Christopher Street Day Schwule und Lesben feiern sich, Berlin und Thomas Hitzlsperger

Eine Dragqueen kauft mit nacktem Hintern Schmink-Nachschub in einer Parfümerie, die Familienministerin trägt eine Regenbogen-Fahne um die Schultern: Es ist Christopher Street Day in Berlin. Als kleine Sensation erweisen sich die Polizisten.

Die besten Bilder vom CSD in Berlin 2014
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Foto: dpa, wk fdt

Klaus Wowereit ist umgeben von schillernden Dragqueens, Regenbogen-Fahnen und Luftballons. Es gehe um Selbstverständlichkeiten, ruft Berlins schwuler Regierender Bürgermeister ins Mikrofon. Toleranz für Homo- und Transsexuelle sei eine Frage der Menschenrechte. Mit diesen Worten eröffnet Wowereit (SPD) am Samstag eine der Paraden zum Christopher Street Day (CSD) in Berlin.

Dies ist die neue, mit etwa 10.000 Teilnehmern deutlich kleinere Demonstration. Sie hatte sich nach einem heftigen Streit um den CSD-Verein gebildet. Wowereit hofft aber, dass der Streit beigelegt und es im nächsten Jahr wieder eine gemeinsame Parade geben wird.

Die meisten Menschen kommen wie eh und je zum traditionellen CSD-Zug nach Charlottenburg. Mehrere Hunderttausend sind es nach Angaben der Veranstalter. Die bunt geschmückten Wagen rollen den Kurfürstendamm entlang. 25 prächtig verkleidete Dragqueens schwenken Fahnen der Länder, in denen es um die Rechte der "LGBTI" "Lesbian, gay, bisexual, transgender, intersex") besonders schlecht steht.
Kritisiert werden vor allem die "feindlichen Gesetzesänderungen" in Russland und Uganda.

Eine kleine Sensation sind Polizisten, die in ihren Uniformen bei der Parade mitlaufen. Galten auch sie jahrelang nicht gerade als Freunde der Szene, sind sie jetzt mittendrin. "Bobbys" aus Großbritannien, Polizisten aus Schweden und mehreren deutschen Bundesländern werden vom Publikum bejubelt. "Ihre Teilnahme ist ein Zeichen für Toleranz", sagt ein Berliner Polizeisprecher.

Sie laufen zwischen bunt geschmückten Wagen - auf denen immer wieder die Botschaft zu lesen ist: Es gehe um nichts geringeres als Menschenrechte. Auf den Wagen wird gesungen, das Publikum tanzt und feiert kräftig mit. Zuschauer sehen reichlich nackte Haut und den bunten Feder-Kopfschmuck der Dragqueens. Manche eilen auf die mit Glitzer bedeckte Straße und bitten um ein Selfie mit muskulösen Matrosen oder Frauen in Lack und Leder.

Auch am Rande der Parade spielen sich unterhaltsame Szenen ab. So stolziert eine riesige Dragqueen mit nacktem Hintern und Glitzer-Body schnurstracks in eine Parfümerie, begrüßt die Verkäuferinnen herzlich mit Küsschen und kauft ein paar Utensilien zum Nachschminken. Ein Mann steht vor einem Café auf dem Bürgersteig, er trägt nur ein hautfarbenes Höschen und Highheels, ist am ganzen Körper mit einem Leopardenmuster bemalt und lässt sich von der Kellnerin ein "Sektchen" servieren.

Am Tag des zweiten WM-Spiels der deutschen Mannschaft ist auch Homosexualität im Fußball ein Thema. Monate nach seinem Outing wird der frühere Nationalspieler Thomas Hitzlsperger als Vorbild gepriesen. Ein Star der Szene ist auch Conchita Wurst. Mehrere Teilnehmer sind in ihrem Look mit schwarzem Haar und Bart bei der Parade dabei. Die Siegerin des Eurovision Song Contest war am Vorabend schillernder Stargast bei der vom CSD-Verein organisierten "Stonewall"-Gala.

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) steht neben Klaus Wowereit. Um ihre Schultern über dem roten Hosenanzug trägt sie das Geschenk der Veranstalter - eine Regenbogen-Fahne. Wowereit und sie kritisieren politische Diskriminierungen Homosexueller wie das fehlende Adoptionsrecht. Doch Toleranz beginne nicht auf dem Papier, sondern im Alltag: "Das beliebte Schimpfwort 'schwule Sau' gehört runter von unseren Schulhöfen und Sportplätzen", ruft Schwesig - und erntet Jubel und Applaus.

(dpa)
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