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Krieg in der Ukraine Russische Truppen rücken weiter auf Innenstadt von Kiew vor – Selenskyj bittet um Hilfe

Update | Kiew · Am zweiten Tag der russischen Invasion scheint Kiew in Reichweite der Angreifer. Am Morgen wurde von Schüssen in der Nähe der Regierungszentrale berichtet. Der ukrainische Präsident Selenskyj bittet eindringlich um internationale Hilfe.

Krieg Ukraine: So läuft der Kampf um Kiew - Fotos
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Kampf um Kiew

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Foto: dpa/-

Russische Truppen sind am Freitag in Außenbezirke der ukrainischen Hauptstadt Kiew vorgestoßen. Explosionen erschütterten am frühen Morgen die Stadt und in der Nähe der Regierungszentrale waren Schüsse zu hören. Luftschutzsirenen heulten in den Straßen. Der ukranische Präsident Wolodymyr Selenskyj bat um internationale Hilfe, um den Angriff abzuwehren. Er gab die Zahl der Todesopfer in der ersten Angriffswelle mit 137 an.

Das ukrainische Militär teilte mit, russische Spione und Saboteure seien knapp fünf Kilometer von der Hauptstadt entfernt gesichtet worden. Außerdem habe es nördlich der Hauptstadt erhebliche Kämpfe gegeben. Die Polizei in Kiew forderte die Menschen auf, eine U-Bahn-Station im Stadtzentrum nicht zu verlassen, weil in der Gegend Schüsse fielen. Andernorts in der Hauptstadt bezogen Soldaten Verteidigungspositionen an Brücken, und gepanzerte Fahrzeuge rollten durch die Straßen. US-Außenminister Antony Blinken sagte, Kiew könne womöglich belagert werden.

Russland hatte die Ukraine am Donnerstag zunächst mit Raketen beschossen und dann mit Invasionstruppen von Norden, Osten und Süden angegriffen. Präsident Selenskyj ordnete eine Generalmobilmachung für 90 Tage an. Er appellierte an Staats- und Regierungschefs weltweit, noch schärfere Sanktionen als bisher gegen Moskau zu verhängen, und bat um direkte Hilfe für sein Land.

„Wenn Sie uns jetzt nicht helfen, wenn Sie der Ukraine keine starke Unterstützung bieten, wird morgen der Krieg an Ihre Tür klopfen“, sagte der Präsident. Er bezeichnete sich als das Hauptziel der einmarschierenden Truppen, kündigte aber an, in Kiew zu bleiben. Die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson sagte am Freitagmorgen, Selenskyj habe virtuell aus einer Art Bunker an einem Treffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union teilgenommen.

Die Ursache der Detonationen in Kiew war nicht klar. Bürgermeister Witali Klitschko sagte, eine Rakete habe ein Wohngebäude getroffen. Mindestens drei Menschen seien verletzt worden. Selenskyj sagte, die Beteuerung Russlands, keine nicht-militärischen Gebiete anzugreifen, sei eine Lüge. Das Militär teilte mit, russische Truppen hätten ukrainische Militärfahrzeuge gekapert und seien unterwegs nach Kiew, wo sie sich als Einheimische ausgeben wollten.

Das ukrainische Militär berichtete von erheblichen Kämpfen in Iwankiw, etwa 60 Kilometer nordwestlich von Kiew. Eine Brücke über einen Fluss sei zerstört worden. Offensichtlich versuchten russische Truppen, von Norden nach Kiew vorzustoßen. In der Hauptstadt flüchteten Tausende aus Angst vor einem russischen Einmarsch in die U-Bahn-Stationen oder versuchten, die Stadt zu verlassen. Viele verbrachten die Nacht in Bunkern. Am Morgen war die Lage in Kiew ruhig, es waren kaum Autos unterwegs.

Der Berater des Innenministeriums, Anton Geraschtschenko, sagte im Messanger-Dienst Telegram, Russland plane offenbar, mit Panzern von Iwankiw und Tschernihiw nach Kiew durchzubrechen. Einige Panzer seien mit Raketen in Brand geschossen worden. „Heute wird der härteste Tag“, sagte er.

Das stillgelegte Kernkraftwerk Tschernobyl nahe der belarussischen Grenze brachten russische Truppen bereits unter ihre Kontrolle, wie die ukrainische Regierung mitteilte. Das dortige Personal werde festgehalten, schrieb eine Beraterin des Kommandeurs der ukrainischen Bodentruppen, Aljona Schewtsowa, auf Facebook und sprach von einer „Geiselnahme“. Die ukrainische Atomenergiebehörde erklärte, sie habe eine erhöhte Gammastrahlung in der Nähe des Kraftwerks festgestellt. Durch den Einsatz schwerer Militärtechnik sei kontaminierter Staub von der Erdoberfläche aufgewirbelt worden.

Das russische Verteidigungsministerium bezeichnete die Strahlungswerte in Tschernobyl dagegen als normal. Russische Luftlandetruppen schützten die Anlage vor möglichen Provokationen, sagte Sprecher Igor Konaschenkow. Die Internationale Atomenergiebehörde wurde nach eigenen Angaben von der Ukraine über die Übernahme informiert. Es habe keine Opfer oder Zersöturngen in der Anlage gegeben, teilte sie mit.

Im April 1986 war ein Reaktorblock des Kernkraftwerks Tschernobyl explodiert. Radioaktives Material wurde freigesetzt, das sich in Europa ausbreitete.

(bora/dpa)
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