Genua und die Folgen „Wir haben die Brücken im Griff“

Berlin/Düsseldorf · Nach dem verheerenden Zusammenbruch einer Autobahnbrücke in Genua geht die Diskussion über die Konsequenzen auch in Deutschland weiter. Bund und Land garantieren ein engmaschiges Prüfsystem an allen Brücken.

Unter dem Eindruck des Brückeneinsturzes in Genua mit inzwischen dutzenden Todesopfern haben der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen versichert, dass hiesige Brücken regelmäßig auf Stabilität und mögliche Schäden überprüft würden. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte dem Fernsehsender n-tv: „Wir haben wieder eine sehr typisch deutsche Diskussion - was in Deutschland als marode oder nicht ausreichend gilt, ist anderswo in einem guten Zustand eingestuft.“ Es gebe durchaus Sanierungsfälle auch unter den großen Brücken. „Aber trotzdem haben wir unsere Brücken im Griff.“ Ein Beispiel sei die Rheinbrücke bei Leverkusen, die wegen seines schlechten Zustands für Lastwagen inzwischen gesperrt ist und ein Neubau begonnen wurde.

Nordrhein-Westfalens Verkehrsministerium erklärte, hier gebe es bereits seit Jahren ein intensives engmaschiges Prüfsystem für Brücken. Dazu zählten turnusmäßige Kontrollen, systematische Nachberechnungen der Lebensdauer der Brücken sowie permanente Reparatur- und Sanierungs- und Verstärkungsarbeiten.

Der Präsident des Zentralverbands des Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, sagte unserer Redaktion: „Auch in Deutschland ist eine Vielzahl der Brücken dringend sanierungsbedürftig.“ Die meisten Brücken müssten intensiv kontrolliert werden. „Das geschieht in Deutschland Gott sei Dank.“

Deshalb halte er ein Unglück wie in Genua in Deutschland für „eher unwahrscheinlich“. Dass hierzulande Brückensanierungen nicht noch schneller in Angriff genommen würden, liege vor allem an zu langen Planungsverfahren. „Wir brauchen unbedingt eine Beschleunigung der Planungsverfahren“, forderte er. „Für das Handwerk ist klar: Brückensanierungen genießen Vorrang, deshalb wird es hier auch keinen Engpass an Bauarbeitern geben.“ Der Staat werde in Zukunft viel intensiver in die Verkehrsinfrastruktur investieren müssen. „Wir müssen uns über Jahrzehnte auf mehr Baustellen und Verkehrsbehinderungen einstellen, weil es für unser aller Sicherheit erforderlich ist, dass viele Straßen und Brücken saniert werden müssen“, sagte Wollseifer.

Die italienische Regierung gibt dem Autobahnbetreiber Autostrade per l‘Italia die Schuld an dem Unglück in Genua und droht mit Lizenzentzug und hohen Strafzahlungen.

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