Ringenberg Extrem produktive Zeit für die Kunst

Hamminkeln · Gudrun Bott und Marcus Lütkemeyer beendeten am Donnerstag ihre Zeit am Schloss Ringenberg. Ihre Bilanz nach 20 Jahren erzählt von Kreativität, vielen Begegnungen und mühseliger Aufbauarbeit.

 Sie nahmen Abschied: Marcus Lütkemeyer und Gudrun Bott.

Sie nahmen Abschied: Marcus Lütkemeyer und Gudrun Bott.

Foto: Thomas Hesse

Das war’s nach 20 Jahren. Am Donnerstag drehten Gudrun Bott und Marcus Lütkemeyer nicht nur symbolisch den Schlüssel zu Schloss Ringenberg um. Die Künstlerische Leiterin der Derik-Baegert-Gesellschaft und der freiberufliche Projektkurator schritten dann tatsächlich zur Schlüsselabgabe. Damit endeten die Ausstellungs- und Projekttätigkeit sowie die Stipendiatenaufenthalte im deutsch-niederländischen Austausch endgültig. Die Förderung verschiedener Euregio-Projekte und die Unterstützung junger Künstler ist ausgelaufen. Ein bisschen Wehmut war auch dabei – und der Blick auf einen der Lieblingsplätze der beiden Experten im Schatten des Bildhauer-Ateliers im Nordflügel.

„Wir sind dankbar für 20 Jahre Arbeit mit den Künstlern und für die Kunst“, sagte die Düsseldorferin Gudrun Bott. Sie und der Münsteraner Marcus Lütkemeyer haben knapp 180 Stipendiaten betreut, international ausgerichtete Projekte organisiert, die sma:x, plugin oder Transistor hießen und Ausstellungen junger und teils avantgardistischer Kunst ausgerichtet. Sie haben eine kreative Achse zu den Niederlanden geschmiedet, von dort Stipendiaten ins ländliche Ringenberg geholt. Dort wohnten und arbeiteten die Künstler, die Zukunft haben und hatten. Bott und Lütkemeyer hatten sich erfolgreich der Spitzenförderung verschrieben und Entwicklungsmöglichkeiten geschaffen, was immer wieder bei den Ausstellungen in den hohen, räumlich reizvollen Zimmern zu Aha-Erlebnissen führte. Es gab Workshops mit Jugendlichen, aber auch den Austausch mit großen Museen in Amsterdam oder Maastricht.

Die Mischung, die das Projekt Schloss Ringenberg insgesamt bot, war einmalig in der Kunstszene. Der grenzüberschreitende Netzwerkgedanke mit Künstlern, Kuratoren und Museen, der allem zugrunde lag, war stets Basis und wurde bis zum Schluss verfolgt. Und wird es weiter. Ein Alumnitreffen mit rund 100 Teilnehmern zeigte letztes Jahr, dass er lebt und auch in der Zeit nach Ringenberg weitergesponnen werden soll.

Bott und Lütkemeyer machten so das Schloss Ringenberg mit anspruchsvoller Kunst überregional bekannt. „Es war eine extrem produktive und erfreuliche Zusammenarbeit über 20 Jahre“, sagen sie. Ihnen gelang es, Kontinuität zu schaffen und eine Betreuungsstruktur zu entwickeln, die die jungen Künstler schätzten. Nicht immer einfach war der Ort Ringenberg, besonders in Sachen Mobilität taten sich manche kreative Großstadtmenschen auf dem Dorf schwer.

In Hamminkeln selbst fand der elitäre Ansatz nicht immer Widerhall, so mancher verlangte mehr Volksnähe. Die wurde bei Kunstfahrten, Sommerfesten oder Ateliergängen auch gesucht. Doch es war auch eine besondere Welt, die sich in den Schlossateliers auftat, was wiederum an den Fördergeldbedingungen lag. Die beiden Experten berichteten zum Abschied, wie schwierig es seit dem Beginn im Jahr 2000 gewesen sei, die finanzielle Seite des Vorhabens zu stemmen und entsprechende Gelder zu akquirieren. Zum Schluss gab es sogar selbstverordnete Gehaltskürzungen, um den Fortgang zu sichern.

Die Unterstützung der Stadt, besonders von Ex-Bürgermeister Holger Schlierf, wird besonders gelobt, ebenso die Baegert-Gesellschaft. Nun das Ende einer künstlerischen Ära. Um den Erhalt des Kulturortes zu sichern, raten Bott und Lütkemeyer: „Es muss dringend saniert werden.“

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