Staatsanwaltschaft ermittelt Lkw-Ladungen Asbest-Müll im Wald bei Wesel ausgekippt

Exklusiv | Wesel · Mehrere Lkw-Fuhren mit asbesthaltigem Material sind im Aaper Busch bei Wesel gefunden worden. Der Müll wurde abgeladen und vergraben. Verdächtig ist ein Unternehmer aus Wesel. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

 Ein Schild weist darauf hin, dass es sich beim Aaper Busch um Naturschutzflächen handelt.

Ein Schild weist darauf hin, dass es sich beim Aaper Busch um Naturschutzflächen handelt.

Foto: Sebastian Peters

Mit einem Umwelt-Skandal gewaltigen Ausmaßes beschäftigt sich derzeit die Staatsanwaltschaft Duisburg. Direkt am Naturschutzgebiet Aaper Busch, in der Nähe der RWE-Straße, sind mehrere Lkw-Ladungen asbesthaltigen Materials abgeladen und vergraben worden. Jennifer König, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Duisburg, bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion diese Information. Nachdem der Fall der Staatsanwaltschaft gemeldet wurde, sei man vor Ort auf das genannte Material gestoßen. Die asbestverseuchten Baustoffe seien schon wieder wegtransportiert worden. Eine Fachfirma habe dies übernommen.

„Die Ermittlungen dauern noch an“, betont Jennifer König. Ermittelt werde gegen eine konkrete Person, erklärt die Staatsanwältin. Die Frage sei aber, ob diese Person wirklich verantwortlich sei, ob es weitere Beschuldigte gebe. Der Kreis  Wesel war als Behörde über den Fall ebenfalls informiert, darf aber keine Auskünfte mehr erteilen. Die Akten liegen bei der Staatsanwaltschaft.

Der Aaper Busch befindet sich in Wesel-Obrighoven, direkt an einem alten Lippearm, idyllisch und ruhig gelegen. Mehrere Schilder weisen dort darauf hin, dass es sich um ein Naturschutzgebiet handelt. Bei Joggern, Spaziergängern und Hundefreunden ist das Waldgebiet beliebt. Einzig wegen des Umspannwerkes gibt es dort ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Wegen dieses Werkes liegen auch noch Gleise in der Straße.

Die Ermittler bekamen Hinweise auf den Verbleib des Asbestes und reagierten dann. Beschuldigter in dem Fall ist ein bekannter Weseler Unternehmer. Zumindest offiziell ist nicht bekannt, dass dieser auch in der Entsorgungsbranche tätig ist. Das Unternehmen dieses Weselers soll auch vorher schon einmal in einen Umweltskandal in Dinslaken involviert gewesen sein.

Von Asbest gehen Gefahren für die Gesundheit aus. Nadelförmig ist Asbest etwa in Fassaden und Dachplatten aus Faserzement eingebunden. Wenn das Material zerstört wird, kann Asbest freigesetzt werden. Seit 1993 ist der Baustoff verboten. Die Fasern können Lungenkrebs verursachen. In den Jahren vor 1993 sind in vielen Gebäuden asbesthaltige Platten verbaut worden. In den Sechzigern und Siebzigern waren Asbestfasern beliebtes Baumaterial. Bei Sanierungen von Altbauten kommt es immer wieder zu Asbestfunden.

Unsere Redaktion wurde über einen anonymen Hinweisgeber auf den Fall aufmerksam gemacht. Dieser Hinweisgeber will betont wissen, dass nicht drei oder vier Tonnen Asbest abgeladen wurden, sondern gleich mehrere Lkw-Ladungen. Er macht außerdem darauf aufmerksam, dass eine Person alleine die Entsorgungsarbeit kaum habe verrichten können. Zudem seien von den Asbestplatten auch schwere Gesundheitsgefahren auch für diese Mithelfer ausgegangen. Auch in dieser Hinsicht habe der Unternehmer fahrlässig gehandelt.

Unsere Redaktion besuchte am Dienstag auch den Tatort Aaper Busch. Direkt am Gelände des Umspannwerkes an der Lippe stehen derzeit Kräne. Dort laufen Arbeiten im Auftrag der Firma Amprion, eine Werkstatt wird errichtet. Diese Bauarbeiten haben aber mit den aktuellen Vorwürfen offenbar nichts zu tun. Ein Vorarbeiter an der Baustelle sagte: „Wir haben keine Kenntnis von dem Fall.“ Die Werkstatt wird auf einem alten Tennisplatz hochgezogen. Dafür ist ein Vereinsheim abgerissen worden. „Auch da hatten wir ein paar Asbestplatten, die sind aber luftdicht verpackt und dann ordnungsgemäß entsorgt worden.“ Dass jemand in so großen Mengen Asbestplatten im Aaper Busch entsorgt habe, sei ihm nicht bekannt. Auch Anlieger der abgelegenen RWE-Straße zeigten sich überrascht. Sie hatten noch keine Kenntnis von dem Umwelt-Skandal. „Hier kommen immer mal wieder Leute vorbei, die ihren Schutt abladen – alte Monitore oder Reifen. Aber in so großem Stil ist uns nie etwas bekannt gewesen“, sagte eine Anwohnerin am Dienstagnachmittag.

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