Nach Tod der Queen Ehefrau des britischen Königs Charles III. Camilla wird „Queen Consort“

London · Über lange Jahre war Charles' zweite Frau Camilla bei vielen Briten verpönt, man lastete ihr an, seine Ehe mit Diana zerstört zu haben. Aber im Laufe der Jahre erwarb sie sich zunehmend Respekt - auch bei ihrer Schwiegermutter Elizabeth.

König Charles III. und seine Frau Camilla stehen während der Wiedereröffnung in den Gärten des nordirischen Schlosses. (Archivbil)

König Charles III. und seine Frau Camilla stehen während der Wiedereröffnung in den Gärten des nordirischen Schlosses. (Archivbil)

Foto: dpa/Chris Jackson

Nach sieben Jahrzehnten hat Großbritannien eine neue Frau, die es Queen nennen kann - Camilla, die Herzogin von Cornwall, wird jetzt „Queen Consort“, übersetzt etwa „Königin-Gemahlin“ genannt. Es ist ein Titel, den Elizabeth II. selbst im vergangenen Februar vorausgreifend abgesegnet hatte, nach Jahren von Spannungen, die in die Zeit zurückreichen, bevor Camilla Prinz Charles - den nunmehr neuen König - heiratete.

Es war nicht von vornherein selbstverständlich, dass die heute 75-jährige Camilla nach ihrer Hochzeit mit dem Thronfolger eines Tages offiziell zur Queen aufsteigen würde - wenn auch zu einer ohne jede souveräne Machtbefugnisse. Zwar wird die Ehefrau eines Königs traditionell zur Königin gekrönt, doch blieb die Frage von Camillas Titel nach Charles' Thronbesteigung über Jahre hinweg kniffelig. Das lag an Empfindlichkeiten rund um ihren Status als seine zweite Frau - und der Welle von Trauer, die Großbritannien nach dem Tod seiner ersten Frau, Prinzessin Diana, nach einem Autounfall 1997 erfasste.

Charles und die königliche Familie haben in dieser heiklen Angelegenheit vorsichtig agiert. Sie waren sich der andauernden Vorbehalte gegen Camilla als der „dritten Person“ bewusst, die in den Augen vieler die Ehe des designierten Thronerben mit der überaus beliebten Prinzessin Diana zerstört habe. Aber im Laufe der Jahre hat Camilla mit ihrer Umsicht, Bodenständigkeit und Loyalität zu Charles weite Teile der britischen Öffentlichkeit für sich gewonnen.

Als sie und Charles 2005 in einer bescheidenen Zeremonie heirateten, war sie faktisch die neue Prinzessin von Wales - Dianas Titel. Aber sie pflegte stattdessen die Bezeichnung Herzogin von Cornwell, und Offiziellen im Buckingham Palast zufolge ließ Camilla seit Jahren wissen, dass es in ihrem Sinne wäre, „Prinzessin Consort“ anstatt „Queen Consort“ genannt zu werden, wenn Charles eines Tages den Thron besteige.

Es hat indes noch nie eine „Princess Consort“ gegeben, ein Titel, der Berichten zufolge von Offiziellen im Umkreis der Royals vorgeschlagen wurde. Und einen „Prince Consort“ hat Großbritannien nur einmal erlebt: So wurde Albert genannt, der Ehemann von Königin Victoria, die von 1837 bis 1901 regierte.

Andauernde Fragen über Camillas Titel wurden schließlich durch die Queen selbst beantwortet - die damit zugleich quasi offiziell signalisierte, dass ihre Schwiegertochter nunmehr als hochrangiges Mitglied der Familie respektiert und willkommen sei. Auch wurde es als ein Schritt der Queen verstanden, einen reibungslosen Übergang zu einer späteren Herrschaft von Charles zu gewährleisten.

Wenn ihr Sohn eines Tages König werde, „weiß ich, das Sie ihm und seiner Frau Camilla die gleiche Unterstützung geben werden, die Sie mir gewährt haben, und es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass Camilla, wenn die Zeit kommt, als Queen Consort bekannt sein wird (...)“, sagte Elizabeth im Februar 2022, als sie ihr 70. Thronjubiläum beging. Charles seinerseits erklärte, dass er und Camilla sich „zutiefst der Ehre bewusst“ seien.

Die vordem letzte Queen Consort in der britischen Geschichte war Elizabeth, die Frau von George VI., in späteren Jahren als „Queen Mother“ - Königinmutter - bekannt, nachdem ihre Tochter 1952 Monarchin wurde. Der Sitte folgend wird Camilla im Zuge von Charles' Krönung zur Queen gekürt, aber ein solches Zeremoniell für sie könnte auch weggelassen werden.

Die frisch gebackene Queen Consort kam am 17. Juli 1947 als Camilla Rosemary Shand zur Welt, Tochter von Aristokraten mit langjährigen und engen Verbindungen zu den Royals. Sie lernte Charles bei einem Polo-Match 1970 kennen, als sie 23 war und er als begehrtester Junggeselle in Großbritannien galt. Die beiden entwickelten rasch eine enge Beziehung, und im Laufe der nächsten zwei Jahre hatte es Charles wirklich erwischt. Aber die Romanze wurde durch einen achtmonatigen Dienst unterbrochen, den der Prinz bei der Marine absolvieren musste, und während seiner Abwesenheit heiratete Camilla 1973 ihren langjährigen Freund Andrew Parker Bowles.

Das Paar ließ sich 1995 scheiden, kurz, nachdem der noch mit Diana verheiratete Charles in einem explosiven TV-Interview eine Affäre mit Camilla zugegeben hatte. Er und Diana ließen sich im folgenden Jahr scheiden.

Der Prinz und Camilla warteten danach weitere neun Jahre, bis sie schließlich 2005 in einer privaten Zeremonie heirateten. Seitdem hat Camilla Dutzende königliche Aufgaben übernommen. Sie ist Schirmherrin oder Präsidentin von mehr als 90 Wohlfahrtseinrichtungen, hilft im Kampf gegen Analphabetentum, sexuelle und häusliche Gewalt gegen Frauen und für mehr Tierschutz. 2021 hielt sie eine aufsehenerregende Rede, in der sie „die Männer in unserem Leben“ aufrief, sich für Frauenrechte stark zu machen.

Im selben Jahr unterstrich der Buckingham Palast Camillas Rolle als ranghohes Mitglied der Königsfamilie, indem sie zu einer Royal Lady of the Most Noble Order of the Garter erhoben wurde. Das ist der höchste Ritterorden in Großbritannien.

(dpa)
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