Sonsbeck Das Xantener Pesthäuschen ist jetzt eine Ferienwohnung

Klein, aber fein, so gibt sich das Pesthäuschen im spätgotischer Bauweise an der Poststraße, neben der Geschäftsstelle der Sparkasse. Selbst mancher Xantener ist überrascht, weiß Sabine van der List, Geschäftsführerin der Touristinformation Xanten (TIX).

 Am Pesthäuschen: (von links) Christian Strunk, Sabine van der List, Kurt Reintjes und Astrid Fischer.

Am Pesthäuschen: (von links) Christian Strunk, Sabine van der List, Kurt Reintjes und Astrid Fischer.

Foto: Olaf ostermann

"Das Pesthäuschen wurde bislang nicht wahrgenommen", sagt sie. "Ein Neubau im historischen Baustil ist es auch nicht." Erste Erwähnungen in der Stadtgeschichte stammen aus dem Jahr 1591.

Nachdem der Efeu, der das Kleinod aus rotem Backstein verdeckt und auch zusammengehalten hatte, entfernt wurde, begann zunächst eine Bestandsaufnahme der Bausubstanz. "Das Pesthaus war in einem erbarmungswürdigen Zustand. Es bestand sogar Einsturzgefahr", sagte Bürgermeister Christian Strunk gestern bei der Schlüsselübergabe an die TIX. Abriss oder Sanierung waren die Optionen. Strunk: "Heute ist ein Teil der Stadtgeschichte wieder sichtbar."

Ob der schmale Backsteinbau über drei Ebenen tatsächlich der Pflege von Pestkranken oder Leprakranken diente, ist eher zu bezweifeln. "Vermutlich handelte es sich um eine Art Gartenhaus, in dem Kanoniker wohnten", meinte Sabine van der List. Im vergangenen Jahrhundert diente es als Wohnung für Xantener Bürger, wie den Maler Gustav Ruhnau, der in Abständen von 1933 bis 1963 dort wohnte. Auch der Niederrhein-Chronist Werner Böcking nutzte das Haus.

Rund 45 Quadratmeter groß ist die Grundfläche. Je zwölf Stufen im achteckigen Treppenturm führen auf die beiden Ebenen mit Wohn- und Schlafzimmer. Das bedeutete auch in der Einrichtungsphase, dass alle Einrichtungsgegenstände "zerlegbar sein mussten", sagte Sabine van der List. Für Architektin Astrid Fischer war die Sanierung nicht nur wegen der Fassade eine Herausforderung. Der Efeu hatte den Bau völlig umschlungen. "Das Wurzelwerk war in die Fassade gewachsen. Wir mussten den Bau zunächst trockenlegen, den Giebel richten." Der Denkmalschutz war involviert, so dass auch die Gestaltungsmöglichkeiten vorgegeben waren. "Der Innenbau war noch weniger als ein Rohbau", sagte Kurt Reintjes, Leiter des Dienstleistungsbetriebs Xanten (DBX).

Die Sanierungsarbeiten haben die Stadt als Eigentümerin rund 80 000 Euro gekostet. Bürgermeister Strunk sieht es als Ehrenpflicht an: "Wir haben uns dem geschichtlichen Erbe gestellt." Die zusätzlichen Fassaden- und Dacharbeiten lagen bei 20 000 Euro, die aus NRW-Fördertöpfen stammen. "Verwendet wurden gemäß der Auflagen Naturmateralien", sagte Astrid Fischer mit Blick auch die Holzdecke und den Putz des Kamins, der mitten durch den Backsteinbau führt. Zu den weiteren Kosten kommt die Inneneinrichtung nach Maß. Dazu zählen unter anderem das Badezimmer und die kleine Küche im Erdgeschoss. Geheizt wird über eine Gastherme.

Das Pesthäuschen kann bei der TIX gemietet werden. Minimum sind zwei Tage für maximal zwei Personen. Kostenpunkt inklusive Reinigung in der Saison 75 Euro pro Tag, 65 Euro in der Nebensaison. Erste Reservierungen liegen vor. Infos unter 02801 772-200.

Der Standort Poststraße 4 gehört ab sofort in den Reigen historischer Übernachtungsmöglichkeiten wie der Weiße Turm, Mitteltor und Klever Tor. Van der List: "Diese Angebote sind beliebt, wie die Buchungen zeigen." Zu den nächsten historischen Objekten gehören das Schweinetürmchen und der Weberturm, die ebenfalls saniert werden sollen.

(sabi)
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