"In jeder Weise ungeeignet"Schily schießt verbal auf Stefani
Berlin (rpo). Bundesinnenminister Otto Schily hat den italienischen Tourismus-Staatssekretär Stefano Stefani für dessen Kritik an deutschen Urlaubern scharf angegriffen.Stefani sei für sein Amt "in jeder Weise ungeeignet", und "wenn ich der Regierungschef in Italien wäre, dann wäre dieser Mann nicht mehr im Amt", sagte Schily. Ein "tölpelhafter Staatssekretär" wie Stefani, der "unflätige Bemerkungen macht", könne aber die traditionellen, tiefen und vertrauensvolle Beziehungen der beiden Länder nicht in Frage stellen, sagte Schily am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hat die italienische Regierung aufgefordert klarzustellen, ob sie weiter an deutschen Touristen im Lande interessiert ist. Es gebe für deutsche Urlauber auch anderswo schöne Ziele, sagte er am Mittwoch in Berlin. Er nannte dabei als Beispiele die dalmatische Küste, Frankreich oder Portugal. "Man muss nur sagen, was man will", sagte Schily, der selbst seine Ferien in der Toskana verbringen will, in Richtung der Führung in Rom. Nach den Worten des SPD-Politikers wäre es "am besten", dem italienischen Tourismus-Staatssekretär Stefano Stefani einen anderen Job zu geben. Für Stefani, der deutsche Italien-Urlauber scharf angegriffen hatte, werde sich sicher auch eine andere "zumutbare Arbeit" finden. Schulz fordert Rücktritt StefanisDer deutsche SPD-Europa-Abgeordnete Martin Schulz hat den Rücktritt des umstrittenen italienischen Tourismus-Staatssekretärs Stefano Stefani gefordert. "In jedem anderen Land Europas wäre ein solcher Mann binnen fünf Minuten aus der Regierung geflogen. Dass dies in Rom nicht geschieht, gibt mir sehr zu denken", sagte Schulz der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochausgabe). Zugleich mahnte der Parlamentarier aber, im jüngsten Eklat in den deutsch-italienischen Beziehungen einen kühlen Kopf zu bewahren. "Wir können doch nicht ein ganzes Volk bestrafen, nur weil einige Politiker ausflippen", sagte Schulz, der in der vergangenen Woche vom italienischen Ministerpräsidenten und amtierenden EU-Ratsvorsitzenden Silvio Berlusconi mit einem KZ-Aufseher verglichen wurde. "Millionen Deutsche fahren zu Recht gern nach Italien, Millionen Italiener heißen sie willkommen, und die sind selbst angewidert von Leuten wie Stefani." Er persönlich könne Italien genießen, "obwohl ich weiß, dass die Regierung einen solchen Staatssekretär hat".Stefani versuchte am Dienstag noch die Scherben zu kittenDer italienische Tourismus-Staatssekretär Stefano Stefani versuchte indes am Dienstag die Scherben zu kitten. Er hat nun Bundeskanzler Schröder zu sich nach Italien eingeladen, aber eine Entschuldigung verweigert. Ob der Kanzler dieser Einladung nachkommt, ist allerdings noch unklar."Ich möchte ihn einladen, den Urlaub als mein Gast am Gardesee zu verbringen oder wo er es sonst vorzieht", schrieb Stefani in der Lega Nord-Zeitung "La Padania" am Dienstag. "So kann Schröder sehen, aus welchem Holz ich geschnitzt bin, und dass ich mich mit den Deutschen wohl fühle, die anders als (der SPD-Europaabgeordnete Martin) Schulz sind. Und ich bin sicher, dass er ganz anders als Schulz ist". Stefani hat am Dienstag eine Entschuldigung für die Beschimpfung deutscher Touristen ausgeschlossen. "Ich werde in keinem Fall um Entschuldigung bitten", sagte Stefani auf einer Pressekonferenz in Rom. "Sie müssen mir erklären, wofür ich mich entschuldigen soll", antwortete er auf entsprechende Fragen von Journalisten.Der italienische Außenminister Franco Frattini rügte den Politiker der Lega Nord und nannte die Ausführungen "unnötig und unpassend". Deutsche Touristen wüssten, dass sie in Italien "ebenso willkommen sind wie wir (Italiener) in ihrem Land". Stefanis Vorgesetzter, Industrieminister Antonio Marzano, sagte, die Äußerungen gäben "in keiner Weise die Auffassung der Regierung oder meine eigene Auffassung wieder". Berlusconi verweigert Lesern den UrlaubsstreitDie vielen Italiener, die sich ausschließlich über die von Ministerpräsident Silvio Berlusconi kontrollierten TV-Sender informieren und die Zeitungen nicht ganz genau lesen, haben Pech: Denn sie bekommen das Ausmaß der Verärgerung in Deutschland über die Schimpftiraden des Tourismus-Staatssekretärs Stefano Stefani gar nicht mit. Den großen TV-Sendern war etwa die Drohung von Bundeskanzler Gerhard Schröder, auf seinen geplanten Italien-Urlaub zu verzichten, bestenfalls eine Randnotiz wert. Auch die meisten Dienstagzeitungen übten sich in Selbstzensur und widmeten der Eskalation in den italienisch-deutschen Beziehungen keinen breiten Raum. Von den größeren Tageszeitungen machte nur die linksgerichtete "L'Unita" mit dem Thema auf - und schoss mit der Schlagzeile gleich etwas übers Ziel. "Schröder zu den Deutschen: Kein Urlaub in Italien", lautete sie. Zwischen Italien und Deutschland gebe es eine "bisher nie da gewesene Krise", hieß es weiter.