Umkämpfte ukrainische Stadt Warum Russland Mariupol um jeden Preis erobern will

Berlin/Moskau · Seit Wochen belagern und beschießen russische Einheiten Mariupol. Nun hat Russland den Grund für die schweren Angriffe angegeben. Mit einer Eroberung der Hafenstadt will Moskau eine sichere Landverbindung auf die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim schaffen.

Krieg in der Ukraine: Bilder zeigen Schrecken in Mariupol
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Diese Aufnahmen von AP-Journalist Mstyslav Chernov zeigen das Leid in Mariupol

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Foto: AP/Mstyslav Chernov

Sobald das russische Militär die wichtige Fernstraße M14 unter Kontrolle habe, sei die Krim wieder zuverlässig über einen Transportkorridor mit den ostukrainischen Separatistengebieten Donzek und Luhansk verbunden, sagte der stellvertretende Beauftragte von Präsident Wladimir Putin für den Föderationskreis Südrussland, Kirill Stepanow, am Mittwoch der Staatsagentur Ria Nowosti.

Die M14 führt vom südwestukrainischen Odessa, das bereits Ziel russischer Angriffe war, über das umkämpfte Mykolajiw und das von russischen Truppen besetzte Cherson nach Mariupol und von dort über die russische Grenze in die Großstadt Rostow am Don. Die Ukraine hatte nach der russischen Annexion der Krim 2014 die Eisenbahnlinien auf die Halbinsel geschlossen.

„Wir sind zuversichtlich, dass alle Transport- und Eisenbahnlinien zwischen der Krim und dem von Nationalisten befreiten Gebiet Cherson in naher Zukunft vollständig wiederhergestellt sein werden“, sagte Stepanow.

Russland bezeichnet einen Teil der ukrainischen Truppen als „Nationalisten“ und hat den Angriff auf die Ukraine am 24. Februar unter anderem mit einer „Entnazifizierung“ des Landes begründet - ein aus Sicht von Experten unhaltbarer Vorwand. Stepanow sagte, auch der Weg durch das Gebiet Cherson nach Odessa sei bald wieder möglich.

Mariupol am Asowschen Meer wird seit Wochen von russischen Truppen belagert. Eine Aufforderung zur Kapitulation in der Stadt hatte die Ukraine kürzlich abgelehnt. Mariupol hat außer der strategischen auch eine symbolische Bedeutung. Die Stadt hat seit 2014 mehrere Angriffe der prorussischen Separatisten abgewehrt und gilt als Symbol des ukrainischen Widerstands. Sie ist auch Sitz des berüchtigten Asow-Regiments, in dem auch nach Meinung westlicher Experten Rechtsradikale kämpfen. Die USA hatten eine Lieferung von Waffen an das Asow-Bataillon nicht erlaubt. Allerdings ist die Einheit längst Teil der ukrainischen Nationalgarde.

(felt/dpa)
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