Aktion im Grafschafter Museum Moers Kunst kommt für 50 Tage unter die Erde

Moers · Zum Internationalen Museumstag ist am Moerser Schloss ein großes Projekt gestartet. Dessen Ergebnis soll eine Kunsttour zu Punkten am niedergermanischen Limes werden. Er soll zum Unesco-Welterbe werden.

 Ran an die Spaten! Die Künstlerinnen Sigrid Neuwinger, Heike Wirtz, Margareta Detering, Simone Jacobsen und Gudrun Kleffe mit (rechts) Museumsleiterin Diana Finkele. 
  Foto: Prümen

Ran an die Spaten! Die Künstlerinnen Sigrid Neuwinger, Heike Wirtz, Margareta Detering, Simone Jacobsen und Gudrun Kleffe mit (rechts) Museumsleiterin Diana Finkele. Foto: Prümen

Foto: Norbert Prümen

Der niedergermanische Limes soll Unesco-Weltkulturerbe werden. Teile des Limes im Süddeutschen Raum sind bereits unter Schutz gestellt. Zur Römerzeit vor zwei Jahrtausenden lief dieser Grenzwall entlang des Rheins von Köln bis zur Nordsee, um das Römische Reich vor den Germanen zu sichern, die östlich des Rheins siedelten. 14 Künstlerinnen der Gruppe Tanedi, die zwischen Moers und Xanten leben, hatten im Sommer 2020 die Idee, das Teilstück des niedergermanischen Limes stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, zumal es Römerlager in Asberg (Asciburgium) und in Xanten (Colonia Ulpia Traiana) gab.

Zum Internationalen Museumstag am Sonntag, an dem das Grafschafter Museum im Moerser Schloss nach dreiwöchiger Pandemiepause wieder öffnete, vergruben sie Kunstwerke in einem Gewölbe im Innenhof des Moerser Schlosses, um sie in sieben Wochen wieder ans Tageslicht zu holen, sie so sichtbarer zu machen und an Punkten zwischen Moers-Asberg und Xanten entlang des Limes zu platzieren. „Wir wollen durch das Mittel der Kunst Vergangenes und Gegenwärtiges betrachten“, sagte Gudrun Kleffe als Tanedi-Sprecherin. „Wir wollen nach damaligen Werten und heutigen Bezügen fragen, um so einen veränderten Blick auf die Vergangenheit der Region zu werfen.“

Die Künstlerin aus Asberg vergrub am Sonntagvormittag zum Beispiel einen Helm, den sie aus Material für Schutzwesten gefertigt hatte. Diesen hatte sie mit Münzen dekoriert, die aus der Zeit vor dem Euro stammten, also vor 2002, und in Ländern entlang des Limes gewechselt wurden, zum Beispiel France in Frankreich, Gulden in den Niederlanden oder Mark in Deutschland. „50 Tage in der Erde verändern die Artefakte“, blickte Margareta Detering auf die nächsten sieben Wochen.

Dabei wählten alle 15 Künstlerinnen und Künstler Materialien aus, die in der Erde, die auf den Steinboden im Gewölbe südöstlich des Schlossturms aufgebracht worden war, bestehen bleiben, aber Patina ansetzen, so wie die Künstlerin aus Neukirchen-Vluyn. Sie legte Weihesteine in den Boden. „Sie waren vor zwei Jahrtausenden ein Massenprodukt“, erzählte die Künstlerin. „Sie wurden den Göttern aus Dank geweiht, wenn ein Wunsch oder eine Bitte in Erfüllung gegangen waren.“

Am 4. Juli treffen sich die Künstler im Gewölbe im Innenhof des Moerser Schlosses wieder, zu denen neben den Künsterlinnen der Gruppe Tanedi-Kunst auch Künstler der Gruppe „Gemeinschaft Krefelder Künstler“ und der „Stichting Kunst in Millingen aan de Rijn“ zehn Kilometer nördlich von Kleve zählen. Dann holen sie voraussichtlich ab 11 Uhr ihre Artefakte wieder ans Tageslicht, eingebettet in einen kleinen Festakt, der noch nicht endgültig geplant ist. Sie wollen die Artefakte an 24 Punkten zwischen Moers und Xanten platzieren, meistens geschützte Punkte im öffentlichen Raum, zum Beispiel Eingänge der Kirchen oder Eingangsbereiche von Filialen der Sparkasse am Niederrhein und der Volksbank Niederrhein.

Kunstinteressierte können ab dem 4. Juli die Strecke nach einer Karte mit dem Fahrrad von Moers-Asberg nach Xanten und zurück abfahren. Sie können die fast 100 Kilometer lange Limes-Kunsttour in mehrere Etappen einteilen und dabei auch die Eisenbahn einsetzen, um Teile abzukürzen, zum Beispiel den Weg von Moers nach Xanten.

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