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Kommentar Steinbrück ist für die SPD systemrelevant

Wieder ist es Niedersachsen, das die Weichen für eine Bundestagswahl stellt. 1998 kürten die dortigen Wähler Gerhard Schröder mit einem triumphalen Wahlergebnis indirekt zum SPD-Kanzlerkandidaten und verschafften ihm den Rückenwind, den er im selben Jahr zum Sturz Helmut Kohls brauchte.

Presse zu Steinbrück: "Hat der sie noch alle?"
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Presse zu Steinbrück: "Hat der sie noch alle?"

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Foto: dapd, Maja Hitij

An diesem Sonntag gibt es erneut eine "kleine Bundestagswahl" mit Epizentrum Hannover. Vordergründig entscheidet sie über das Schicksal des CDU-Jungministerpräsidenten David McAllister und seines Herausforderers Stephan Weil von der SPD. Das sind zwei brave Männer, die sich in ihren politischen Konzepten nicht allzu sehr unterscheiden.

Der Winterwahlkampf zwischen Nordseeküste und Harz wäre dementsprechend dahingedümpelt, ginge es nicht im nächsten Schritt um die Macht im Bund. Denn an diesem Sonntag startet Deutschland ins "Mega-Wahljahr" (Deutsche Presse-Agentur).

Rauchzeichen aus Hannover

Dementsprechend wird das Wahlergebnis auch mit Blick auf die Zwölfender auf der politischen Lichtung gedeutet werden: SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, FDP-Vizekanzler Philipp Rösler, die liberalen Möchtegern-Putschisten Rainer Brüderle und Christian Lindner. Sogar die Umfragekönigin Angela Merkel muss sorgenvoll auf den Sonntag blicken, um die Rauchzeichen aus Hannover zu lesen.

Gewinnt Schwarz-Gelb in Hannover, hat die CDU-Chefin bis zur Bundestagswahl am 22. September nur noch das Problem, die Union vor dem siegesgewissen Einschlafen zu bewahren. Verliert Schwarz-Gelb aber, erschiene Merkel plötzlich besiegbar. Für ihren Herausforderer Steinbrück würde ein rot-grüner Triumph alle Affären, alle Zweifel hinweg waschen. Steinbrück wäre auf einmal als Kanzleralternative vorstellbar.

Keine Alternative

Scheitert Rot-Grün jedoch, wird dieses Scheitern zu Steinbrücks Niederlage erklärt werden. Die Gründe wären schnell benannt: die Diskussion um die Vortragshonorare, seine Weinpreis-Äußerung sowie andere Ungeschicklichkeiten und arrogante Aussetzer.

Dennoch dürfte Steinbrück Kandidat bleiben. Er ist für die ausgezehrte SPD so systemrelevant wie die Deutsche Bank für die Wirtschaft. Steinbrück ist "too big to fail" — zu groß, um scheitern zu dürfen. Denn die SPD hat keine realistische Alternative zu ihm: Hannelore Kraft ist zu klug, um jetzt anzutreten, und SPD-Chef Sigmar Gabriel zu unbeliebt.

Ach ja, Rösler? Ihn hält einzig ein schwarz-gelber Triumph in Hannover im Amt. Denn Rösler ist längst der Beck der FDP: Daheim in Niedersachsen war er ein Riese, in Berlin ist er ein Zwerg.

(RP/pst)
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