Verhandlungen im Ukraine-Krieg Kiew will keine Neutralität, sondern fordert feste Garantien

Kiew · Der Kreml hält im Ukraine-Konflikt eine Neutralität des Nachbarlandes nach dem Vorbild Schwedens und Österreichs für möglich. Kiew wies diesen Vorschlag umgehend zurück.

 Verhandlung zwischen der ukrainischen und russischen Delegation am 7. März.

Verhandlung zwischen der ukrainischen und russischen Delegation am 7. März.

Foto: dpa/Maxim Guchek

Die Kiewer Führung hat russischen Äußerungen zu einer möglichen Neutralität der Ukraine nach schwedischem Vorbild widersprochen. Was die Ukraine brauche, sei „ein mächtiger Pool an Unterstützern mit klar festgeschriebenen Sicherheitsgarantien“, schrieb Präsidentenberater Mychajlo Poldoljak am Mittwoch auf Telegram. Mit dem Verweis auf angebliche Kiewer Vorschläge für eine Neutralität nach schwedischem oder österreichischem Vorbild versuche Moskau nur, die Initiative in den Verhandlungen zu gewinnen.

„Die Ukraine befindet sich in einem direkten Krieg mit Russland“, sagte Podoljak. Deshalb brauche es kein schwedisches oder sonstiges Modell, sondern ein „ukrainisches Modell“: Sicherheitsgarantien von Partnern, die Waffen liefern, wenn das nötig sei, und den Himmel über der Ukraine schließen, wenn das Land aus der Luft angegriffen werde.

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In Moskau sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow, bei den Verhandlungen sei eine neutrale Ukraine nach österreichischem oder schwedischem Vorbild eine Möglichkeit. „Das ist eine Variante, über die gesprochen wird und die als gewisser Kompromiss angesehen werden könnte.“ Er äußerte sich nicht zur Frage, ob eine Rücknahme westlicher Sanktionen gegen Russland Bedingung für eine Einigung mit der Ukraine sei.

Der Moskauer Verhandlungsführer Wladimir Medinski sagte, bei einer Neutralität wie in Schweden wolle die Ukraine eine eigene Armee mit Marine behalten. Die Ukraine hat einen Beitritt zur Nato in ihrer Verfassung verankert. Allerdings nannte Präsident Wolodymyr Selenskyj zuletzt dieses Ziel unerreichbar. Die Verhandlungen der Kriegsparteien sollten am Mittwoch fortgesetzt werden.

Russland will mit dem Krieg seit 24. Februar einen Nato-Beitritt der Ukraine verhindern, das Nachbarland demilitarisieren und vermeintliche Nazis aus der Kiewer Führung entfernen. Anstelle dieser von Moskau verlangten „Entnazifizierung“ forderte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba am Mittwoch eine „Entputinisierung“: Russland solle international von jedem Einfluss auf Politik, Wirtschaft, Energie, Kultur und anderen Bereichen abgeschnitten werden, twitterte er.

(AFP/cwe)
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