Krise im Erzbistum Köln „Betroffene werden mit Bußgottesdienst wieder instrumentalisiert“

Köln · Der Vorsitzende des Diözesanrates, Tim Kurzbach, kritisiert die Pläne eines Bußgottesdienstes im Erzbistum Köln. Ein Schuldbekenntnis hatten die Laien von Erzbischof und Bistumsleitung bereits 2018 gefordert.

 Weihbischof Rolf Steinhäuser soll den Bußgottesdienst am 18. November im Kölner Dom leiten.

Weihbischof Rolf Steinhäuser soll den Bußgottesdienst am 18. November im Kölner Dom leiten.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

Der geplante Bußgottesdienst im Kölner Dom zum Missbrauchsverbrechen katholischer Priester droht immer mehr zum Streitfall zu werden. So sei der Diözesanrat von der Bistumsleitung ebenso wie viele Betroffene nicht in die Entscheidung einbezogen worden, einen solchen Bußgottesdienst anzubieten, so der Vorsitzende Tim Kurzbach. „Wir haben schlicht eine schriftliche Einladung bekommen“, sagte er unserer Redaktion.

Zugleich betonte Kurzbach, dass der Diözesanrat als höchstes Laiengremium im Erzbistum in seinen Forderungen immer „von einem Pontifikalamt im Kölner Dom gesprochen hat, in dem es ein Schuldbekenntnis des Erzbischofs und der gesamten Bistumsleitung geben sollte. Mitnichten haben wir von einem Bußgottesdienst gesprochen, durch den die Betroffenen wiederum und erneut instrumentalisiert werden“, sagte er. Der Diözesanratsvorsitzende unterstellte Weihbischof Rolf Steinhäuser, der als apostolischer Administrator Kardinal Rainer Maria Woelki bis März vertritt und den Bußgottesdienst leiten wird,  sogar „einen guten Willen“. Doch sei die Umsetzung, so Kurzbach, an den Verantwortlichen gescheitert, die nach wie vor hinter den Bischöfen stünden. Nach den Worten Steinhäusers wollen die Geistlichen mit dem Bußgottesdienst „unsere Schuld gegenüber dem Herrn bekennen, aber auch den Betroffenen gegenüber. Ihnen ist durch sexualisierte Gewalt immenser Schmerz und großes Leid zugefügt worden.“

Die Laien im Erzbistum hätten  „ein öffentliches Schulbekenntnis des Erzbischofs wie auch der Bistumsleitung“ bereits im Oktober 2018 gefordert und danach nie etwas auf diesen Vorschlag hin gehört. Derzeit herrsche im Erzbistum nach Einschätzung von Kurzbach ohnehin ein großes Vakuum. Zumindest gab es jetzt einen ersten guten Kontakt mit Weihbischof Steinhäuser und der Verabredung zum Meinungsaustausch mit den Laien.

Derzeit ist neben Steinhäuser nur noch Ansgar Puff im bischöflichen Dienst, da sich Kardinal Woelki noch bis März in einer vom Papst verordneten Auszeit befindet. Auch Weihbischof Dominikus Schwaderlapp weilt wegen seiner Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen ein Jahr lang in Kenia, entsandt als einfacher Priester. Doch schon zu Beginn seiner Tätigkeit dort hagelte es Kritik hierzulande. So zeigt ein auf Facebook verbreitetes Foto den Kölner Weihbischof mit Brustkreuz und Mitra in einem Gottesdienst. Er sei damit einem Wunsch des Erzbischofs von Mombasa nachgekommen, erklärte Schwaderlapp der Kölnischen Rundschau. Dieser habe ihm eine Mitra geliehen. Die Amtsführung eines „einfachen Priesters“ sieht nach Meinung vieler Laien aber weitaus bescheidener aus.

Inzwischen veröffentlichte das Erzbistum eine Art Programm des Bußgottesdienstes am 18. November, der von Papst Franziskus als jährlicher Gedenktag für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche angeregt wurde. Danach soll Kern des Bußgottesdienstes „das Hören und Anerkennen von Schuld und Versagen der Kirche von Köln im Umgang mit sexualisierter Gewalt in den letzten Jahrzehnten“ sein. Daran solle sich  „das Gedenken an die Betroffenen und die Bitte für die Betroffenen anschließen“, wie es heißt.

Auch dieses Detail dürfte bei vielen Missbrauchsbetroffenen für Verbitterung sorgen. Denn die Frage ist, wer für die Betroffenen Bitten soll, wenn es im geplanten Bußgottesdienst doch eigentlich darum gehen sollte, dass die Kirche selbst ihre Schuld anerkennt und um Vergebung bittet.

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