In der Energiekrise Dem Eishockey droht ein harter Winter

Eishallen fressen Energie, aber die könnte bald knapp werden, wenn der Winter so wird, wie prognostiziert. Michael Staade vom DEG-Stammverein sorgt sich um seinen Sport.

 Hockeyschläger und Handschuhe liegen auf dem Eis. Müssen die Eishockeyspieler als Konsequenz aus der Energiekrise im Winter pausieren?

Hockeyschläger und Handschuhe liegen auf dem Eis. Müssen die Eishockeyspieler als Konsequenz aus der Energiekrise im Winter pausieren?

Foto: dpa/Peter Kneffel

Letztens an der Brehmstraße. Drinnen in den Hallen flitzt der Nachwuchs aus Düsseldorf, Köln, Krefeld und Iserlohn bei einem Turnier übers Eis, draußen gibt es einen Würstchenstand, Eltern stehen beisammen, Kinder rennen hin und her. Endlich wieder Eishockey. Zwar bei fast 30 Grad, aber immerhin. Nach zwei Jahren mit Corona-Einschränkungen soll die neue Saison wieder eine normale werden. Beim Nachwuchs wie bei den Profis.

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Michael Staade ist sich da allerdings nicht so sicher. Weiß ja niemand, ob die Pandemie noch eine weitere Welle kennt. Noch entscheidender aber für Staades Skepsis: die im Winter laut Fachleuten drohende Energie-Knappheit. Eishockey sei „nun nun mal sehr energiefressend“, sagt der Präsident des DEG-Stammvereins. Also fürchtet er nicht nur steigende Kosten, er mache sich insgesamt „große Sorgen, dass unsere Sportart davon betroffen ist und wir die Saison nicht zu Ende führen können“. Denn dass im Notfall zunächst Freizeitstätten wie Eishallen oder Schwimmbäder das Gas abgedreht bekommen, ist kein allzu abwegiger Gedanke. Und dann wäre es das mit der Saison: „Wir haben leider keinen Plan b für unsere Sportart“, sagt Staade.

Eine offizielle Liste, wer zuerst von Kürzungen betroffen wäre, gibt es von der Stadt zwar noch nicht. Aber Anfang des Monats tagte der städtische Krisenstab, „um die Auswirkungen einer rückläufigen Gas- und Energieversorgung für Düsseldorf zu beraten“, wie es hieß. Zudem werde ohnehin laufend über Sparmaßnahmen beraten. Auch für den Sport, die Wassertemperatur der Hallenbäder wurde um zwei Grad gesenkt, die Brehmstraße bekam eine neue Trafostation, beim Licht wurde auf LED umgestellt, auf dem Dach entsteht eine Photovoltaikanlage. Doch: „Weitere konkrete Planungen für Maßnahmen, bei den Düsseldorfer Sportvereinen Energieeinsparungen vorzunehmen, gibt es derzeit noch nicht“, teilt die Stadt auf Anfrage mit.

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Niki Mondt hört das gern. Von einer Hallenschließung oder zumindest enorm steigenden Energiekosten wäre ja nicht nur der Nachwuchs betroffen, auch die Profis brauchen Eis. Also macht auch er sich Sorgen, dass nach zwei Corona-Saisons nun der nächste Tiefschlag auf die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) zukommt? „Jein. Ich glaube nicht, dass es uns sofort betrifft“, sagt der Manager der DEG-Profis. Die spielen und trainieren ja in städtischen Hallen. Und eine Stadt wäre „eher in der Lage, in den sauren Apfel zu beißen als eine private Arena, die wahrscheinlich sofort sagen würde, jetzt wird die Miete erhöht.“ Ganz so entspannt sieht Mondt die Lage aber dennoch nicht: „Mittelfristig würde sich das bestimmt bemerkbar machen.“

Ob das nicht jetzt schon passiert, dazu sagt D.Live nichts. Man könne „keinerlei Angaben zum Geschäftsverhältnis“ mit der DEG machen, heißt es von der Stadttochter, die unter anderem Arena und Dome betreibt. Aber auch bei D.Live ist Energie ein Thema. So wurde im Dome auf LED umgestellt, die große Videowand im Eingangsbereich bleibt tagsüber aus, wenn keine Veranstaltung ansteht. Aber dass sie die Halle im Winter komplett schließen müssen, davon gehen sie bei D.Live nicht aus: Eine „singuläre Konsequenz“ für eine Veranstaltungsstätte sei nicht zu erwarten. Sollte es zu Engpässen kommen, würde das „voraussichtlich den gesamten bundesdeutschen Ligabetrieb betreffen“.

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Das wissen sie auch bei der DEL, aber noch bleiben sie entspannt, wie aus dem Ligabüro zu hören ist. Eben weil die meisten Hallen nicht den Klubs, sondern den Kommunen gehören. Trotzdem dürften höhere (Energie-)Preise auch im Eishockey ankommen. Sei es direkt, oder weil bei Sponsoren oder Fans das Geld nicht mehr so locker sitzt. Und sollte der Nachwuchs leiden, schlage sich das auch auf die Profis durch.

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Noch läuft dort aber alles glatt. Und es gibt bereits Ideen für den Notfall, die DEG sei „bereit, Einbußen hinzunehmen“, sagt Michael Staade. „Sollte zum Beispiel die Halle in Benrath schließen, müssten wir an der Brehmstraße zusammenrücken, indem wir auf einen Teil unserer Trainingszeiten verzichten. Dann muss Solidarität herrschen zwischen denen, die Spaß am Eissport haben.“ Denn eins steht für Staade fest. Sollten die Hallen im Winter wirklich schließen, „wären die Auswirkungen für unseren Sport noch schlimmer als bei Corona. Bei Corona konntest du mit gewissen Maßnahmen fast immer irgendetwas an Sport machen. Wenn wir aber kein Eis haben, dann geht hier gar nichts mehr.“

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