Mensch & Stadt Zirkus – Schule fürs Leben

Bislich · Grundschüler aus Flüren und Bislich wurden vom „Rondel – Circus for kids“ zu Artisten ausgebildet.

 René Ortmann, Betriebsleiter des „Rondel - Circus for Kids“ hängt am Trapez und lässt eine der jungen Artistinnen durch die Luft schweben. Am Boden schauen weitere Schülerinnen, die zur Trapez-Gruppe gehören, gebannt zu.

René Ortmann, Betriebsleiter des „Rondel - Circus for Kids“ hängt am Trapez und lässt eine der jungen Artistinnen durch die Luft schweben. Am Boden schauen weitere Schülerinnen, die zur Trapez-Gruppe gehören, gebannt zu.

Foto: Michael Elsing

Freud und Leid lagen an diesem Vormittag ganz eng beieinander. Auf der einen Seite verwandelten mehr als 200 Schüler der Grundschulen Bislich und Flüren das Zirkuszelt auf dem Bislicher Dorfplatz in ein Tollhaus – mehr als ein Indiz dafür, wie sehr ihnen das Zirkus-Projekt, das eine Woche lang für ihre Schulen durchgeführt wurde, gefallen hatte. Auf der anderen Seite hatte sich ein kleines Mädchen auf einen Stuhl am Rande der Manege zurückgezogen und vergoss ein paar Tränen. Und das nicht etwa, weil ihr die kleine Artisten-Party, die ihre Mitschüler da feierten, missfiel. Nein, sie war schlichtweg traurig, dass sich die Projektwoche ihrem Ende entgegen neigte.

Zwei unterschiedliche Emotionen, die doch eins vereinte: die Begeisterung, die der „Rondel – Circus for kids“ beim Nachwuchs ausgelöst hatte. Kein Wunder also, dass Katharina Berg, Schulleiterin der beiden Grundschulen, feststellte: „Wenn wir einfach weitermachen würden mit dem Zirkus, die Kinder wären sofort dabei.“ Dass diese Projektwoche ein solch großer Erfolg wurde, war neben den kleinen Stars in der Manege natürlich vor allem dem Team von „Rondel – Circus for kids“ zu verdanken. „Es ist unglaublich, was sie aus den Kindern herausholen. Und es ist genauso bemerkenswert, wie sehr die Kinder ihren Artisten-Trainern vertrauen. Man darf ja nicht vergessen, dass die Zirkus-Leute wenige Tage zuvor noch fremde Menschen für sie waren“, sagte Berg. Rondel-Betriebsleiter René Ortmann gab das Kompliment sofort zurück: „Die Kinder sind die eigentlichen Stars. Und wir staunen jede Woche wieder, wozu sie innerhalb kürzester Zeit fähig sind.“

Ortmann und seine beiden Brüder Marco und Ramon leiten den Zirkus, der seinen ursprünglichen Sitz im niedersächsischen Peine hat. „Wir sind im Zirkus geboren, ein klassischer Familienbetrieb. Unterwegs sind wir in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern“, so Ortmann. Mittlerweile ist der 1994 aus der Taufe gehobene Kinder-Zirkus der „größte Mitmach-Zirkus in Deutschland“, der über insgesamt 19 Mitarbeiter verfügt. Doch bevor sich der Vorhang für die Schüler hob, ein Blick zurück an den Anfang der vergangenen Woche. Da steht zunächst das Training auf dem Programm. René Ortmann übt mit einer Gruppe von Mädchen am Trapez. Die wissen sofort, was sie tun müssen, wenn der „Engel an der Hand“ oder das „Vogelnest“ gefragt sind. Bei allem Spaß kommt auch schon einmal eine etwas direktere Ansage von Ortmann. „Ohne Disziplin und volle Konzentration geht es nicht“, erklärt er.

Die müssen auch die Jungs und Mädchen bei der Fakir-Show an den Tag legen. Becci und Laura sind hier die Trainerinnen und geben ihren Schützlingen gleich mal ein „nicht zu Hause nachmachen“ mit auf den Weg. Denn: Das Streichen der brennenden Fackeln über Hand, Arm und sogar Zunge ist wahrlich nur etwas für den Zirkus. Berührungsängste mit dem Feuer haben die Nachwuchs-Fakire allerdings nicht. Und während die eine Fakir-Gruppe die Manege verlässt und die nächste sich schon parat hält, studiert Ramon Ortmann den Auftritt von Clown „Peppino“ ein. Die vier Jungs machen ihre Sache prima, obwohl der Profi auf jedes Detail achtet.

Die nächste Übungseinheit bestreitet wieder eine reine Mädchen-Gruppe. Akrobat Marco Ortmann betritt die Manege und stemmt die Schülerinnen in die Luft, als würde er Federn nach oben strecken. Atemberaubend! Und nach jedem einzelnen Kunststück, das gehört im Zirkus dazu, wird sich entsprechend präsentiert. Ganz nach dem Motto: „Seht her, wie hab ich das gemacht!“

Vier Vorstellungen, bei denen jeweils nur wenige der 600 Sitzplätze leer blieben, zeigten die jungen Hobby-Artisten. Und das war begeistert. „Es hat stehende Ovationen gegeben“, so Katharina Berg. Und René Ortmann, dem die Kinder am Freitag anlässlich seines Geburtstages noch ein Ständchen sangen und ein Strandtuch schenkten, fügt hinzu: „Die Kinder haben das klasse gemacht. Wir kommen gerne an den Niederrhein, weil auch das Publikum ordentlich Stimmung macht.“ Apropos Stimmung: Die kocht bei der Artisten-Party förmlich über. Als die Kinder passenderweise den Höhner-Song „Jetzt geht’s los, wir sind nicht mehr aufzuhalten“ gemeinsam singen und dabei ausgelassen tanzen, herrscht Gänsehaut-Atmosphäre.

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