Kälteres Wasser, keine Rasenheizung, Solar So wollen Sportvereine und Profiklubs Energie sparen

Düsseldorf · Das Wasser im Hallenbad muss erwärmt, die Fläche im Eisstadion gekühlt, der Fußballrasen beheizt werden. Das alles kostet Energie, die es für einen möglichen Gasmangel zu sparen gilt. Was Vereine wie Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen bereits dafür tun und welche Pläne es gibt.

 Bayer Leverkusen spielt hier unter Flutlicht gegen Wolfsburg. (Symbolfoto)

Bayer Leverkusen spielt hier unter Flutlicht gegen Wolfsburg. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Ina Fassbender

Die steigenden Energiekosten werden auch für Sportvereine zu einer neuen Herausforderung. Trainingsstätten müssen spätestens im Herbst wieder beheizt werden, oft braucht es ganzjährig warmes Wasser fürs Duschen, und der Stromverbrauch für Licht und andere Technik lässt sich auch nicht gänzlich reduzieren. Zahlreiche Vereine müssen daher mit deutlich höheren Ausgaben für derlei Nebenkosten rechnen. Sei es, weil sie selbst Betreiber der Sportstätten sind, oder weil die höheren Kosten seitens der Betreiber zumindest teilweise auf die Mieter umgelegt werden.

Besonders viel Energie verbrauchen Schwimmbäder und die sind vielerorts ohnehin schon ein Zuschussgeschäft für die Kommunen. Da überrascht es kaum, dass nicht nur darüber diskutiert wird, wie sich möglichst viel Energieverbrauch sparen lässt - in Düsseldorf will man zum Beispiel in den Schwimmbädern die Wassertemperatur senken – sondern auch, welche Einrichtungen eventuell nicht weiter betrieben werden. Der Deutsche Städtetag hat bereits vorgeschlagen, dass Hallenbäder geschlossen werden sollten.

Ein Vorstoß, der vor allem bei den Sportverbänden auf Widerstand stößt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fordert die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen auf, für das Schwimmen lernen geeignete Bäder oder Wasserflächen so lange wie möglich geöffnet zu halten. Das gelte im weiteren Verlauf des Jahres auch für Sporthallen. Die Politik solle Sportvereinen finanziell helfen. Bund und Länder dürften die Kommunen bei dem Thema nicht alleine lassen, heißt es in einer Mitteilung des DOSB. „Der vereinsbasierte und gemeinwohlorientierte Sport ist wesentlich mehr als eine Freizeitaktivität. Er ist unverzichtbarer Teil der sozialen Daseinsvorsorge und erfüllt wichtige soziale und gesundheitsfördernde Funktionen für die Gesellschaft. Dies muss bei allen Entscheidungen zur Gas- und Wärmeversorgung berücksichtigt werden“, sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester.

Der Landessportbund NRW unterstützt diese Forderungen. „Gerade für unsere Kinder und Jugendliche sind gesicherte Bewegungsangebote ein absolutes Muss. Die drastischen Corona-Einschränkungen haben deutlich gezeigt, welche sozialen und gesundheitsschädlichen Auswirkungen ein Mangel an Sportmöglichkeiten verursacht. Dies darf sich nicht wiederholen“, sagte LSB-Präsident Stefan Klett.

Der DOSB stellt aber nicht nur Forderungen, er macht auch konkrete Vorschläge, wie Gas und Strom gespart werden und die Sportstätten von fossiler Energie unabhängiger werden könnten. So sei es auf vielen Hallendächern möglich, Solaranlagen anzubringen, die das Gebäude mit Strom versorgen.

Zusammen mit der Bäderallianz hat der Verband einen Drei-Stufen-Plan für die zumeist gasbetriebenen Bäder für den Fall einer Gasnotlage entwickelt. Stufe eins sieht demnach die Abschaltung der hochtemperierten Außenbecken vor. Freibäder könnten gegebenenfalls unbeheizt bis zum Saisonende weiter betrieben werden. In Stufe zwei werden alle freizeitaffinen Becken und Saunen außer Betrieb genommen. Und in Stufe drei soll die Wassertemperatur in den verbleibenden Sport- und Lehrschwimmbecken auf 26 Grad Celsius abgesenkt werden.

