Hamminkeln Der Mann der Tat rollt gern

Hamminkeln · Helmut Wisniewski hat für das Dingdener Bergrennen einen ferrari-roten Flitzer gebaut. Der soll ihn aufs Treppchen rollen. Dem USD-Ratsherrn, der als Freibad-Freund Ökostrom produziert, gehen die Ideen nicht aus.

Seit dreieinhalb Jahren ist der gelernte Stahlbauschlosser Helmut Wisniewski (63) nun schon Rentner. Doch Müßiggang ist nicht die Sache des Mannes der Tat. Als USD-Ratsherr macht der Oberhausener, der in Dingden zu Hause ist, das ganz Jahre über Politik. Als Vorsitzender des Freibadvereins hat er auch im Herbst jede Menge zu tun.

Der Klub hat die städtischen Dächer entdeckt, gewinnbringend Sonne zu tanken. Und jede freie Minute verbringt er in seinem Keller, um CO2-freie Fantasie-Räder zu bauen, die auch ohne Antrieb ins Rollen kommen. Der 63-Jährige hat das Dingdener Bergrennen ersonnen. Das zweite Spaß-Rennen für furchtlose Piloten geht am Samstag, 22. Oktober, ab 14 Uhr auf die Piste Krechtinger Straße. Klar, dass "Ben Wisch", wie mache Alt-Genossen den sozialen Demokraten, der mal in der SPD war, mit ironischem Unterton nennen, höchstselbst mit einem einmaligen Drahtesel an den Start geht.

Das, was er dafür brauchte, fand sich im Keller seines Häuschens: vier Fahrradreifen, ein paar Bretter und ein Topf ferrari-rote Farbe. Die reichte aber nur noch für die Oberfläche. Aus den Zutaten hat der Mann, der 30 Jahre lang beim städtischen Bauhof irgendwie alles mal gemacht hat, ein konkurrenzfähiges Gefährt gebrettert, das ihn am Dingdener Berg aufs Podest rollen soll. Gesteuert wird mit den Füßen oder Handseilen, an denen früher Rollladen hoch oder runter bewegt worden sind.

Die Bremse ist eine Eigenkonstruktion - eigenhändig geschweißt. Während sein Rennross werbewirksam im Eingang des Freibades parkt, ist er nun damit beschäftigt, für seinen Neffen das rollende Bett flott zu machen, das es bei der Premiere im Vorjahr nicht bis ins Ziel geschafft hat. "Helmut hilft", wenn Not am Mann ist.

So hat er am neuen Friedhof Am Bokern mit Hand angelegt und so mit dafür gesorgt, dass die politisch umstrittene Einsegnungshalle kam. Auch das 6,30 Meter große Kreuz auf dem Friedhof ist sein Werk. Der Ratsherr Wisniewski ist kein Mann großer Reden. Er verkörpert den häufig zitierten "kleinen Mann", der ohne Umschweife zum Punkt kommt. Er gehörte 1989 zu denen, die mit den SPD-Genossen brachen, um fortan ihr eigenes Ding zu machen.

Mit Erfolg: USD-Mann Wisniewski hat von Wahl zu Wahl in der CDU-Hochburg Dingden ein Direktmandat geholt. Als Personalrat genoss er einst das Vertrauen seiner Kollegen, ist seit Jahrzehnten überzeugter Gewerkschafter und erinnert sich noch gern an den Tag, als eine orange Wagenkolonne durchs Dorf rollte zum Warnstreik für ein paar Prozent mehr in der Lohntüte. Das ist Vergangenheit.

Heute tankt der freie Rentner Ökostrom - natürlich nicht für sich, sondern fürs Freibad. Und er schraubt im Keller flotte Fantasie-Räder. Wenn das Bergrennen gelaufen ist, geht?s gleich weiter. Denn beim Rosenmontagszug will er mit den Nachbarn vom Ahornweg wieder laufradelnd an den Start gehen.

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