87

Leichter Doppelzweier: 1. Italien 6:16,75, 2. Polen 6:19,45, 3. Frankreich 6:20,30, 4. Deutschland (Ingo Euler/Mainz, Manuel Brehmer/Berlin)

Leichter Vierer ohne Steuermann: 1. Österreich 5:53,55, 2. Dänemark 5:54,36, 3. Frankreich 5:55,55 ... 10. Deutschland (Matthias Hobein/Hameln, Arne Hothan/Hannover, Birger Schmidt/Hannover, Markus Pütz/Saarbrücken)

Achter: 1. Rumänien 5:27,48, 2. Kroatien 5:28,47, 3. Deutschland (Sebastian Schulte/Wiesbaden, Thorsten Engelmann/Berlin, Jörg Dießner/Dresden, Stephan Koltzk/Frankfurt O., Johannes Doberschütz/Leipzig, Enrico Schnabel/Dresden, Ulf Siemens/Oberhausen, Michael Ruhe/Hameln, Stm. Peter Thiede/Dortmund)

FRAUEN:

Doppelvierer: 1. Deutschland (Marita Scholz/Dresden, Peggy Waleska/Pirna, Manuela Lutze/Magdeburg, Manja Kowalski/Potsdam) 6:12,95, 2. Neuseeland 6:15,35, 3. USA 6:18,30

Achter: 1. Australien 6:03,66, 2. Rumänien 6:04,96, 3. Deutschland (Anna Pyritz/Saarbrücken, Dana Pyritz/Saarbrücken, Susanne Schmidt/Berlin, Britta Holthaus/Essen, Silke Günther/Berlin, Sandra Goldbach/Dresden, Maja Tucholke/Leipzig, Lenka Wech/Saarbrücken, Stf. Annina Ruppel/Herten) 6:05,32

Leichter Doppelzweier: 1. Deutschland (Claudia Blasberg/Dresden, Janet Radünzel/Rendsburg) 6:55,55, 2. Polen 6:58,02, 3. Rumänien 6:58,97

Nichtolympische Bootsklassen:

MÄNNER:

Vierer mit Steuermann: 1. Frankreich 6:08,25, Italien 6:09,71, 3. Großbritannien 6:11,62 ... 7. Deutschland (Jan Westphalen/Hannover, Basting Tesching/Rostock, Martin Zobelt/Potsdam, Tobias Kühne/Hannover, Stm. Felix Erdmann/Mülheim)

Leichter Zweier ohne Steuermann: 1. Irland 6:34,72, 2. Niederlande 6:36,40, 3. Italien 6:36,99 ... 7. Deutschland (Stefan Locher/Leverkusen, Axel Schuster/Berlin)

Leichter Doppelvierer: 1. Italien 5:50,76, 2. Griechenland 5:52,87, 3. Japan 5:54,19 ... 6. Deutschland (Joachim Drews/Hamburg, Konrad von Kottwitz/Berlin, Michael Wieler/Wetzlar, Sven Johannesmeier/Breisach)

FRAUEN:

Leichter Zweier ohne Steuerfrau: 1. Großbritannien 7:23,00, 2. USA 7:25,37, 3. Argentinien 7:26,02 ... kein dt. Boot am Start

Leichter Doppelvierer: 1. Australien 6:29,68, 2. USA 6:32,64, 3. Niederlande 6:33,70 ... 7. Deutschland (Anna Kleinz/Limburg, Svenja Zurkuhl/Osnabrück, Karin Maier/Ulm, Daniela Reimer/Potsdam)

(RPO Archiv)
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