Wesel Die Urlaubsberaterin

Wesel · In einer neuen Serie wollen wir mit Menschen über ihren Job sprechen, die sonst selten im Fokus stehen. Zum Beispiel mit Kerstin Schneider. Sie arbeitet in Wesel als Reiseverkehrskauffrau.

 Kerstin Schneider: „Meine Kunden sind anspruchsvoller geworden.“

Kerstin Schneider: „Meine Kunden sind anspruchsvoller geworden.“

Foto: Pia Hitzel

Kerstin Schneider ist gelernte Reiseverkehrskauffrau. Heute leitet die 48-Jährige das Apollo Reisebüro schräg gegenüber der Mayerschen Buchhandlung.

Durch das bunte Bodyboard und die Musik hier im Reisebüro kommt man richtig in Urlaubsstimmung! Reisen Sie selbst viel für Ihren Job?

Kerstin Schneider Bei Seminarreisen und Schulungen lernen wir selbst die Hotels beziehungsweise die Zielgebiete kennen. Durch genau diese Zielgebietskenntnisse können wir die Kunden viel besser und gezielter informieren. Was man selbst kennt, verkauft man natürlich auch besser. Meine Angestellte Astrid Ausserwinkler und ich kennen zusammen nahezu die ganze Welt.

Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Schneider Als Kind wollte ich einen Beruf ergreifen, der etwas mit Tieren zu tun hat. Da ich kein Blut sehen konnte, schied beispielsweise die Tierärztin aus. Nach der Schule habe ich auch ein einjähriges Praktikum im Kindergarten absolviert. Das machte mir allerdings keinen Spaß, also habe ich mich umorientiert.

Wie sind Sie zur Tourismusbranche gelangt?

Schneider Durch Zufall: Eine ehemalige Bekannte erzählte mir von ihrem Job in der Branche. Das klang spannend. Also habe ich eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau absolviert.

Warum liegt Ihr Reisebüro hier in Wesel und nicht zum Beispiel am Düsseldorfer Flughafen?

Schneider Ich bin in Wesel aufgewachsen und habe nach meiner Ausbildung lange in einem Weseler Reisebüro gearbeitet. Mit meinem damaligen Partner gründete ich dann das Apollo Reisebüro. Wir sind zwar nicht mehr liiert, verstehen uns aber weiterhin gut. Und mit der Unterstützung durch meine Angestellte leite ich das Reisebüro so bis heute.

Welche Urlaubsziele liegen im Trend?

Schneider Die Balearen und Kanaren sind wie immer sehr gefragt, aber auch die USA. Im Winter ist Florida beliebt. Auch Ziele wie die Türkei und Ägypten werden nach den politischen Unruhen wieder vermehrt gebucht. Steigende Nachfrage haben wir vor allem bei Kreuzfahrten.

Wie sieht Ihre Zielgruppe aus? Sind die Kundenzahlen durch Online-Reisebüros gesunken?

Schneider Von 18 bis 80 ist queerbeet alles dabei. Nach einem Rückgang in den vergangenen Jahren entsteht momentan ein Gegentrend zu den Internetportalen. Die Leute gehen wieder öfter ins Reisebüro, denn hier haben sie neben der Beratung auch immer einen persönlichen Ansprechpartner, der ihnen bei Problemen hilft. Wir verfügen über jahrelange Erfahrungswerte, mit denen ein unpersönliches Internetbuchungsportal einfach nicht mithalten kann.

Was ist die größte Herausforderung an Ihrem Beruf?

Schneider Die Kunden sind anspruchsvoller geworden. Früher wussten sie genau, wohin sie wollen. Heute wissen das 70 Prozent nicht. Trotzdem muss der Urlaub exakt passen: Das Land, das Hotel, die Verpflegung und der Flug sollen genau den Vorstellungen entsprechen. Außerdem muss dann noch der Preis stimmen. Oftmals vermittelt das Fernsehen völlig falsche Vorstellungen von Urlaubszielen. Wir sind aufrichtig und informieren eingehend über die Gegebenheiten.

Was machen Sie, wenn jemand gar nicht weiß, wohin er will?

Schneider Erst einmal muss ich die Bedürfnisse des Kunden herausfiltern: Soll es ein zum Beispiel ein Strandurlaub werden, eine Kultur- oder Rundreise oder gar ein Aktivurlaub ? Erst dann schlage ich ihm sowohl das Land, die Insel und auch die Hotels vor, die seinen Vorstellungen entsprechen oder eben sehr nahe kommen. Hier wird besonders deutlich, wie wichtig die Zielgebietskenntnisse in unserer Branche sind. Wir benötigen keine Plattform wie Holidaycheck und Co, da wir selbst aus Erfahrung sprechen oder auch durch andere Kunden persönliche Rückmeldungen bekommen.

Kommen Kunden nach ihrem Urlaub nochmal bei Ihnen im Büro vorbei?

Schneider Oft, ja. Und häufig sind es gerade die Kunden, bei denen es sehr einfach war, den passenden Urlaub zu finden, die sich bedanken und Blumen, Gutscheine oder Pralinen vorbeibringen. Die schönsten Momente für mich und meine Angestellte sind einfach die, in denen wir von den Kunden die Bestätigung erhalten, dass wir ihnen zu den schönsten Wochen des Jahres verholfen haben.

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