Interview "Der Nürburgring hat eine eigene Kraft"

Der Veranstalter des neuen Musikfestivals "Grüne Hölle", Peter Schwenkow, will mit den Fans in einen Dialog treten und einiges verbessern.

Sie werden im kommenden Jahr das Festival "Grüne Hölle" am Nürburgring veranstalten. Was macht Sie so sicher, dass die Fans einer Veranstaltung auf der Rennstrecke und nicht der Marke "Rock am Ring" an anderer Stelle die Treue halten werden?

Peter Schwenkow Eine Marke kann niemals die Kraft haben, die zum Beispiel der Nürburgring hat. Ich bin sehr davon überzeugt, dass es ja nicht darum geht, wer der Promoter der Veranstaltung ist. Es geht darum, wo das Festival stattfindet und welche Künstler dort auftreten. Es würde mich schon sehr wundern, dass der Veranstalter ausschlaggebend dafür ist, ob jemand zu einem Konzert geht oder nicht.

Sie setzen sich am Nürburgring aber in ein gemachtes Nest.

Schwenkow Das ist richtig. Wir profitieren natürlich davon, das ist aber immer so. Andere haben auch davon profitiert, dass ich in Berlin die Waldbühne aufgebaut habe. Das ist soziale Marktwirtschaft.

Was wird die "Grüne Hölle" ausmachen?

Schwenkow Das Festival wird zu 80 Prozent genauso fortgeführt wie "Rock am Ring". Die Musikfarbe, die Künstler und die inhaltliche Ausrichtung werden genauso bleiben, wie sie in den vergangenen Jahren erfolgreich gewesen sind. Mit derselben Anzahl an Bühnen, Zuschauern und Zeltplätzen.

Und was ist mit den anderen 20 Prozent?

Schwenkow Wir haben einige Kritik an "Rock am Ring" im Internet gefunden und wollen nun in einen Dialog mit den Besuchern treten. Als nichtsubventionierte Kulturanbieter sind wir davon abhängig, dass der Fan sich wohlfühlt und die Eintrittskarten kauft. Im September werden wir mehr wissen.

Haben Sie schon Künstler an der Hand?

Schwenkow Ja. Aber wer kommen wird, kann ich noch nicht verraten. Das würde auch keinen Sinn machen, weil manche sagen würden: "Der ist zu rockig" oder "Der passt da gar nicht hin" - wir müssen noch abwarten.

Die Deag hat sich im Konzertbereich einen großen Namen gemacht. Welche Festivalerfahrung bringen Sie denn mit?

Schwenkow Wir bringen Erfahrung über Ossy Hoppe mit, der die "Monsters Of Rock" nach Deutschland gebracht hat. Er war auch eine Zeit lang in einer Partnerschaft mit Marek Lieberberg bei "Rock am Ring" engagiert. Außerdem haben wir Stuart Galbraith an Bord - er hat "Live Aid" miterfunden und die "Hyde Park"-Konzerte veranstaltet. Ich glaube, wir bringen mehr Festivalerfahrung mit als das Team, das bisher am Nürburgring tätig war.

Die "Grüne Hölle" und "Rock am Ring", an einem neuen Standort, könnten parallel am ersten Juni-Wochenende 2015 stattfinden. Droht hier ein Kampf der Giganten?

Schwenkow Nein, denn erst einmal ist es kein Kampf, und zum zweiten steht noch gar nicht fest, wo das Festival von Lieberberg hingeht. Deshalb ist es schlichtweg zu früh, um das zu kommentieren.

Möglicherweise könnte "Rock am Ring" in Mönchengladbach ein neues Zuhause finden. Dann lägen die beiden Festivals nicht einmal 200 Kilometer auseinander - da wird es doch wohl zu einem Wettkampf um die Besucher kommen?

Schwenkow Ich denke, jeder muss mit seinem Konzept gucken, wie er seine Zielgruppe erreicht. Unser Gott ist der Fan, ihn müssen wir überzeugen. Wenn Sie sich beispielsweise die Festival-Dichte in der Schweiz angucken und vergleichen sie mit Deutschland - dann hätten wir hierzulande noch Potenzial für 20 weitere Festivals.

Die Marke "Rock am Ring" ist auch in anderen Ländern sehr bekannt. Warum sollte sich eine internationale Band nicht für das bekanntere Festival entscheiden?

Schwenkow Diesen Punkt kann ich aktuell nicht kommentieren.

Wie haben Sie sich finanziell mit dem neuen Betreiber des Nürburgrings geeinigt?

Schwenkow Wir sind völlig zufrieden: Wir haben eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit vollständiger Transparenz sowie eine hälftige Teilung der Gewinne und Verluste vereinbart.

Der Nürburgring hatte in der Vergangenheit mit finanziellen Sorgen zu kämpfen, musste sogar Insolvenz anmelden. Nun gibt es einen neuen Betreiber. Soll Ihr neues Musik-Festival auch den Ring wieder nach vorne bringen?

Schwenkow Ich glaube nicht, dass der Nürburgring mit seiner neuen Betreibergesellschaft finanziell angeschlagen ist. Ganz im Gegenteil.

CHRISTIAN SCHWARZ FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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