Engmaschiges Netz zur Kindesbetreuung in Wülfrath Wülfrath stärkt Familien den Rücken

Wülfrath · 2000 Mal ging der Begrüßungsrucksack bereits an junge Eltern. Die Familienmesse ist ein wichtiger Baustein.

 Unterstützung erhalten Wülfrather Familien so früh wie möglich – hier Udo Neumann (vorne), Bärbel Habermann und Gerd Bohnen mit dem Logo.

Unterstützung erhalten Wülfrather Familien so früh wie möglich – hier Udo Neumann (vorne), Bärbel Habermann und Gerd Bohnen mit dem Logo.

Foto: Ja/Blazy, Achim (abz)

Das System „Frühe Hilfen“ zu beschreiben ist vor allem deshalb nicht einfach, weil es vielschichtig ist und sich permanent weiter entwickelt. 2008 initiiert, trafen sich die Akteure aus Jugendamt, allgemeinem sozialen Dienst, Familienzentren, Kreisgesundheitsamt, Schwangerschaftsberatung Esperanza sowie des Freiwilligen Forums jetzt zur 50. Sitzung, um sich weiter um das Wohlergehen Wülfrather Kinder zu kümmern.

Wichtigste Bausteine sind die weit gefächerten niederschwelligen Angebote. Aber auch die seit 2012 stattfindende Familienmesse. „Zunächst gab es sie drei Mal jährlich“, erinnert Gudula Kohn, Leiterin der „Frühen Hilfen“. Der nächste Termin wird Samstag, 28. März, sein. Hier informiert das Netzwerk nicht nur, es macht auch Reklame in eigener Sache – mit Recht. „Gesprächspartner sind über die Vielfalt der Angebote überrascht. Auch beim Infostand stehen die Hilfen im Mittelpunkt“, fasst Bettina Preußner von der Kita Ellenbeek zusammen. Neuerdings gibt es die „Frühen Hilfen“ auch auf Rezept. Wie andere Ärzte sonst auch auf dem grünen, sogenannten Privatrezept ihren Patienten etwas verschreiben, nutzt die Kinderärtzin einen solchen grünen Bogen, um im übertragenen Sinne auf Rezept Überweisungen ans Jugendamt oder eine Beratungsstelle vorzunehmen.

Darauf verzeichnet ist dann beispielsweise der empfohlene Besuch einer Eltern-Kind-Krabbelgruppe, also eine „Idee von der die Kinderärztin denkt, sie wäre gut für das Kind“, wie Gudula Kohn erklärt. Das Format soll im Netzwerk transportiert und auf weitere Kinderärzte ausgeweitet werden.

„Visionen zu entwickeln“ sei und ist das Wesentliche dieses Verbundes, wie Jugendhilfeplaner Udo Neumann, zusammen mit Gerd Bohnen vom Freiwilligen Forum „einer der Väter der Frühen Hilfen“, erklärt. „Die Prozesshaftigkeit ist nie zu Ende“, Kontinuität einzelner Akteure in der Betreuung sei ebenso maßgeblich, ergänzt Gudula Kohn.

Als weitere Besonderheit kennzeichnet die „kritische Betrachtung“ die Netzwerker, erklärt Jugendamtsleiterin Bärbel Habermann. „Nach jeder Aktion gucken wir genau, was wie funktioniert hat. Es ist auch immer die Frage, was wir im Angebot verbessern können“, gibt sie eine Marschroute vor.

Das gilt auch für den Dauerbrenner „Begrüßungsrucksack“. Den gibt es seit 2009 in den Farben rot und blau. „Wir verabreden uns zum Hausbesuch“, erklärt Bärbel Habermann das Prozedere. „Aber wenn Eltern kein Interesse haben, drängen wir uns nicht auf.“

Wichtigste Utensilien im Rucksack sind das Familienbegleitbuch, ein Ordner in dem Rubriken wie Betreuung, Gesundheit und finanzielle Hilfen erklärt werden – und direkt zu den entsprechenden Stellen in Stadt und Verwaltung führen. „Aber wir geben damit unserer Arbeit auch ein Gesicht“, sagen die Frühhelfer. Kuschelente, Kirschkernkissen sind sozusagen das Sahnehäubchen, „die Eltern haben dann schon mal eine Person als Ansprechpartner im Gedächtnis“, weiß Bärbel Habermann. Seit 2009 wurden etwa 2000 Rucksäcke an Wülfrather Eltern verteilt.

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