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Walter Lübcke Patriot, Pragmatiker, Problemlöser

Berlin · Lübcke war ein Konservativer vom alten Schlag: christliches Menschenbild, wirtschaftsnah und fest in seinen Werten. Es war wohl seine klare Haltung, die ihn das Leben kostete.

 Walter Lübcke als Regierungspräsident von Kassel.

Walter Lübcke als Regierungspräsident von Kassel.

Foto: dpa/Uwe Zucchi

Wer war der Mann, der mutmaßlich von dem Rechtsxtremen Stephan E. erschossen wurde? Walter Lübcke galt als ein Regierungspräsident und CDU-Politiker, der sein Herz gerne auf der Zunge trug. Kein Leisetreter, kein Diplomat. Bodenständig, menschlich, ein Pragmatiker und Problemlöser – so beschreiben ihn seine Weggefährten. Sie sagen auch, dass er geradeaus gewesen sei und sehr direkt werden konnte. „So ein Polterer mit seiner nordhessischen Art, aber es konnte ihm keiner böse sein deswegen“, sagte der Bürgermeister von Wolfhagen, Reinhard Schaake, nach seinem Tod über ihn in einem Interview mit der „Welt“.

In der hessischen Kleinstadt Wolfhagen war der 65-Jährige am 2. Juni auf der Terrasse seines Hauses erschossen aufgefunden worden. Der Generalbundesanwalt geht von einem politischen Mord aus.

Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise brauchte Lübcke Polizeischutz. Im Oktober 2015 hatte er bei  einer Informationsveranstaltung zum Bau einer Flüchtlingsunterkunft die Versorgung der Flüchtlinge als einen Wert der Gesellschaft verteidigt und hinzugefügt, dass wer die Werte nicht teile, das Land verlassen könne. Für diesen Ausspruch erntete er Hass und Hetze im Netz. Seine Worte wurden interpretiert, als wolle er die Gegner der Flüchtlingspolitik des Landes verweisen. In Wahrheit ging es ihm nur darum, vor Ort umzusetzen, was die Bundesregierung angekündigt hatte: die vielen Flüchtlinge menschenwürdig zu versorgen. Seine Parteinahme für die Schutzsuchenden speiste sich aus seinem christlichen Menschenbild.

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Der hessische Bundestagsabgeordnete Michael Brand (CDU), der Lübcke seit mehr als 20 Jahren kennt, ist fassungslos, dass sich der Rechtsextremist diesen aufrechten Konservativen als Opfer aussuchte. „Er war ein konservativer, christlich geprägter Patriot. Er hat zu seinem Land gestanden, und wenn es Konflikte gab, hat er sich nicht hinter seinem Schreibtisch versteckt“, sagte Brand unserer Redaktion. Die Hinrichtung von Walter Lübcke sei „in Wahrheit ein Anschlag auf unsere freiheitliche Gesellschaft insgesamt und damit auf uns alle“. Brand forderte: „Der Staat muss sich massiv und mit allen rechtsstaatlichen Mitteln wehren, wenn Menschen wegen Anstand und Haltung ins Visier von Terroristen geraten. Wir müssen den Schutz  vor Gewalt durch Rechtsextremisten verstärken ähnlich wie gegen den Islamismus.“ Der Staat dürfe auf keinem Auge blind sein. Der CDU-Politiker sieht Parallelen zwischen Rechtsextremismus und Islamismus – „die Vertreter leben in ihrer eigenen Welt mit totalitärer Sicht, mit Freude an Aggression und Gewalt und mit Abscheu gegen Toleranz und Kompromiss“.

Lübcke, der nach dem Hauptschulabschluss über den zweiten Bildungsweg ein wirtschaftswissenschaftliches Studium absolvierte und auch promovierte, war ein Mann des Volks. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte bei seiner Beerdigung: „Er war beliebt, aber nicht beliebig.“

(qua)
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