Russen gegen den Krieg Mehr als 1700 Festnahmen bei Friedens-Demos in Russland

Moskau · „Nein zum Krieg“ rufen Russen in Dutzenden russischen Städten und demonstrieren gegen den Einmarsch in die Ukraine. Auf diese Kritik reagieren die russischen Behörden mit drastischen Mitteln.

Fotos: Menschen in Russland demonstrieren gegen Einmarsch in die Ukraine
11 Bilder

Menschen in Russland demonstrieren für Frieden – mehr als 1700 Festnahmen

11 Bilder
Foto: dpa/Denis Kaminev

 Bei Anti-Kriegs-Demonstrationen in zahlreichen russischen Städten gegen den Einmarsch ins Nachbarland Ukraine sind nach Angaben von Bürgerrechtlern mehr als 1700 Menschen festgenommen worden. Das Bürgerrechtsportal Owd-Info registrierte bis zum Donnerstagabend Proteste in etwa 44 russischen Städten - trotz eines verhängten Demonstrationsverbots und angedrohten harten Strafen. In der russischen Hauptstadt Moskau riefen etwa 1000 Menschen auf dem zentralen Puschkin-Platz „Nein zum Krieg!“ Manche Russen fühlen sich den Ukrainern eng verbunden, oft bestehen familiäre Beziehungen.

Viele Protestierende hatten angesichts des von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Einmarschs in die Ukraine Tränen in den Augen. Es waren die größten Proteste seit Anfang vergangenen Jahres, als der Kremlgegner Alexej Nawalny nach seiner Rückkehr aus Deutschland in Moskau festgenommen wurde. Nawalny hatte in Russland knapp einen Anschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok überlebt und war dann in Deutschland behandelt worden. Er macht Putin für das Attentat verantwortlich.

„Ich bin gegen Krieg“, sagte der im Straflager inhaftiere Putin-Gegner, dem in einem neuen umstrittenen Prozess 15 Jahre Haft drohen. Der Angriff auf die Ukraine sei ein Brudermord und verbrecherisch. „Die Kremlbande hat ihn losgetreten, damit sie weiter stehlen kann. Sie töten, um zu klauen“, betonte er vor Gericht am Donnerstag.

Düsseldorf: 700 Menschen bei Kundgebung zum Krieg in der Ukraine
8 Bilder

Rund 700 Menschen zeigen Solidarität mit Ukraine in Düsseldorf

8 Bilder
Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Die Organisation Owd-Info veröffentlichte im sozialen Netzwerk Telegram Fotos von Menschen, die alleine oder in kleineren Gruppen Plakate mit Solidaritätsbekundungen für die Ukraine in die Höhe hielten. Augenzeugen der Kundgebung in Moskau zeigten der Deutschen Presse-Agentur Videos vom gewaltsamen Vorgehen uniformierter Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten. Einige wurden grundlos geschlagen.

Russische Behörden hatten zuvor eindringlich vor Protestaktionen gewarnt und mit Festnahmen gedroht. Russische Sicherheitskräfte sind bekannt dafür, oft mit Härte vor allem gegen oppositionelle Demonstranten vorzugehen. Die Behörden hatten Kundgebungen immer wieder auch mit Verweis auf die Corona-Pandemie verboten.

 Polizeibeamte in Moskau halten eine Demonstrantin mit einem Plakat fest, auf dem «Ich bin gegen den Krieg» steht.

Polizeibeamte in Moskau halten eine Demonstrantin mit einem Plakat fest, auf dem «Ich bin gegen den Krieg» steht.

Foto: dpa/Denis Kaminev

Auch im Internet verurteilten zahlreiche Russen die aggressivste Militäraktion Moskaus seit dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan 1979. Eine Petition des Menschenrechtlers Lew Ponomawjow gegen den Krieg hatte bis zum Donnerstagabend 330.000 Unterstützer. Mehr als 250 russische Journalistinnen und Journalisten unterzeichneten einen offenen Brief, in dem sie Position gegen den Einmarsch bezogen. Ähnliche Schreiben gab es auch von 250 Wissenschaftlern und von Kommunalräten in Moskau und anderen Städten.

(peng/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort