Selenskyjs Idee für Frieden in der Ukraine Zu gut, um wahr werden zu können
Meinung | Kiew · Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj skizziert einen möglichen Weg zum Frieden. Das ist aller Ehren wert. Es gibt nur einen Haken: Man kommt dabei nicht ohne den russischen Präsidenten Wladimir Putin ans Ziel.
Selenskyjs Ideen sind bestechend: Er möchte direkt mit Putin ein Abkommen aushandeln und diesen dadurch in die Pflicht nehmen. Der Vertrag soll die Neutralität der Ukraine festschreiben und folglich den dauerhaften Verzicht auf eine Nato-Mitgliedschaft. Wesentlich heikler sind für Selenskyj die territorialen Fragen. Es sei „extrem schwierig für uns alle“, sagt er und deutet doch die Bereitschaft an, über den künftigen Status der von Russland annektierten Krim und der Donbass-Region zu verhandeln. Man kann das durchaus als verklausuliertes Angebot verstehen, die Gebiete im Zweifel sogar aufzugeben.
Natürlich weiß Selenskyj, was er seinem leidgeprüften Volk damit zumuten würde. Deshalb verspricht er ein Referendum. Und eine solche Abstimmung wäre keineswegs zum Scheitern verurteilt. Selenskyj hat in der Ukraine inzwischen eine solche Autorität gewonnen, dass ihm seine Landsleute womöglich folgen würden.
Hätte, wäre, könnte: Es ist derzeit nicht vorstellbar, dass sich Putin mit Selenskyj auf den Weg zum Frieden macht. Schließlich hat der Kremlherrscher den jüdischen Präsidenten immer wieder als Nazi bezeichnet, dem er den Garaus machen will. Hinzu kommt, dass sich Putin auch mit der Übergabe der Krim und der Abspaltung des Donbass kaum zufriedengeben würde. Beides hatte er ja de facto vor dem Krieg schon erreicht. Und erst recht nicht würde er sich dem demokratischen Schicksal eines Referendums ausliefern. Nein, leider deutet alles darauf hin, dass Putin sein mörderisches Treiben fortsetzen wird.