Frauensache Warum sich westliche Männer bedroht fühlen

Berlin · Typen wie Gerhard Schröder, Joschka Fischer und Peer Steinbrück waren vor zehn Jahren noch die Macher deutscher Politik. Doch dominante Basta-Sager wie sie gibt es heute kaum noch. Rettung ist nicht in Sicht – auch, weil viele Männer sich heute lieber selbst zerfleischen.

Typen wie Gerhard Schröder, Joschka Fischer und Peer Steinbrück waren vor zehn Jahren noch die Macher deutscher Politik. Doch dominante Basta-Sager wie sie gibt es heute kaum noch. Rettung ist nicht in Sicht — auch, weil viele Männer sich heute lieber selbst zerfleischen.

Am kommenden Samstag ist Weltfrauentag. Und obwohl das weibliche Geschlecht in vielen Regionen dieser Welt immer noch unterdrückt wird, gibt es in der westlichen Hemisphäre eine andere Spezies, die zunehmend an den Rand gedrängt wird: der weiße Mann. Mit seiner Krise ist nicht das Aussterben einer Hautfarbe gemeint, sondern — wie die "Zeit" einmal geschrieben hat — das Ende eines Habitus, "der jahrtausendealt ist, der hundertfach von einer Generation zur nächsten weitergegeben wurde. Lange war der weiße Mann ganz selbstverständlich das Maß aller Dinge."

Das ist er heute nicht mehr. Zuletzt hatte die Bundestagswahl gezeigt, dass die männlichen dominanten Basta-Sager endgültig keine gesellschaftliche Mehrheit mehr haben. Typen wie Gerhard Schröder, Joschka Fischer und Peer Steinbrück, vor zehn Jahren noch die Macher deutscher Politik, wirken heute wie aus der Zeit gefallen.

Nun versucht mancher verzweifelt zu retten, was noch zu retten ist. Prototypisch stehen dafür in diesen Tagen der einstige Spiegel-Kulturchef Matthias Matussek und der ehemalige Finanzsenator Thilo Sarrazin. Zwei Ehemalige, die in unserem Land nun einen Tugendterror diagnostizieren, dem sie im Namen des freiheitlich denkenden Menschen den Kampf ansagen. Tatsächlich aber kämpfen beide für sich: für die Hegemonie des weißen Mannes. Matussek kritisiert die Pläne der baden-württembergischen Regierung, Homosexualität im Schulunterricht stärker zu thematisieren. Dafür hat ihn wiederum einer der bekanntesten Blogger Deutschlands, Stefan Niggemeier, scharf kritisiert.

Matussek hat auf Niggemeier reagiert — und diese Reaktion offenbart die zornige Angst des weißen Mannes auf eine Gesellschaft, die ihn nicht mehr das Maß aller Dinge sein lässt. Deshalb hier nun einige Passagen — unkommentiert, denn sie sprechen für sich: "Sie sind Teil einer Generation, in der sich Anpasser und Aufpasser zu Hohepriestern einer menschheitsverbessernden Moral aufspielen." "Sie argumentieren wie ein Hitlerjunge, dem die bürgerliche Bildung ein Popanz ist; die gute Gesinnung, jetzt nicht die völkische, sondern der derzeit herrschende linke Konsens, finden Sie eher in der Kommentardiskussion im Internet, als deren Blockwart sie sich verstehen." "Wissen Sie Niggi, aufgeschwemmter Mausepaul, ich habe als 15-Jähriger meine eigenen Erfahrungen gemacht, ganz ohne Lehrbuch oder Puff, die heutzutage offenbar die Pole sind, zwischen denen eine komplett verdinglichte Sexualität pendelt (...)"

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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