Frauensache Warum eine Ministerin der Bundeswehr gut tut

Berlin · Auch wenn sie nicht gedient hat, ist Ursula von der Leyen genau die Richtige, um den schwierigen Job der Verteidigungsministerin zu übernehmen. Sie wird die Armee zu einem attraktiven Arbeitgeber umbauen.

Dezember 2013: Von der Leyen in Afghanistan
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23 Jahre nach Margaret Thatcher, zwölf Jahre nach Madeleine Albright und im Jahre acht von Angela Merkel hat die Personalie Ursula von der Leyen doch tatsächlich eine eigentlich geschlagen geglaubte Geschlechterschlacht neu entfacht.

Die Frage, ob eine Frau in der Lage ist, eine Armee zu führen, ist ähnlich geistreich wie die Frage, was der Weihnachtsmann eigentlich im Sommer macht? Wer selbst keinen Wehrdienst geleistet habe, könne auch nicht verstehen, wie die Truppe funktioniere, wird gegen von der Leyen argumentiert.

Seltsam. Als Rudolf Scharping 1998 Verteidigungsminister wurde, kam — zu recht — niemand auf die Idee, seine Kompetenz anzuzweifeln, nur weil er wegen seiner Sehschwäche einst vorzeitig aus dem Wehrdienst entlassen worden war. Ebenso wie niemand auf die Idee kam, Scharpings schweren Fehler, vor laufenden Kameras die geheime Aufmarschroute deutscher Soldaten im Kosovo auszuplaudern, damit zu begründen, dass jemand der noch nie im Einsatz war, einen Einsatz auch nicht befehligen könne.

Qualitäten, die die Bundeswehr braucht

Die Debatte um von der Leyen zeugt davon, wie verkrampft, ja fast schon widersprüchlich die Öffentlichkeit mit der Frauenfrage in Führungspositionen umgeht: Die CSU wird kritisiert, weil ihre Bundesminister einen reinen Männerclub bilden, aber eine Frau im Verteidigungsministerium geht dann doch nicht. Das Vorhaben, das Verhältnis der Geschlechter auszutarieren, steckt derzeit in einem Durcheinander von Quantität, Qualität und Klischees fest. Der Personalie von der Leyen wird das nicht gerecht. Gerade sie bringt durch ihre Erfahrungen als Familien- und Arbeitsministerin genau die Qualitäten mit, die die Bundeswehr jetzt braucht.

Das Drohnen-Desaster ist nicht die dringlichste Aufgabe, sondern der Umbau der Truppe in eine funktionierende Freiwilligenarmee. Durch das Ende der Wehrpflicht muss die Bundeswehr mit der Wirtschaft um die besten Köpfe konkurrieren. Die Armee zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen, der Themen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf anpackt — wer wäre dafür geeigneter als die Frau, die in Deutschland das Elterngeld eingeführt und gegen die eigene Partei für eine Frauenquote gestritten hat?

Bei der Bundeswehr erzählen sie sich gerne den Witz von der Hauptschullehrerin, die zu ihrer Klasse sagt: "Kinder, ich habe eine gute Nachricht, alle werden versetzt. Kevin und Justin zur Bundeswehr, der Rest in die neunte Klasse." Gut möglich, dass dieser Witz nach vier Jahren von der Leyen nur noch ein schlechter Scherz ist.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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