Attentäter stellt Gutachten in Frage Breivik: Ich bin nicht unzurechnungsfähig

Oslo · Der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik verwahrt sich nach Angaben seines Anwalts gegen das psychiatrische Gutachten, in dem ihm Unzurechnungsfähigkeit bescheinigt wird.

Spurensuche auf Utoya
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Odd Ivar Groen sagte der Zeitung "Verdens Gang" vom Samstag, nach Ansicht seines Mandanten enthält das Gutachten "Fehler" und "Lügen", seine Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Die Meinung der Gutachter, wonach er geisteskrank sei, teile Behring Breivik nicht. Er sei der Ansicht, dass die Gutachter "nicht genügend Ahnung von politischen Ideologien" hätten. Sie hielten einige seiner Erklärungen für absonderlich, doch in seinen Augen seien sie das nicht.

Der 32-Jährige hatte am 22. Juli zunächst im Regierungsviertel von Oslo eine Autobombe gezündet und damit acht Menschen getötet. Anschließend eröffnete er in einem Sommerlager der regierenden Arbeiterpartei auf der Insel Utöya das Feuer und erschoss 69 überwiegend jugendliche Teilnehmer. Er wurde am selben Tag festgenommen und sitzt seither in einem Hochsicherheitsgefängnis nahe Oslo in bereits mehrfach verlängerter Untersuchungshaft.

Am Dienstag hatte die Staatsanwaltschaft erklärt, sie werde Behring Breiviks Einweisung in eine psychiatrische Klinik beantragen, sollte die von den Gutachtern festgestellte strafrechtliche Unzurechnungsfähigkeit zur Tatzeit abschließend bestätigt werden. Eine gerichtsmedizinische Kommission soll das Gutachten auf seine wissenschaftliche Korrektheit hin überprüfen und bis Jahresende mitteilten, ob sie sich der Diagnose anschließt.

Der Prozess gegen Behring Breivik sollte eigentlich am 16. April kommenden Jahres beginnen. Sollte er lebenslänglich in eine geschlossene Klinik eingewiesen werden, müsste ein Richter alle drei Jahre über seinen Verbleib entscheiden. Sollte Behring Breivik von seiner Psychose geheilt werden, gibt es zwei Möglichkeiten: Wenn er als Gefahr für die Gesellschaft angesehen wird, käme er ins Gefängnis, wenn nicht, könnte er auf freien Fuß kommen.

Behring Breivik sieht sich auf einem Kreuzzug gegen eine "muslimische Invasion" und die Multikulturalität in Europa. Die Taten vom 22. Juli gibt er zu. Er bekennt sich jedoch nicht schuldig, weil es um eine "schreckliche, aber notwendige Kriegshandlung" gegangen sei. Der Attentäter verfasste ein mehr als 1500 Seiten umfassendes Manifest, in dem er dem Kommunismus den Kampf ansagt, sich mit Israel solidarisiert und eine "konservative Revolution" fordert.

(AFP)
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