Supermarkteinsturz in Riga Lettlands Präsident fordert Mordermittlungen

Riga · Nach dem Einsturz eines Supermarkts in Lettland mit dutzenden Toten hat der Präsident des Landes, Andris Berzins, die Aufnahme von Mordermittlungen gefordert.

Letten trauern um Dutzende Tote
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"Dieser Fall muss wie ein Mord an zahlreichen hilflosen Menschen behandelt werden", sagte Berzins am Samstag im Fernsehsender LTV. Durch das Unglück am Rande der Hauptstadt Riga am Donnerstag kamen nach jüngsten Angaben mindestens 52 Menschen ums Leben.

Es sei "eine angemessene Reaktion" nötig, sagte Berzins weiter und forderte Ermittlungen "mit größtmöglicher Geschwindigkeit". Das Unglück könne "nicht als Naturkatastrophe oder Pech gewertet werden". "Die Natur hat hier überhaupt keine Rolle gespielt", sagte Berzins.

Durch das Unglück am Donnerstagabend waren mindestens 52 Menschen ums Leben gekommen. Das Dach stürzte plötzlich ein, als hunderte Menschen ihre Einkäufe erledigten. Das Gebäude war erst vor zwei Jahren errichtet worden, auf dem Dach fanden zuletzt Arbeiten zur Begrünung statt.

Die Unglücksursache war am Samstag weiter unklar. Ermittelt wurde in drei Richtungen - Fehler bei der Planung des Gebäudes, Baumängel oder ein Zusammenhang mit den jüngsten Arbeiten auf dem Dach, wo unter anderem ein Kinderspielplatz entstehen sollte.

Eine Sprecherin der betroffenen Supermarktkette Maxima sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass Sicherheitsprüfungen in Lettland, Estland und Litauen angeordnet worden seien. Eine Sprecherin des Baukonzerns Re&Re versprach eine Untersuchung und sprach von einem "Rätsel".

Am Freitagabend sagte Rigas Bürgermeister Nils Usakovs, es würden noch fünf Menschen in den Trümmern vermutet. Etwa 40 Menschen waren gerettet worden. Am Samstagmorgen wurde eine weitere Leiche geborgen. Bei ihrer Suche in den Trümmern wurden die Rettungskräfte von Polizisten begleitet.

Staatstrauer hat begonnen

Am Samstag begann in Lettland eine dreitägige Staatstrauer. Überall wehten Landesflaggen mit Trauerflor. Ministerpräsident Valdis Dombrovskis sprach am Freitagabend im Fernsehen von einem "schweren Tag" für das ganze Land. Für Montagmorgen ist eine Schweigeminute vorgesehen.

Der 19-jährige Überlebende Antons Rjachin sagte, er habe gerade an der Kasse gewartet, als die Decke "binnen Sekunden" eingestürzt sei. "Ich bin hinausgerannt, die Türen waren offen, aber es fiel sehr viel Schutt herunter, der anderen vielleicht den Weg versperrt hat", führte er aus.

Der Einsturz war das schwerste Unglück in dem baltischen Land nach seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991. An der Unglücksstelle stellen Trauernde seit Donnerstag Kerzen auf und legen Blumen nieder, um der Opfer zu gedenken.

"Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich hier bin, aber es scheint mir wichtig zu sein", sagte der Rentner Normunds Andersons AFP. "Falls dort drinnen noch jemand lebt, kann er vielleicht spüren, dass wir hier sind", fügte er hinzu.

Der amtierende Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) telefonierte am Samstag mit seinem lettischen Kollegen Edgars Rinkevics. Er habe "die große Anteilnahme und das tief empfundene Mitgefühl Deutschlands mit den vielen Opfern" übermittelt, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin.

(AFP)
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