Stoiber rühmt Bayern als Vorbild für alleCSU-Parteitag: Stoiber im Rekordrausch
Nürnberg (rpo). Edmund Stoiber in Höchsform. Mit einem Rekordergebnis von 97 Prozent bestätigte der CSU-Parteitag den bayerischen Ministerpräsidenten am Samstag als Parteichef.28 Delegierte votierten gegen Stoiber, 21 Stimmen waren ungültig. Damit ist Stoiber mit 96,97 Prozent im Amt des Vorsitzenden bestätigt. Das ist eines der besten Wahlergebnisse eines Vorsitzenden in der Geschichte der CSU. Für die Landtagswahl im September sagen ihm die Umfragen einen Triumph voraus. Der Oberbayer nützte den Rückenwind, bekräftigte seinen bundespolitischen Führungsanspruch und watschte nicht nur Bundeskanzler Gerhard Schröder, sondern gleich auch noch seinen hessischen CDU-Rivalen Roland Koch ab. "Bayern ist erfolgreicher, weil hier besser regiert wird", sagte Stoiber unter dem Beifall der 1.000 begeisterten Delegierten. Der Freistaat habe seine Neuverschuldung auf 350 Millionen Euro gesenkt; der hessische Ministerpräsident Koch dagegen habe seinen Schuldenberg um zwei Milliarden erhöht. "Deshalb sollte man, bevor man große Forderungen an die Bundespolitik stellt, zuerst einmal im eigenen Land ein bisschen Ordnung schaffen, um das vorsichtig zu formulieren", spottete Stoiber. Mit seinem Nein zu Steuersenkungen stört Koch den CSU-Wahlkampf. Zufrieden wiesen CSU-Politiker darauf hin, dass Stoiber in jüngsten Umfragen zur K-Frage vor Merkel und Koch liege. "Und Politik ist doch ganz einfach: Wer die meisten Stimmen bringt, wird aufs Schild gehoben." Dämpfer für Horst SeehoferMit diesem Argument hatte schon Horst Seehofer Stoibers großartiges Ergebnis bei der Wiederwahl als Parteichef vorausgesagt. "Die Delegierten wissen, dass wir geschlossen mit unserem Zugpferd Nummer eins in die Landtagswahl gehen müssen." Seehofer selbst allerdings hatte in den vergangenen Monaten mit Kritik an Stoiber und an der Gesundheitspolitik der Union die Geschlossenheit arg durchlöchert. Sowohl Bundes- als auch Landespolitiker warfen ihm vor, solche Alleingänge zerstörten jedes Mannschaftsspiel. Die Quittung bekam Seehofer auf dem Parteitag: Bei der Wahl der stellvertretenden CSU-Vorsitzenden bekam er mit 85,1 Prozent das zweitschlechteste Ergebnis. Doch Seehofer gab sich ungerührt: "Ich geh' meinen Weg, das werden Sie erleben in den nächsten Wochen und Monaten. Da hab' ich mich in meiner Krankheit dazu entschieden." Nur mit Verzögerung raffte sich Stoiber-Kritiker Theo Waigel zum Beifall für den wiedergewählten Parteichef auf. Viele Delegierte unterstützten seine Forderung nach Erneuerung von Parteispitze und Landeskabinett, kritisierten aber die Veröffentlichung mitten im Wahlkampf. Stoibers Vorgänger reagierte genervt: "Was und wann ich schreibe, bestimme ich allein", raunzte Waigel.Landtagswahl soll Signal für Deutschland werden Stoiber rief die CSU auf, sich nicht von Umfragen einlullen zu lassen, die der Partei fast 60 Prozent voraussagen, sondern mit vollem Einsatz bis zur Landtagswahl am 21. September zu kämpfen. Ein "überzeugender Wahlsieg" würde ein Signal "weit über Bayern hinaus" setzen. Der Freistaat sei das "Kontrastprogramm zur rot-grünen Showpolitik in Berlin". Schröder stehe für ständige Ankündigungen und Stillstand, "es ist noch nie so viel gequatscht worden", kritisierte der CSU-Chef. "Wir in Bayern reden nicht, wir handeln." Zwei Stunden lang pries Stoiber das Erfolgsmodell Bayern: Die besten Schulen, die geringste Arbeitslosigkeit, die geringsten Schulden und Wirtschaftsstandort Nummer Eins. "Bayern macht's besser", rief er unter dem Jubel der Delegierten. "Für dieses Bayern steht die CSU!" Schröder habe stabile Renten, stabile Krankenkassenbeiträge und den Aufschwung versprochen, aber nichts gehalten. "Es muss Schluss sein mit diesen Lügen", forderte Stoiber und verglich Schröder mit einem Zechpreller, der "laut Freibier für fordert alle und dann verschwindet". Deutschland brauche aber "keinen Medienkanzler. Deutschland braucht einen Kanzler, der die Probleme löst", sagte Stoiber. "Wovon werden wir morgen leben?""Wovon werden wir morgen leben? Wir brauchen neue Wachstumsfelder, um Arbeit und Wohlstand auch in Zukunft zu sichern", sagte Stoiber und forderte Investitionen in Zukunftsfelder wie Nanotechnologie, Bio- und Gentechnologie, neue Werkstoffe und Mechatronik. Bildung, Spitzenforschung und Wirtschaft müssten eng verzahnt werden. Bayern werde die Nase vorn haben, weil "in NRW oder Berlin keine derartigen Konzepte vorhanden sind", sagte Stoiber. Ohne Waigel zu erwähnen, der nach den fetten Jahren eine Folge dürrer Jahre auch für Bayern vorhersagte, wies CSU-Chef Stoiber alle Bedenken zurück: "Wir werden dafür sorgen, dass Bayern stark bleibt!"