Birthes Büdchen in Perrich Ärger um Couch auf Deich

Perrich/Wesel · Der Kiosk Birthes Büdchen hat Post vom Deichverband bekommen. Der Deich soll Schaden nehmen.

 Birthe Ledwig mit ihrem Vater Lutz Bärensprung hinter der Couch.

Birthe Ledwig mit ihrem Vater Lutz Bärensprung hinter der Couch.

Foto: Sebastian Peters

Der Kiosk „Birthes Büdchen“ hat beste Lage, direkt am Rheinufer im kleinen Dörfchen Perrich. Für Radfahrer am Rhein war er seit der Eröffnung im Mai 2017 eine beliebte Anlaufstelle. Weit über Perrich hinaus war der Kiosk bekannt für eine markante Sitzgelegenheit: Oben am Deich hatte Betreiberin Birthe Ledwig (44) eine Couch aufgestellt, mit prächtigem Niederrhein-Panorama. Diese Couch soll aber nun verschwinden. Birthe Ledwig berichtet, sie habe Post vom Deichverband bekommen, der sie schriftlich aufgefordert habe, die Couch nicht mehr aufzustellen. Schon im Oktober hatte sie das Schreiben erreicht, nun machte Birthe Ledwig es öffentlich. Sie sagt: „Die Couch ist Kult, wenn ich die nicht mehr aufstellen darf, dann möchte ich den Kiosk auch nicht mehr öffnen.“

 Beste Lage, direkt am Rhein: Birthe Ledwig und ihr Vater Lutz Bärensprung auf der Couch.

Beste Lage, direkt am Rhein: Birthe Ledwig und ihr Vater Lutz Bärensprung auf der Couch.

Foto: Birthes Kiosk

Der Fall sorgt im kleinen Dorf für erhöhte Aufmerksamkeit. Berthold Schwenke, Geschäftsführer des Deichverbandes Duisburg/Xanten, bestätigt den Vorgang und erläutert die Hintergründe. Es habe Querelen in der Nachbarschaft gegeben. Der Familie Ledwig habe er nur die Duldung für eine Couch gegeben, dann aber seien, so wurde ihm berichtet, eine zweite Couch und ein Stehtisch aufgestellt worden. Teilweise hätten Scherben auf dem Deich gelegen.

 In Birthes Büdchen gibt es die Tüte „Gemischtes“ ebenso wie Getränke, Snacks und Gebäck.

In Birthes Büdchen gibt es die Tüte „Gemischtes“ ebenso wie Getränke, Snacks und Gebäck.

Foto: Birthes Kiosk

Parallel habe ein anderer Anwohner den Antrag bei der Bezirksregierung gestellt, ebenfalls auf dem Deich Stühle und Sitzmöbel aufstellen zu dürfen. „Da mussten wir reagieren, da bekam das eine andere Qualität“, sagt Schwenke, der darauf verweist, dass sein Verband für die Qualität des Hochwasserschutzes zuständig sei. Er setzt auf Einvernehmen in der Nachbarschaft, denn generell finde er die Idee mit der Couch ja gut. „Wir sehen das positiv.“ Bei Einvernehmen könne die Duldung wieder ausgesprochen werden.

Birthe Ledwig verweist auf den großen Rückhalt. Auch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (SPD) saß schon auf der Couch. Kindergarten und Turnverein waren da, es gab eine Krimilesung vor Ort. Ein Radiosender wählte Birthes Büdchen zuletzt sogar zum besten Biergarten im Kreis Wesel. Die steigende Popularität hatte aber auch eine negative Seite; immer mehr Bekanntheit sorgt für mehr Gäste. Von einigen wenigen Nachbarn habe es deshalb Kritik gegeben, räumt Birthe Ledwig ein. Sie habe immer alle notwendigen Genehmigungen eingeholt. Es sei nie übermäßig laut.

Absurd ist die Kritik an der Couch aus Sicht von Birthe Ledwig, weil 200 Meter weiter eine echte Bank steht. Um die zu erreichen, muss man ebenfalls über den Deichweg laufen. „Der Deich ist doch für alle da“, sagt die Kioskchefin. „Wir können die Leute ja auch nicht davon abhalten, auf ihm zu gehen.“ Ihr Mann würde den Deich immer wieder pflegen, habe schon Rasen gesät und würde das Grün im Winter auch Gießen – im Sinne des Deichschutzes.

Birthe Ledwig ist Geschäftsführerin des Kiosks, mit halber Stelle aber auch als Krankenschwester tätig, ebenso wie ihr Ehemann Claudius, der sich um das Handwerkliche am Kiosk mit angeschlossenem Büdchen kümmert. Sie haben zwei Kinder. Im Kiosk selbst ist Senior Lutz Bärensprung (76), Vater von Birthe Ledwig, tätig. Er ist traurig über die Entwicklung. Ihm liege das Verkäufergen im Blut, sagt Bärensprung. „Im Alter habe ich noch mal eine Sache gefunden, die mir große Freude macht.“ Schließlich kämen jeden Tag Radfahrer vorbei, oft aus weiter Ferne. Sie reisen von der Quelle in der Schweiz bis zur Mündung in den Niederlanden. „Die haben immer Geschichten zu erzählen.“ Eine der kuriosesten Geschichten sei gewesen, dass Reiter aus Duisburg mit ihren Pferden plötzlich am Kiosk standen. „Fünf Stunden sind die aus Duisburg bis nach Perrich geritten, haben bei uns was getrunken und sind dann wieder zurück.“

„An 210 Tagen im Jahr haben wir geöffnet, zehn Stunden am Tag“, sagt Birthe Ledwig. Sie hofft darauf, dass sich mit den Nachbarn ein Kompromiss finden lässt. „Wir wollen nur dann aufmachen, wenn die Nachbarn es zulassen.“ Lutz Bärensprung berichtet, dass sich schon eine Fußgruppe gemeldet habe, die im Gindericher Karneval als Birthes Büdchen laufen will. „Ganz Ginderich, Büderich, Perrich und Werrich stehen auf unserer Seite“, sagt der 76-Jährige.

(sep)
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