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Durchbruch bei Kernfusion Ein unendlicher Strom sauberer Energie

San Francisco/Washington · US-Forscher haben einen historischen Durchbruch auf dem Weg zur Erfüllung des großen Traums von einem endlosen Strom sauberer Energie geschafft. Das staatliche „Lawrence Livermore“-Nationallabor in San Francisco erzeugte bei einem Kernfusion-Experiment eine positive Energiebilanz.

 Ein Techniker überprüft eine Optik in der Trägerstruktur des Vorverstärkers im Lawrence Livermore National Laboratory in Livermore.

Ein Techniker überprüft eine Optik in der Trägerstruktur des Vorverstärkers im Lawrence Livermore National Laboratory in Livermore.

Foto: dpa/Damien Jemison

Zum ersten Mal in der Geschichte gelang es Wissenschaftlern mithilfe der Verschmelzung von Atomkernen mehr Energie zu gewinnen, als in den Prozess hineinzustecken. "Das ist ein Meilenstein, der ohne jede Frage weitere Entdeckungen möglich macht", schwärmte die US-Energieministerin Jennifer Granholm bei Vorstellung des Durchbruchs der Forscher der „National Ignition Facility“ (NIF) am „Lawrence Livermore“-Nationallabor.

Denen war es bei der durch starke Laserstrahlen in Gang gesetzten Kernfusion zweier Wasserstoff-Isotope gelungen, 3.15 Megajoule an Energie zu erzeugen. "Dass wir mehr Energie gewonnen als reingesteckt haben, beweist, was möglich ist", beschreibt Mark Herrmann vom „Lawrence Livermore“-Nationallabor die Bedeutung der Ergebnisse. "Das könnte eine Quelle zur Energiegewinnung in der Zukunft werden."

Wissenschaftler aus aller Welt hatten den Kollegen in Kalifornien bereits zu dem Erfolg gratuliert, als die "Financial Times" und "Washington Post" vorab über die durchgestochenen Ergebnisse berichteten. „Wir sind enorm stolz darauf, dass dies hier in den USA geschehen ist“, freut sich David Edelman, dessen Firma TAE im Bereich der Kernfusion tätig ist. „Das ist ein wichtiger Meilenstein“.

Seit den 1950er-Jahren haben Wissenschaftler vergeblich versucht, Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen zu gewinnen. Den Amerikaner gelang der bahnbrechende Erfolg durch den Einsatz einer Strategie, die unter Experten als „Trägheitsfusion“ bekannt ist. Dabei wird Wasserstoff in einem Hohlraum mit extrem intensiven Laserstrahlen beschossen. Die in einer nur zwei Millimeter großen Kapsel eingeschlossenen Isotope Tritium und Deuterium verschmelzen bei einer Temperatur von knapp 60 Millionen Grad Celsius zu Helium und erzeugen in dem Prozess Energie.

Ein alternativer Ansatz im Wettlauf um die Kernfusion wird im südfranzösischen Cadarache verfolgt, wo der Forschungsreaktor ITER entsteht. Ein internationales Konsortium, dem die Europäische Union, die USA, die Schweiz, Großbritannien, Japan, Südkorea, China und Russland angehören, hat dort Milliarden an Euro investiert, um dort mithilfe gewaltigen Magneten, Plasma aus Wasserstoff-Isotopen so weit erhitzen, dass die Kernfusion einsetzt.

Im Unterschied zu dem erhofften Potenzial der Magnetfeld-Technologie haben die Forscher am staatlichen „Lawrence Livermore“-Nationallabor den praktischen Nachweis einer positiven Energiebilanz geführt. Damit öffnet sich die Tür für eine klimafreundliche Energiequelle, die Öl, Kohle und Gas im großen Stil ersetzen könnte.

Wie gewaltig die möglichen Konsequenzen sind, illustriert ein Vergleich, den Fusionsforscher gern anstellen. Demnach kann ein Gramm Wasserstoff so viel Energie liefern, wie elf Tonnen Kohle. Anders als bei der seit Jahrzehnten zur Energiegewinnung in Atomkraftwerken eingesetzten Kernkraft fällt bei der Kernfusion kein radioaktiver Müll an.

Die USA haben erhebliche Summen in das Versprechen der Kernfusion investiert. Zuletzt durch die Bereitstellung vieler Milliarden US-Dollar im Rahmen der größten Klimagesetzgebung in der Geschichte des Landes („Inflation Reduction Act“). Neben den staatlichen Mitteln flossen im vergangenen Jahr auch 2,83 Milliarden Dollar an privaten Geldern in die Versprechungen der sauberen Energie aus der Kernfusion.

Bei aller Freude über den in Kalifornien erzielten Durchbruchs bleiben die Herausforderungen für Ingenieure und Wissenschaftler enorm. Nach Ansicht von Experten wird es noch viele Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte dauern, bevor Energie aus Fusions-Reaktoren in die Stromnetze eingespeist werden kann.

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