Fotos Die zehn vergessenen Krisen 2007
Somalia
Die Gewalt in Somalia erreichte 2007 das schlimmste Ausmaß der vergangenen 15 Jahre. Truppen der Übergangsregierung und aus dem Nachbarland Äthiopien, unterstützt von Partnern wie den USA und der EU, bekämpften sich mit verschiedenen Milizen, darunter Anhänger der Union Islamischer Gerichte. Unzählige Zivilisten kamen dabei ums Leben, Hunderttausende sind auf der Flucht. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt nur 47 Jahre.
Simbabwe
Arbeitslosigkeit, galoppierende Inflation und Nahrungsmittelkrise trieben Simbabwe, Afrikas einstige Kornkammer, in den Ruin. Präsident Robert Mugabe herrscht mit eiserner Hand, er ließ tausende Oppositionelle töten. 1,8 Millionen Simbabwer sind an HIV/Aids erkrankt. Jede Woche sterben 3.000 Menschen an der Immunschwäche. Viele Flüchtlinge wurden entlang der Grenze zu Südafrika geschlagen und vergewaltigt.
Kenia
Jährlich sterben etwa zwei Millionen Menschen an Tuberkulose, weitere neun Millionen erkranken an der Infektionskrankheit. Trotz der steigenden Zahlen gibt es seit 1960 keine Fortschritte bei der Behandlung. Mediziner, die sich dem Kampf gegen Tuberkulose verschrieben haben, sind zunehmend frustriert. Denn die Krankheitserreger sind immer häufiger resistent gegen Medikamente.
Niger
Akute Mangelernährung fordert jedes Jahr das Leben von fünf Millionen Kindern unter fünf Jahren. Seit einigen Jahren gibt es eine nährstoffreiche Fertignahrung, eine Paste aus Milch und Erdnussbutter, die das Leben von akut mangelernährten Kindern retten kann. Doch nur die wenigsten der schwer unterernährten Kinder bekommen diese Spezialkost.
Sri Lanka
Die Menschen geraten immer wieder ins Kreuzfeuer der Regierungstruppen und Rebellen. Und das seit 25 Jahren. Gezielte Bombenangriffe, Selbstmordanschläge, Entführungen und Erpressungen machen den Alltag zunehmend unsicher. Hunderttausende Menschen wurden vertrieben, seit die Kämpfe im August 2006 wieder voll im Gang sind.
Demokratische Republik Kongo
Der Kampf um Bodenschätze stürzte das Land in eine schwere Krise. Hunderttausende Zivilisten mussten aus ihren Dörfern flüchten und das nicht zum ersten Mal. Viele Einheimische verstecken sich im Wald vor bewaffneten Einheiten, die oft brutal gegen die Bevölkerung vorgehen. Allein von Januar bis Oktober 2007 begaben sich in Nordkivu mehr als 2.375 Opfer sexueller Gewalt in die Behandlung von Ärzte ohne Grenzen.
Kolumbien
Der Drogenhandel hat das südafrikanische Land fest im Griff. Die Kontrolle der Geschäfte entfachte einen blutigen Bürgerkrieg. 3,8 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Damit gehört Kolumbien zu jenen drei Ländern mit den meisten Vertriebenen. Nur im Sudan und im Kongo ist die Lage noch schlimmer. Bewaffnete Truppen errichten Straßensperren und schneiden den Menschen den Weg von der medizinischen Versorgung ab. Kinder werden zu Soldaten gemacht. Und jeder, der sich der Zusammenarbeit mit dem Gegner verdächtig macht, wird ermordet.
Birma
Das ostasiatische Land ist von der Außenwelt abgeschnitten, seitdem die Militärjunta 1962 an die Macht gelangte. Das Regime schwelgt im Luxus, während die Bevölkerung in bitterer Armut lebt. Für sie gibt es keine staatliche Unterstützung. Die Militärs wenden nur 1,4 Prozent des Haushalts für Gesundheitsleistungen auf. Im Sommer 2007 protestierten Birmas Mönche – sie gelten als unantastbare Institution - gegen das Unrecht. Viele von ihnen wurden vertrieben, verhaftet und ermordet.
Zentralafrikanische Republik
Ende 2005 begannen Kämpfe zwischen der Regierung und Rebellen. Im Nordwesten des Landes wurden Dörfer angegriffen, geplündert und niedergebrannt. Die Bewohner flüchteten in die umliegenden Wälder, wo sie kaum Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Zusätzlich leiden die Zivilisten unter der Gewalt von Banditen, die die Straßen unsicher machen. Im Juni 2007 wurde Elsa Serfass auf einer Erkundungsfahrt erschossen. Sie war Projektmitarbeiterin bei Ärzte ohne Grenzen.
Tschetschenien
Die Kaukasusregion gilt als Pulverfass. Russland will eine Abspaltung Tschetscheniens verhindern. Die Kämpfe gegen die Rebellen sind zwar im Inland abgeflaut, doch außerhalb flackerten die Kämpfe wieder. Im Inland können die Menschen leicht in einen Schusswechsel geraten oder in einen Autounfall mit schweren Militärfahrzeugen verwickelt werden. Erlebnisse, die viele Betroffenen traumatisieren. Zehntausende Tscheschenen waren in Nachbarrepubliken zurückgekehrt. Jetzt bemüht sich das Land um den Wiederaufbau.