Neue Forderung SPD will Studierende in NRW vorrangig impfen lassen

Düsseldorf · Die Opposition sieht ohne schnelle Impfungen den Präsenzbetrieb an den Universitäten im Wintersemester in Gefahr. Studierende klagen über psychische und finanzielle Nöte.

Lange ist es her: Ein vollbesetzter Hörsaal vor der Pandemie. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa

Lange ist es her: Ein vollbesetzter Hörsaal vor der Pandemie. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa

Foto: ZB/Waltraud Grubitzsch

Studierende in Nordrhein-Westfalen geraten in immer größere Not. Fast 50 Prozent der Anträge auf Überbrückungshilfe seien in NRW abgelehnt worden, sagte der wissenschaftspolitische Sprecher der SPD-Opposition, Dietmar Bell. Gleichzeitig habe es in der Phase des Lockdowns aber kaum Jobs gegeben. „Wir haben zurzeit eine soziale Selektion an den Hochschulen, wie wir sie lange nicht hatten“, so Bell. Um im Herbst wieder Präsenzlehre zu ermöglichen, müssten jetzt dringend Studierende und Lehrende an Universitäten vorrangig geimpft werden. „Dafür muss es Sonderkontingente geben“, forderte Bell.

Die Landesregierung führt aktuell Gespräche mit der Landesrektorenkonferenz über den Lehrbetrieb im kommenden Semester. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte darauf gedrungen, die Universitäten angesichts sinkender Infektionszahlen noch in diesem Semester stärker zu öffnen.

Doch dazu wird es flächendeckend wohl nicht kommen. Der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz, Lambert T. Koch, hatte die Hoffnungen auf kurzfristige Öffnungen gedämpft: „In den letzten Wochen des  laufenden Semesters wird sich dies noch vergleichsweise wenig auswirken.“ NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) verwies auf die Entscheidungsautonomie der Hochschulen. Auch vorrangige Impfungen sind bisher nicht geplant.

SPD-Oppositionspolitiker Bell äußerte Verständnis für die Verantwortlichen an den Universitäten: „Die Hochschulen sind ihrer Verantwortung gerecht geworden.“ Ein Präsenzbetrieb zum jetzigen Zeitpunkt berge zu hohe Risiken, allein bei der An- und Abreise. Bell forderte, das Bafög für bedürftigen Studierenden ähnlich leicht zugänglich zu machen wie anderen Beschäftigten das Kurzarbeitergeld. Auch müsse das Land die KfW-Kredite für Studierende übernehmen - und nicht nur die Zinsen, wie der Bund es tue.

Julia Schnäbelin von der Juso-Hochschulgruppe Wuppertal sieht hingegen auch in der Distanzlehre noch Verbesserungspotenzial. Viele Dozenten gäben sich große Mühe. „Es gibt aber auch Dozenten, die sich das Leben sehr leicht machen.“ Dramatisch beeinträchtigt ist Studien der Unis Zürich und Würzburg zufolge auch die psychische Verfassung der Studierenden. Knapp ein Viertel kämpfe mit Ängsten, 57 Prozent erlebe oder erwarte negative psychische Auswirkungen, zitierte die SPD die Ergebnisse.

(kib)
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