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Erster öffentlicher Auftritt von Dschochar Zarnajew Mutmaßlicher Boston-Attentäter vor Gericht

Boston · Knapp drei Monate nach dem Anschlag auf den Bostoner Marathonlauf haben die Opfer und ihre Familien die erste Gerichtsanhörung des überlebenden mutmaßlichen Attentäters Dschochar Zarnajew erwartet.

Leere Straßen in Boston - Auf der Suche nach dem Bombenleger
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Leere Straßen in Boston - Auf der Suche nach dem Bombenleger

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Foto: ap

Liz Norden, deren Söhne Paul und JP bei der Attacke am 15. April in der US-Ostküstenstadt jeweils ein Bein verloren hatten, wollte wie viele weitere Angehörige an der Verlesung der Anklageschrift am Mittwoch teilnehmen. "Es ist wichtig für mich zu sehen, was passiert", sagte Norden der Zeitung "Boston Herald". "Ich möchte um meines Seelenfriedens willen dort sein."

Die Staatsanwaltschaft hatte alle Opfer und ihre Familien eingeladen, dem ersten öffentlichen Auftritt Zarnajews beizuwohnen. Der 19-jährige Dschochar soll gemeinsam mit seinem älteren Bruder Tamerlan zwei Bomben im Zieleinlauf des Bostoner Marathons gelegt haben. Bei dem Anschlag wurden drei Menschen getötet und mehr als 260 weitere verletzt. Auf ihrer Flucht sollen die aus einer tschetschenischen Familie stammenden Brüder einen Polizisten erschossen haben.

Tamerlan Zarnajew wurde vier Tage nach dem Anschlag bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei getötet, Dschochar wurde schwer verletzt gefasst. Dem jungen Mann werden insgesamt 30 Anklagepunkte zur Last gelegt, darunter vierfacher Mord und der Gebrauch einer Massenvernichtungswaffe.

Auf 17 der Anklagepunkte stehen die Todesstrafe oder lebenslange Haft. Weil Zarnajew vor einem Bundesgericht der Prozess gemacht werden soll, muss US-Justizminister Eric Holder entscheiden, ob die Anklage dort die Todesstrafe fordert.

Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft erklärte, dass sich Zarnajew bei der Anklageverlesung am Mittwoch schuldig oder nicht schuldig bekennen müsse. Ein Termin für den Prozessbeginn steht noch nicht fest.

Die Ermittler waren Tamerlan und Dschochar Zarnajew durch Videoaufnahmen auf die Spur gekommen, die Überwachungskameras am Anschlagsort gemacht hatten. Bei der Suche nach einem Motiv hatte das FBI vor allem eine sechsmonatige Kaukasus-Reise von Tamerlan Zarnajew im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen.

Dort könnte der ältere Bruder mit radikalen Islamisten in Kontakt gestanden haben. Die US-Behörden gehen aber davon aus, dass die Brüder den Anschlag allein geplant und ausgeführt haben.

Dschochar Zarnajew soll vor seiner Festnahme ein Bekennerschreiben an die Innenwand des Bootes gekritzelt haben, in dem er sich vor der Polizei versteckt hatte. Dort soll er den Anschlag laut Anklageschrift als Vergeltung für die US-Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan bezeichnet haben.

"Wer einen Muslim angreift, greift alle Muslime an", habe der 19-Jährige geschrieben. Die Anleitung für den Bombenbau sollen sich die Brüder aus einem Magazin des Terrornetzwerks Al-Kaida besorgt haben.

(AFP)
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