Da sich vor allem die Pläne für Solaranlagen in den meisten Fällen nicht binnen Wochen umsetzten lassen, könnte es für viele Sportvereine ohne finanzielle Hilfen schnell um die Existenz gehen.

Das sieht bei den Profivereinen aus dem Fußball zwar etwas anders aus, aber auch sie müssen mit höheren finanziellen Belastungen rechnen. So oder so ist der Energieverbrauch bei den Fußballklubs schon seit einigen Jahren ein großes Thema. Bei Bayer 04 Leverkusen achte man bereits seit langem auf Energie-optimiertes Heizen, um Ressourcen nicht unnötig zu verbrauchen, teilte der Verein mit. „Finanziellen Mehrbelastungen versuchen wir bei Bayer 04 mit effizienten Nachhaltigkeitsstrategien entgegenzuwirken. Dieses Thema ist für uns allerdings kein neues“, heißt es seitens des Vereins.

Bei Bundesligist Borussia Mönchengladbach würden sich die steigenden Energiekosten nach eigenen Angaben derzeit nur bedingt auswirken, da man mit dem Energieversorger langfristige Verträge zu festen Preisen abgeschlossen habe. „Erst wenn die Bundesregierung die dritte Stufe des „Notfallplans Gas“ ausrufen sollte, können Versorgungsunternehmen trotz bestehender Verträge die gestiegenen Kosten direkt an die Verbraucher weitergeben. Dann könnten auf Borussia erhebliche Mehrkosten bei der Gasversorgung zukommen“, teilte der Verein auf Anfrage mit. Der Borussia-Park wurde Anfang 2021 komplett auf Ökostrom umgestellt. Beim Strom rechne man mit einer deutlich geringeren Preissteigerung als beim Gas, das für das Heizen der Räume, die Warmwassererzeugung sowie die Rasenheizung benötigt werde.

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Auch Bayer 04 Leverkusen ist bei seinem Ökostrom langfristig preislich abgesichert. Zudem werde in der BayArena weder Gas noch Öl genutzt, sondern Ökostrom und Fernwärme. „Damit setzen wir bewusst auf zwei Energieträger, die nicht direkt von der aktuell kritischen Versorgungssituation betroffen sind.“ Spezifische Sparpläne gebe es aktuell nicht. „Grundsätzlich ist eine stetige Energieoptimierung Teil unserer Gesamtstrategie“, hieß es von Seiten des Werksklubs.

Ähnlich sieht es bei Borussia Dortmund aus. „Im Wissen, dass wir uns auch in dieser Hinsicht stetig verbessern können und verbessern müssen, beschäftigen wir uns seit Jahren mit Energiespar- und Nachhaltigkeits-Konzepten“, teilte der Verein mit. Auch beim BVB setzt man vor allem auf Ökostrom. Auf dem Stadiondach ist zudem eine Photovoltaikanlage. 421.306 Kilowatt-Stunden wurden über diese Solarzellen im Jahr 2020 in das Dortmunder Stromnetz eingespeist, wie dem Nachhaltigkeitsbericht des Vereins zu entnehmen ist. Aktuell wird beim BVB ein energetisches Modernisierungskonzept entwickelt. Dabei werde unter anderem geprüft, ob man Grubenwasser aus Bergbaustollen zu Energiegewinnung nutzen könnte.

Borussia Mönchengladbach hat mit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar die Temperatur für beheizte Räume bereits um zwei Grad abgesenkt, teilte der Verein mit. Pro Grad, das abgesenkt wird, spare der Verein sechs Prozent der Energiekosten ein. In Fortuna Düsseldorfs Heimspielstätte wird es in der gerade angelaufenen Zweitliga-Saison ebenfalls kühler. D.Live, der Betreiber der Düsseldorfer Arena, hat in Abstimmung mit dem Verein beschlossen, dass die Temperatur in den VIP-Logen und im Merkus-Business-Club um zwei Grad gesenkt werden.

