Ärzte ohne Grenzen Die vergessenen Krisen

Berlin (RPO). Zwei Millionen Kinder verhungern jedes Jahr im Niger. Eine humanitäre Katastrophe, aber längst nicht die einzige. Die Ärzte ohne Grenzen haben die Liste der zehn vergessenen Krisen herausgegeben - Katastrophen, die sich beinahe unbemerkt von der Öffentlichkeit ereignen.

Die zehn vergessenen Krisen 2007
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Die zehn vergessenen Krisen 2007

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Das Leid von Millionen von Menschen in Konflikt- und Krisengebieten bleibt für die Weltöffentlichkeit weitestgehend unsichtbar. Von den Krisen in der Zentralafrikanischen Republik, in Somalia oder in Sri Lanka hat 2007 kaum jemand Notiz genommen.

Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen veröffentlichte am Donnerstag die Liste der vergessenen Krisen 2007. Auf dieser Liste stehen auch die Demokratische Republik Kongo, Kolumbien, Myanmar (Birma), Simbabwe, Tschetschenien sowie Krankheiten wie Tuberkulose und Mangelernährung bei Kindern.

Gefangen zwischen Kriegsparteien

"Millionen von Menschen, die zwischen Kriegsparteien gefangen sind, aus ihrer Heimat vertrieben oder ohne die einfachste medizinische Versorgung überleben müssen, erhalten nicht die ihrem Schicksal entsprechende Beachtung, sagte Tankred Stöbe, Präsident von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland.

Nachdem US-Medien über eine verheerende Hungerkatastrophe im Südsudan kaum berichtet hatten, veröffentlichte die Hilfsorganisation ihre Liste 1998 zum ersten Mal, um auf das Ausmaß und die Schwere von weniger beachteten Krisen und Konflikten hinzuweisen.

Über die Länder auf der Liste für 2007 wurde von Januar bis November in den drei großen US-amerikanischen Fernsehsendern nur 18 Minuten in den abendlichen Nachrichten berichtet. Dies zeigt eine Untersuchung von Andrew Tyndall, dem Herausgeber des Online-Magazins "The Tyndall Report". Nicht eingeschlossen ist die Berichterstattung über Myanmar (Birma) und Tuberkulose.

US-Sender erwähnen Krise in Sri Lanka nicht einmal

Über beide Themen wurde nach Ansicht von Ärzte ohne Grenzen breit berichtet, jedoch kaum unter humanitären Aspekten. Tschetschenien, Sri Lanka und die Zentralafrikanische Republik wurden nicht ein einziges Mal in den Nachrichten der untersuchten US-Sender erwähnt.

Die Liste wurde in diesem Jahr zum zehnten Mal herausgebracht. In den vergangenen Jahren sind die Demokratische Republik Kongo und Kolumbien, beides Länder mit anhaltenden zivilen Konflikten und massiven internen Vertreibungen, neun Mal auf ihr erschienen.

Die humanitären Auswirkungen des Konfliktes in Tschetschenien standen acht Mal auf ihr. Somalia, wo in den vergangenen Wochen durch Kämpfe in der Hauptstadt Mogadischu Tausende Menschen starben und Hunderttausende fliehen mussten, wurde sieben Mal genannt.

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