Kommentar zur Hamburg-Wahl Solide Arbeit abliefern - das reicht für die SPD in unsicheren Zeiten

Meinung | Berlin/Hamburg · Die ungewohnte Stärke der SPD in Hamburg ist vor allem anderen das Spiegelbild der dramatischen Krise der CDU nach dem Thüringen-Debakel und dem viel zu frühen Abgang der CDU-Vorsitzenden. Doch Bürgermeister Peter Tschentscher profitiert auch vom Amtsbonus.

 Blick in den Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft im Rathaus (Symbolbild).

Blick in den Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft im Rathaus (Symbolbild).

Foto: dpa/Christian Charisius

In Hamburg trat die Union zudem mit einem blassen CDU-Kandidaten an. Dem Bundestagsabgeordneten Weinberg gelang es nicht, im Wahlkampf ein eigenes Thema erfolgreich zu verkörpern. Zweitens haben die Bürger einen feinen Sinn für drohende Instabilität. Der Siegeszug der AfD in allen anderen Bundesländern, die erschütternde Tat eines Rechtsterroristen in Hanau, die Zunahme der rechtsextremen Gewalt haben die Wähler bewogen, auf Kontinuität und Verlässlichkeit zu setzen: In solchen unruhigen Zeiten wählen sie amtierende Regierungen wieder. Drittens hat der rot-grüne Senat in Hamburg auch gute Arbeit geleistet: Mehr als zwei Drittel der Bürger erklärten sich vor der Wahl zufrieden mit dem Senat.

Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher hat sich den Bürgern als solider, wenn auch langweiliger Landeschef empfohlen, der die ordentliche Arbeit seines Vorgängers Scholz weiterführt. Die SPD-Bürgermeister kurbelten den Wohnungsbau an und verpflichteten Investoren, je ein Drittel eines neuen Projekts für Sozialwohnungen zu reservieren. Das hat sich schon positiv bemerkbar gemacht, denn immerhin wurden in den letzten Jahren tausende Wohnungen zusätzlich fertiggestellt. In der wichtigen Digitalisierungspolitik ist Hamburg mittlerweile Trendsetter unter den Großstädten, eine eigene Abteilung mit 120 Kräften in der Landesregierung kümmert sich allein darum. Und die wirtschaftliche Lage ist glänzend. Die pragmatischen Hanseaten sind mehrheitlich schon zufrieden, wenn ein Senat die wirtschaftlichen Erfolge durch seine Politik nicht infrage stellt.

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