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Immer weniger Erstimpfungen in NRW Praxen wollen rasch Impfung mit Novavax anbieten

Düsseldorf · Am 21. Februar kommt das neue Vakzin nach Deutschland. Kassenärzte-Chef Frank Bergmann hofft, damit Impfskeptiker zu gewinnen. Eine Impfpflicht hält er aus medizinischen Gründen für sinnvoll – und zwar als Pflicht für alle Erwachsenen.

Der Impfstoff von Novavax.

Der Impfstoff von Novavax.

Foto: dpa/Alastair Grant

Die Ärzte im Rheinland setzen Hoffnungen auf den neuen Impfstoff Novavax. „Je breiter die Palette ist, die die Praxen anbieten können, desto mehr Menschen können geimpft werden“, sagte Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. Vielleicht könne man so weitere Bürger für die Immunisierung gewinnen. Er sieht kein Problem darin, dass das Land die Dosen zunächst an die impfpflichtigen Mitarbeiter in Kliniken und Pflegeheimen geben will. „Ich kann das verstehen.“ Zunächst wird NRW voraussichtlich 350.000 Dosen des US-Konzerns erhalten. „Sobald nachgeliefert wird, wird es Zugang für alle geben“, so Bergmann.

Am 21. Februar wird der Impfstoff in Deutschland ausgeliefert. Er ist ab 18 Jahren zugelassen und wird in zwei Dosen mit einem Abstand von drei Wochen gegeben. Das Vakzin enthält ein Spike-Protein des Coronavirus, auf das der Mensch dann mit der Bildung von Antikörpern reagiert. Kritiker der mRNA-Impfstoffe könnte das überzeugen, sich impfen zu lassen. Zugleich enthält Novavax einen Wirkstoff-Verstärker (Adjuvans). Die Wirksamkeit von Novavax gegen eine Infektion liegt bei 90 Prozent, wie die KV aus den Studien zitiert. Die Wirksamkeit gegen Omikron bleibt aber offen.

Laut KV war die Nachfrage nach Corona-Impfungen in der vergangenen Woche rückläufig. Der Anteil an Erstimpfungen liegt in den Praxen nur noch bei acht Prozent. Aktuell sind in NRW 79,4 Prozent der Menschen mindestens einmal geimpft, 53,2 Prozent sind geboostert. „Wir brauchen nicht mehr Impfangebote, sondern wir brauchen mehr Geimpfte“, sagte Bergmann auch mit Blick auf die Einbeziehung der Apotheken. Die wiederum sehen ihre Stunde gekommen, wenn im Frühjahr die Frage der vierten Impfung ansteht. Mit großem Andrang rechnet der Chef des Apothekerverbands, Thomas Preis, wenn der voraussichtlich an die Omikron-Variante angepasste Impfstoff zur Verfügung stehen wird.

Von einer vierten Impfung mit den bekannten Impfstoffen wie in Israel hält weder Bergmann noch Preis etwas. „Der Antikörper-Spiegel geht dann zwar hoch, es ist aber noch offen, wie lange der Effekt anhält“, sagte der KV-Chef. Man warte nun gespannt auf die Biontech-Studien.

Zum Thema Impfpflicht positionierte er sich klar: „Aus medizinischer Sicht spricht viel für eine Impfpflicht. Wenn im nächsten Winter Schulen, Stadien und Gastronomie offen bleiben sollen, brauchen wir eine größere Immunisierung der Bevölkerung“, sagte Bergmann. Von einer Begrenzung der Impfpflicht auf über 50-Jährige hält er nichts: „Wenn wir eine breite Immunisierung der Bevölkerung wollen, macht eine Begrenzung auf einzelne Altersgruppen keinen Sinn.“  Er warnte davor, die Immunisierung durch Ansteckung zu erreichen. „Das ist eine riskante Strategie.“ Omikron dürfe nicht verharmlost werden: Auch hier gebe es schwere Verläufe, die Long-Covid-Folgen seien noch offen.

  Bergmann verteidigte auch die Priorisierung bei PCR-Tests: In der Erkältungssaison mache es wenig Sinn, jeden, der mit einem Schnupfen komme, erst einmal mit einem PCR-Test zu versehen. In NRW seien die Labore mit mehr als 800.000 PCR-Tests in der Woche am Limit.

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