Dauerleihgabe der Sparkassenstiftung Beyerleins Werke zurück in der Heimat

Willich · Der Künstler Kurt Beyerlein lebte mit seiner Frau Lore in den 30er-Jahren in Schiefbahn. Ein Konvolut seiner Werke ist jetzt im Museum „Kamps Pitter“ zu sehen.

 Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger nahm das symbolische Paket aus den Händen von Siegfried Thomaßen (Sparkasse Krefeld) entgegen.

Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger nahm das symbolische Paket aus den Händen von Siegfried Thomaßen (Sparkasse Krefeld) entgegen.

Foto: Norbert Prümen (nop)

In einem festlichen Rahmen wurden jetzt rund 50 Grafiken des Künstlers Kurt Beyerlein als Dauerleihgabe an die Stadt Willich übergeben. Sparkassendirektor Siegfried Thomaßen als Mitglied im Vorstand der Willicher Kulturstiftung übergab symbolisch einen (leeren) Karton mit rotem Band an die zuständige Beigeordnete der Stadt Willich, Brigitte Schwerdtfeger. Die meisten der Arbeiten werden bis mindestens Ende des Jahres im Heimatmuseum Kamps Pitter, Albert-Oetker-Straße 108 in Schiefbahn, zu sehen sein.

Es ist eine Kette von spannenden Zufällen, die jetzt schließlich im Heimatmuseum endete – vielleicht auch erst vorläufig. Sie begann damit, dass Christa Röhrscheid aus Willich vor drei Jahren während eines Besuchs bei einem Schulfreund in Darmstadt, einem Kunstsammler, auf eine kleine Grafik stieß, die sie faszinierte: „Der Mann auf dem Balkon“. Bei ihren Nachforschungen zur Person von Beyerlein stellten die Röhrscheids fest, dass der 1904 in Mönchengladbach geborene Künstler ein Haus in Schiefbahn besessen und dort gelebt hatte. Sie und ihr Mann Bernd-Dieter Röhrscheid begannen mit der intensiven Recherche zu Beyerleins Leben und künstlerischer Arbeit.

Kurt Beyerlein wurde 1904 in Mönchengladbach geboren. Nach einer Lehre in der Druckerei Kühlen besuchte er die Kunstgewerbeschule in Krefeld und die Kunstakademien Düsseldorf und Berlin. 1941 musste er in den Krieg ziehen. Kurz vor Kriegsende starb er nach einem Unfall bei Aufräumarbeiten. Seine Frau Lore wurde 1901 in Wien geboren und studierte Tanz. Kurt und Lore Beyerlein heirateten am 27. Februar 1927 in Berlin. Als für Lore die Ausübung ihres künstlerischen Berufes unmöglich wurde, siedelten sie zurück an den Niederrhein, suchten und fanden einen Platz, wo sie leben, Tiere halten und Pflanzen ziehen konnten. Ihr „Paradies“, wie sie es nannten, lag in Schiefbahn. Hier malte Kurt Beyerlein, Lore Beyerlein unterrichtete Tanz. In Mönchengladbach war Beyerlein in der Künstlergruppe „Kante“ aktiv, die sich im berühmten „Kabuff“ mitten in Mönchengladbach trafen.

Jutta Saum, Kuratorin der Galerie Schloss Neersen, ist die zweite Frau im Bunde, die einen Anteil an der Entdeckung und Präsentation von Beyerleins Werk hat. Bei der Vorbereitung einer Ausstellung mit Werken des Krefelder Galeristen Fochem erfuhr sie von dessen Witwe, dass es noch ein Konvolut von Beyerlein-Arbeiten gebe. Dank der Sparkassenstiftung sind diese Bilder nun nach Willich zurückgekehrt und werden im Heimatmuseum gezeigt.

Nachdem Christa und Bernd-Dieter Röhrscheid anlässlich der feierlichen Übergabe des Konvoluts den spannenden Weg der Zufälle vorgetragen hatten, unternahm die Kunsthistorikerin Jutta Saum den Versuch einer Einschätzung der Arbeiten von Beyerlein. Sie stellte den Einfluss der zeitgenössischen Tendenzen wie die Neue Sachlichkeit und des Neuen Rheinlandes in den Radierungen, Farb- und Bleistiftzeichnungen fest. Die blockhafte Darstellung der Figuren, die gebrochene, kippende Perspektive, die illusionslose Darstellung reichen an die Ideen eines Otto Dix heran. In Beyerleins Arbeiten gibt es, so führte Saum aus, ein festes Repertoire an Figuren und Gegenständen: den Mann mit Hut, die engen, bedrückenden Räume, das eigene Haus mit Garten als Symbol für den Rückzug, die Schienen, Stellwerke und Bahnhöfe als Symbole für die neue Technik und das urbane Leben. Der Betrachter der beeindrucken Radierungen und Zeichnungen fragt sich unwillkürlich, welche Karriere Beyerlein hätte machen können, wäre er nicht mit 36 Jahren gestorben.

„Kamps Pitter“ ist das Museum der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich. Es liegt auf dem Gelände des St.-Bernhard-Gymnasiums an der Albert-Oetker-Straße 108 in Schiefbahn. Das Museum ist an jedem zweiten Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Sonderöffnung aus Anlass der Ausstellung mit den Bildern von Kurt Beyerlein ist am kommenden Sonntag, 17. November.

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