Bürgermonitor Willicherin wartet seit Monaten auf Rente

Willich · Eigentlich freute sich Jutta van Amern auf ihren Rentenbeginn. Doch die Stimmung schlug schnell um. Bislang bekommt die 65-Jährige nämlich keine Rente. Die Deutsche Rentenversicherung verweist auf fehlende Daten.

 Jutta van Amern aus Willich ist seit dem 1. September dieses Jahres Rentnerin. Rente hat sie bislang allerdings noch nicht bekommen. Sie hält sich mit Ersparnissen über Wasser.

Jutta van Amern aus Willich ist seit dem 1. September dieses Jahres Rentnerin. Rente hat sie bislang allerdings noch nicht bekommen. Sie hält sich mit Ersparnissen über Wasser.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Der 1. September war für Jutta van Amern der Stichtag für den Übergang vom Berufsleben in die Rente. Jahrzehntelang hat die Sozialpädagogin in ihrem Beruf gearbeitet. Zuletzt war sie in der Flüchtlingsarbeit tätig, bevor eine kurze Spanne der Arbeitslosigkeit folgte. Im Hinblick auf die in Kürze einsetzende Rente sah die Willicherin darin allerdings kein Problem. Doch sie wurde eines Besseren belehrt, wie sie am 1. September feststellen musste.

Dabei fing alles ganz normal an, berichtet die Willicherin. Anfang Mai beantragte van Amern ihre Rente. Zusammen mit einer Sachbearbeiterin vom Rentenamt der Stadt Willich wurde alles auf den Weg gebracht. Im Juni erhielt die 65-Jährige daraufhin ein Schreiben von der Deutschen Rentenversicherung aus Berlin – Unterlagen würden fehlen. „Die beanstandeten Unterlagen haben aber nicht gefehlt. Es war alles bereits in dem ersten Paket, das nach Berlin ging, enthalten“, sagt van Amern.

Dennoch stellte sie gemeinsam mit der zuständigen Sachbearbeiterin erneut die entsprechenden angeblich fehlenden Unterlagen zusammen. Alles ging wieder nach Berlin.

Der Stichtag der Rente rückte näher, aber van Amern erhielt keinen Rentenbescheid. Am 17. September gab es stattdessen ein amtliches Formular von der Deutschen Rentenversicherung. Es handelte sich um eine Zwischennachricht zu dem laufenden Antrag. Das Schreiben informierte darüber, dass die Agentur für Arbeit Krefeld/Geschäftsstelle Viersen zur Bearbeitung des Antrages miteinbezogen worden sei. Als Grund wurde die Ermittlung des Arbeitslosengeldes bis Rentenbeginn vom 1. Januar bis 31. August 2019 angegeben.

Für van Amern unverständlich. Schließlich war sie bis zum 31. August 2019 ordnungsgemäß arbeitslos gemeldet gewesen und hatte auch ihr Geld für den Monat August ganz normal erhalten.

Die 65-Jährige wandte sich an ihre Rentenberaterin bei der Stadtverwaltung Willich. Gemeinsam versuchten die beiden, jemanden unter der auf dem Schreiben angegebenen Nummer in Berlin zu erreichen, um nachzufragen. „Ich weiß nicht, wie oft wir es versucht haben. Doch unter der angegebenen Nummer meldete sich niemand. Es gab auch keine Möglichkeit, auf einen Anrufbeantworter zu sprechen“, berichtet van Amern.

Da laut der 65-Jährigen keine weiteren Angaben auf dem Schreiben vorhanden waren, beispielsweise welcher Kundenberater oder welche Abteilung bei der Agentur für Arbeit in Viersen mit dem Fall vertraut war, waren der Willicherin die Hände gebunden. Sie schickte daraufhin eine E-Mail an die Deutsche Rentenversicherung und bat um Aufklärung. Doch eine Antwort gab es nicht, berichtet van Amern. „Bei der Rentenberatung der Stadt Willich hat man sich wirklich bemüht, mir zu helfen, aber auch sie bekam keine Antworten von Seiten der Deutschen Rentenversicherung“, sagt van Amern.

So verging der September. Es gab keine Rente, und die 65-Jährige musste ihre laufenden Kosten vom Ersparten bestreiten. Denn Miete, Strom, Wasser und Co. müssen schließlich weiterbezahlt werden. Die Anbieter interessiert es schließlich nicht, ob es Rentenzahlungen gibt oder nicht. Auch im Oktober tat sich nichts. Hingegen erfuhr van Amern durch Zufall, dass auch andere Willicher mit dem gleichen Problem zu kämpfen hätten.

Als der November begann und es immer noch keinen Rentenbescheid und auch keine weiteren Informationen betreffend den Fall gab, wandte sich van Amern an die Rheinische Post. „Ich habe noch Erspartes, auf das ich zurückgreifen kann. Das hält aber nicht ewig. Was machen Menschen, die keinen Notgroschen zur Hand haben? Wenn sie wegen einer ausbleibenden Rente zum Sozialamt müssen, dauert das auch alles seine Zeit“, empört sich die Rentnerin.

Auf Anfrage der Rheinischen Post teilte die Abteilung Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Deutsche Rentenversicherung Bund nun Folgendes mit: „Unsere Versicherte Frau Jutta van Amern hat einen Antrag auf Altersrente gestellt. Da Frau van Amern zuletzt Arbeitslosengeld bezog, wurden von der Arbeitsagentur die für die Rentenberechnung erforderlichen Daten zum Leistungsbezug angefordert. Nach mehrfacher Erinnerung liegen die Daten zwischenzeitlich vor, so dass wir nunmehr die Rente berechnen konnten. Der Rentenbescheid wurde am gestrigen Tag erstellt und geht Frau van Amern im Laufe der kommenden Woche per Post zu. Die Nachzahlung wird so schnell wie möglich angewiesen.“

Die Willicherin ist nun gespannt, wie es in den kommenden Tagen auf ihrem Konto aussehen wird.

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