Kampf gegen Armut Der Bosnien-Helfer

Hamminkeln · Heribert Hölz engagiert sich seit vielen Jahren für die Hilfe in Bosnien. Das von Armut geprägte Land ist von Unterstützung aus dem Ausland abhängig. Hölz nennt das einen europäischen Skandal und ruft die Menschen weiterhin zu Spenden auf.

 Die kroatische Ministerpräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic (l.) ehrte Ende Juni 2019 den  für seine Bosnienhilfe bekannten Heribert Hölz zusammen mit seiner Frau Ursula. 

Die kroatische Ministerpräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic (l.) ehrte Ende Juni 2019 den für seine Bosnienhilfe bekannten Heribert Hölz zusammen mit seiner Frau Ursula. 

Foto: Kroatische Regierung, Dario Andrišek

Bosnienhilfe und kein Ende in Sicht und alle Jahre wieder: Im Kampf gegen die Armut im eigentlich reichen Europa sind Spenden weiterhin bitter nötig, um das Überleben der Menschen zu sichern. Dafür muss auch immer wieder für die Notwendigkeit der Hilfen sensibilisiert werden, so wie es in der Vergangenheit zum Beispiel in der Grundschule Hamminkeln getan wurde. Dort machte Bosnien-Helfer Heribert Hölz (78) einen aufrüttelnden Besuch im letzten Jahr. Der Spendenfluss dürfe nicht versiegen.

Hölz ist unermüdlich und auf seine ureigene hilfreiche Art so etwas wie legendär. Er weiß um die Gratwanderung. „Ja, der Herr Hölz meldet sich mal wieder. Ach Gott, schon wieder. Aber es muss sein. Wenn die Menschen von hier dort leben müssten, wo ich seit 29 Jahren hinfahre – natürlich aktuell nicht wegen der Corona-Pandemie – dann könnten sie mich besser verstehen“, sagt der ehrenamtlich tätige, ehemalige Sozialarbeiter der Caritas Duisburg, den manche „den Caritäter“ nennen. Dann spricht er zum Beispiel gemeinsam mit Hamminkelner Grundschülern über das Leben in Bosnien, die ihrerseits eine wohltätige Aktion gegen die nie endende Armut derer organisieren, für die Hölz unermüdlich Öffentlichkeit herstellt.

„Denn“, so ergänzt Hölz, „die Armut ist immer dieselbe! Damit wir uns richtig verstehen, viele Menschen, die die Bosnienhilfe dort unterstützt, haben eine Rente von 50 Euro. Unglaublich, aber wahr.“ Der Neukirchen-Vluyner, der im ganzen Kreis Wesel und in Duisburg unermüdlich Spenden akquiriert, hat da eine klare Haltung: „Diese Armut ist ein europäischer Skandal, und der liegt vor unserer Haustür.“ Zu dieser niederschmetternden Situation kommt jetzt noch die aussichtslos scheinende Lage im Flüchtlingslager bei Bihac im Nordwesten von Bosnien. Dort leben verzweifelte Familien mit Kindern in Matsch, Schlamm und Dreck. Mit Hilfe der Caritas auch vom Niederrhein wurde dort von Mutter-Teresa-Ordensschwestern eine Suppenküche eingerichtet, die täglich ein warmes Essen für die verzweifelten Menschen kochen.

„Wir unterstützen nach Kräften diese Arbeit, weil wir absolut sicher sind: Diese Hilfe kommt an. Wir stehen in ständigem Kontakt mit den dort arbeitenden Caritas-Mitarbeitern. Ich selbst war öfter in Bihac und kenne diese Gegend ziemlich gut. Ich weiß, wie notwendig diese Hilfe ist“, sagt Hölz. Aber die Palette der Hilfe sei wesentlich größer, erklärt der Mann, der am ganzen Niederrhein seit 29 Jahren als Unterstützer tätig ist – seit seiner Pensionierung im Jahre 2007 ehrenamtlich, jeden Tag. Seine Frau Ursula hilft kräftig mit. „Wer kennt nicht ihre jahrelange Marmeladenproduktion. Weit über 70.000 Gläser selbstgemachte Marmelade hat sie für den guten Zweck hergestellt“, berichtet er.

Was nun? Jetzt in der Corona-Pandemie sei vieles nicht mehr möglich, er sei jetzt sogar mehr auf Hilfe angewiesen als vor der Corona-Zeit. Seine Erfahrung ist, dass er auch im hohen Alter ein Hoffnungsträger für viele Menschen ist, während andere Helfer gegangen sind. Manche Organisationen, die früher in Bosnien geholfen haben, auch aus anderen Ländern, haben aus welchen Gründen auch immer ihre Arbeit eingestellt. Ihre Unterstützung fehlt. Deshalb erreichen Hölz immer wieder Bitten aus Bosnien, etwas zu tun. Im letzten Jahr schrieb der Caritasdirektor von Banja Luka an den Kreis-Weseler: „Ihre Hilfe war ein Lichtstrahl in der Dunkelheit.“ Das drückt in einem kurzen Satz alles aus. Hölz selbst hält es mit Worten der Mutter Teresa: „Ich weiß, dass das, was ich tue, nur ein Tropfen im Ozean ist. Gäbe es diesen Tropfen aber nicht, würde er im Ozean fehlen.“ Solche Worte treiben ihn und seine Frau an, immer und immer wieder um Spenden zu bitten, die ankommen an den Orten der Not.

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