Sonja und Christian Herbers Herzensangelegenheit für das Prinzenpaar

Wesel  · Neben Job, Familie, Kindern und Pferden bleibt nicht viel Freizeit für das Ehepaar Herbers. Nun regiert es zudem noch die Karnevalisten. Auch wenn es für Sonja I. nicht gleich der größte Traum war, wollte Christan I. immer schon Prinz werden.

  Sonja und Christian Herbers freuen sich unter anderem auf das große Prinzentreffen im Düsseldorfer Landtag.

Sonja und Christian Herbers freuen sich unter anderem auf das große Prinzentreffen im Düsseldorfer Landtag.

Foto: Özge Kabukcu

Einmal Prinzessin sein – das wünschen sich viele Mädchen. Für Sonja Herbers (39) sah der große Traum jedoch anders aus. Die Buchhalterin konnte mit Karneval nicht viel anfangen und hat die fünfte Jahreszeit viel lieber im Pferdestall verbracht. Dort hat sie auch ihren Mann Christian kennengelernt. Es hat nicht lange gedauert, bis sie vom närrischen Hobby des Prinzen erfuhr. „Oh nein, er feiert Karneval, war meine erste Reaktion“, sagt Sonja Herbers. Ihm zuliebe hat sie sich schließlich dazu bereit erklärt, das volle Karnevals-Programm von Anfang bis Ende mitzufeiern.

„Ich bin aber nicht in der Prinzengarde des Bürger-Schützen-Vereins Wesel. Ich war eher als Anhängsel mit den anderen Anhängseln unterwegs.“ Aber warum wollte sie dann jetzt doch Prinzessin werden? „Ich feiere mittlerweile sehr gerne Karneval und wollte nicht nur meinen Mann dabei unterstützen, sondern auch dieses Erlebnis und diese Erfahrungen gemeinsam mit ihm teilen.“

Auch wenn Sonja Herbers nicht aus einem traditionell karnevalistischem Hause kommt, hat das Prinzenpaar eins gemein: Ihre Väter waren beide Schützenkönige. Somit hatten sie schon immer einen Bezug zum Vereinsleben. Und das Brauchtum im Winter gefällt ihnen viel mehr als das im Sommer. „Im Karneval geht es viel lustiger zu und es ist alles nicht ganz so ernst wie im Schützenverein“, erklärt Christian Herbers. Königliche Luft haben die Herbers bereits vor ihrer Wahl zum Prinzenpaar schnuppern dürfen. Denn 2010 saßen sie in Blumenkamp auf dem Schützenthron.

In Sachen Karneval bezeichnet sich Christian Herbes als „klassischen Quereinsteiger“. Zwar kannte der 35-Jährige den einen oder anderen, aber eine konkrete Vorstellung von Karneval hatte er nicht. Er ist zwischen den Ortsteilen Lackhausen und Blumenkamp aufgewachsen. Nach seiner Erstausbildung in Duisburg hat er zunächst Rechtswissenschaften an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach und dann an der Fachhochschule Ökonomie und Management in Essen studiert. Seit 2012 ist der Wirtschafts-Jurist Mitglied der Prinzengarde der Stadt Wesel. Fasziniert haben ihn insbesondere die Prinzenpaare und die rot-weißen Uniformen.

Bei einer Sitzung der Kolpingfamilie kam er ins Gespräch mit einem Gardisten, der so gar nicht überzeugend darüber gesprochen habe. „Er hat mir das nicht schmackhaft gemacht. Er hat mir erzählt, wie stressig es sei und wie viele Aufgaben und Termine man im Jahr habe.“

Doch davon hat der heutige Prinz sich nicht abschrecken lassen. Ganz im Gegenteil: Die Neugier wurde hierdurch nur noch gestärkt. Daraufhin hat er sich für die nächste Session als Prinzengardist gemeldet. Die Weseler Prinzenpaare auf vielen Terminen, großen Sitzungen sowie Aufzügen und auch auf der Bühne zu begleiten, das waren für ihn einige seiner schönsten Erfahrungen. „Ich war stolzer Gardist. Das Schöne daran ist, dass man Karneval aus einem ganz anderen Blickwinkel erlebt. Es ist viel mehr, als nur an der Theke stehen, zu trinken und zum Rosenmontagszug zu gehen.“

Herbers gibt zwar zu, dass es in der gesamten Zeit ziemlich stressig ist und kaum Zeit für die Familie bleibt, dennoch würde der Spaß nie zu kurz kommen. „Es ist super schön, wenn man beispielsweise im Bus mit allen unterwegs ist. Es wird gesungen und es werden Dönekes erzählt.“ Vor knapp drei Jahren wurde Christian Herbers zum Kommandeur der Prinzengarde gewählt. „Als kleiner Gardist schaute ich immer schon zum Prinzenpaar auf. Irgendwann wollte ich das auch mal machen.“ Bereits 2015 hatte sich das Paar beworben.

Ursprünglich war es für 2020 geplant, doch CAW-Präsident Thomas Holtkamp machte ihnen den Vorschlag, Prinzenpaar der Session 2018/2019 zu werden. Da Sonja und Christian ein dreijähriges Zwillingspaar hat, war es die Betreuungsfrage, die geklärt werden musste. „Es wäre mit Yannick und Leonie 2020 einfacher zu organisieren. Aber dank der Unterstützung unserer großen Familie, hat das auch so ganz gut geklappt.“

Die Großeltern wohnen in derselben Wohnung, „so müsse man auch keinen größeren logistischen und zeitlichen Aufwand betreiben“, sagt der Prinz erleichtert. Einen geregelten Alltag haben die Herbers trotzdem nicht. Es steht viel an: Neben dem Einkauf, dem Haushalt sowie dem Job und den Pferden müssen sie auch ihren Pflichten als Prinz und Prinzessin nachgehen. Dennoch betont das Prinzenpaar, dass die größte Priorität ihre Kinder haben. „Erst wenn die beiden im Bett liegen, erledigen wir unseren Kram. Davor versuchen wir, so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen.“

Die Vorbereitung begann im April 2018. Ein wichtiger Termin ist die Anprobe der Ornate. Die Roben werden nämlich maßgeschneidert. Hierbei können sie sich für ihr individuelles Design entscheiden. Einzige Vorgabe: Rot und Weiß. Die Prinzessin wollte irgendwas mit Glitzer und Steinchen, beim Prinzen sollte es die traditionelle Strumpfhose sein. Außerdem bereiten die Herbers persönliche Reden sowie kleinere Geschenke vor. Hinzu kommen Friseurtermine und Fotoshootings. Insgesamt sind es vom 11.11 bis zum Aschermittwoch 125 feste Termine. Rund 40 mehr könnten es noch werden. Ein absoluter Höherpunkt ist der Besuch des Düsseldorfer Landtags. Dort treffen sie auch andere Prinzenpaare wie beispielsweise aus Köln und Düsseldorf.

Die Leidenschaft und die Freude, die sie mittlerweile gemeinsam für den Karneval empfinden, ist stark zu spüren. Eine Herzensangelegenheit. „Insbesondere das familiäre- und Zusammengehörigkeitsgefühl ist etwas ganz Besonderes für uns. Hierdurch haben sich wiederum viele neue Freundschaften ergeben. Es ist eine tolle Gemeinschaft geworden, die ich nicht missen möchte“, sagt der Prinz zum Schluss.

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