„Die Promenadenflächen werden zukünftig auch bei kaltem Wetter nicht mehr mit beheizt“, teilte D.Live mit. Das Licht sei dort bereits weitgehend auf LED-Beleuchtung umgestellt. Das bedeute eine Energieeinsparung um fast 50 Prozent zu vorher. Auch die neuen LED-Banden der Fortuna seien wesentlich energieeffizienter als die Vorgänger. „Im Sommer 2023 wird die Sportfeldbeleuchtung umgebaut, hier erwarten wir eine Einsparung um bis zu 40 Prozent“, teilte D.Live mit.

Kühlere Räume, energieeffiziente Technik – das alles hilft den Vereinen beim Energiesparen. Dennoch gibt es gerade im besonders kritischen Bereich Gas besonders große Energiefresser bei den Arenen und Trainingsanlagen. „Die Bundesligisten müssen eine ständige Verfügbarkeit der Stadien gewährleisten. Dabei ist einer der größten Energieverbraucher im Borussia-Park die Rasenheizung“, betont Borussia Mönchengladbach. Ein Faktor, der auf fast alle Profivereine im Fußball und deren Spielstätten zutrifft.

Bei Fortuna Düsseldorf soll auf dem Trainingsplatz daher die Rasenheizung in dieser Saison ausgesetzt werden. Auch in Mönchengladbach plant man eine Umstellung bei der Beheizung des Rasens: „Wir haben eine Rasenheizung im Stadion sowie eine in einem Trainingsplatz der Lizenzmannschaft. Die Rasenheizung lediglich zur Frostfreihaltung der Flächen einzusetzen, wird bereits die Einsatzstunden reduzieren.“ Die Beheizung des Trainingsplatzes würde beispielsweise durch die Anpassung von Trainingszeiten in den kalten Jahreszeiten ausgesetzt oder minimiert. „Trainiert man mehr zum Mittag hin und weniger in den Abend hinein, macht das im Gasverbrauch schon einen Unterschied. Dies wurde bei Borussia auch in den vergangenen Kälteperioden schon so gelebt. Zudem können Borussias Greenkeeper die Rasenheizung ganz individuell und rund um die Uhr über ein Tool von ihrem Handy aus steuern und genau zwischen Wettervorhersage und tatsächlichen Gegebenheiten steuern.“

In der BayArena ist die Rasenheizung mit einer Wetterstation gekoppelt. Das stelle den Einsatz tatsächlich nur im konkreten Bedarfsfall sicher, teilte Bayer 04 Leverkusen mit. In Mönchengladbach geht man zudem davon aus, dass die Winter-WM in Katar für die Vereine den Vorteil mit sich bringt, dass sie Energie sparen könne, da über elf Wochen kein oder nur ein eingeschränkter Trainingsbetrieb stattfindet.

Pläne, die Ticketpreise wegen der Energiekosten zu erhöhen, gebe es derzeit nicht, versicherten sowohl die Bundesligisten Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen und Borussa Dortmund, als auch Zweitligist Fortuna Düsseldorf.

Die Kühlung ihrer Sportstätten einstellen können die Eishockeyvereine nicht. Eishockey ist besonders energieintensiv. Gerade dieser Tage – bei mehr als 30 Grad Außentemperatur ist es kein günstiges Unterfangen, eine 30 mal 60 Meter große Eisfläche vorzuhalten. Der Vorteil der Düsseldorfer EG: Sie hat keine eigenen Stadien, trainiert und spielt in städtischen Hallen. Auch die Geschäftsstelle ist mit ein paar Büroräumen überschaubar. Da halten sich die Mehrkosten in Grenzen, weswegen es keine Pläne gibt, die Ticketpreise zu erhöhen.

Entspannt ist die Lage fürs Eishockey dennoch nicht, sagt Michael Staade. Der Präsident des DEG-Stammvereins, der sich um Jugend und Hobbyteams an der Brehmstraße kümmert, denkt schon an den Winter und falls die Energie dann wirklich knapp werden sollte: „Wir machen uns große Sorgen, dass wir Probleme kriegen und keine störungsfreie Saison haben. Das wäre die dritte nach zwei Jahren Corona, das würde unserem Sport großen Schaden zufügen.“ Der braucht nun mal Eis, und das frisst Energie. „Wir haben leider keinen Plan B für unsere Sportart“, sagt Staade.

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