Auch nach CIA-SchuldeingeständnisBush weiter unter Beschuss
Washington/London (rpo). Auch nach dem Schuldeingeständnis von CIA-Direktor George Tenet steht US-Präsident George W. Bush im eigenen Land weiter unter Beschuss. Howard Dean, demokratischer Präsidentschaftsbewerber, bezeichnete Tenet lediglich als "Sündenbock".In der Debatte um die Rechtfertigung des Irak-Kriegs geraten die Regierungen in Washington und London weiter unter Druck. US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice erklärte am Sonntag, eine umstrittene Äußerung von Präsident George W. Bush in seiner Rede Ende Januar über einen versuchten Uran-Kauf Iraks in Afrika habe der Wahrheit entsprochen, hätte aber nicht in der Rede enthalten sein sollen. Der Chef des US-Geheimdienstes CIA, George Tenet, übernahm am Freitag die Verantwortung für falsche Passagen in der Rede. In seiner Rede zur Lage der Nation hatte Bush erklärt, nach britischen Erkenntnissen habe Irak versucht, bedeutende Mengen Uran in Afrika zu kaufen. Am Mittwoch erklärte die US-Regierung, dass die Informationen auf gefälschten Dokumenten aus Niger beruhten. Die britische Regierung bekräftigte am Samstag, sie halte die Angaben weiterhin für richtig. Das Büro des britischen Premierministers Tony Blair erklärte, die Informationen über den versuchten Urankauf seien aus ausländischen Geheimdienstkreisen gekommen. Sie hätten sich nicht auf das gefälschte Dokument gestützt. Ex-Außenminister Robin Cook hakt nachDer britische Außenminister Jack Straw schrieb an einen Ausschuss des Unterhauses, die CIA habe Zweifel an den Informationen geäußert, diese aber nicht spezifiziert. Der frühere Außenminister Robin Cook sagte in der Zeitung "The Sunday Times", die Regierung müsse die Frage beantworten, warum ihre Beweise die CIA nicht überzeugt hätten. Nach zunehmender Kritik an seiner Darstellung der Gründe für einen Krieg wies Bush am Freitag dem Geheimdienst die Verantwortung für die falschen Informationen zu. Wenige Stunden später räumte Tenet ein, CIA-Mitarbeiter hätten das Manuskript zu Bushs Rede zur Lage der Nation gelesen und Einwände erhoben, woraufhin das Weiße Haus den Text hinsichtlich des angeblichen Uran-Geschäfts mit Niger geändert habe. Die CIA habe jedoch versäumt, wegen Zweifeln am Wahrheitsgehalt die gesamte Passage zu streichen. Rice sagte am Sonntag in Sender Fox News, die Passage hätte nicht in der Rede enthalten sein sollen, da an Reden des Präsidenten ein höherer Maßstab als an Geheimdienstinformationen angelegt werde. Dennoch sei es "aberwitzig anzunehmen, dass der Präsident der Vereinigten Staaten wegen der Frage, ob Saddam Hussein sich um Uran aus Afrika bemüht hat, in den Krieg zog". Die Äußerung selbst sei aber akkurat gewesen, dies habe die britische Regierung erklärt, und dies werde auch von anderen britischen und US-Geheimdienstinformationen bestätigt. Der Leiter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohamed ElBaradei, sagte bereits Anfang März, die Dokumente, die den Vorwurf des versuchten Uran-Kaufs stützen sollten, seien gefälscht. Der frühere UN-Chefinspekteur Hans Blix sagte am Sonntag im Sender BBC, Washington und London hätten die Geheimdienstinformationen möglicherweise auf eine Weise interpretiert, die ihre Kriegspläne gerechtfertigt hätten. Schließlich sei das Hauptargument der irakische Besitz von Massenvernichtungswaffen gewesen. "Wenn diese Basis erschüttert wird, ist das eine ernste Angelegenheit." Bush und Blair treffen sich am kommenden Donnerstag in Washington. Unter anderem sei ein gemeinsamer Auftritt im Kongress geplant, teilte Blairs Büro mit.